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Medizin-Nobelpreis geht an drei Genforscher

(ral). Den Nobelpreis für Medizin teilen sich in diesem Jahr die US-Amerikaner Oliver Smithies und Mario Cappecchi sowie der Brite Sir Martin Evans. Wie am Montag in Stockholm bekannt gegeben wurde, erhalten die Forscher das Preisgeld von insgesamt 1,1 Mio. Euro für ihre Arbeiten zum Gen-Targeting. Mit dessen Hilfe ist es heute möglich, Knock-out-Mäuse zu schaffen und darüber die Funktion einzelner Gene zu erforschen.

Die Methode des Gen-Targetings nutzt die sogenannte homologe Rekombination, das heißt die Fähigkeit des Austausches von DNA unter den Chromosomen. Sie ist Grundlage der Vielfalt biologischen Lebens, wobei in der Natur nur ein Austausch von bereits in den Chromosomen vorhandenem genetischem Material möglich ist. Cappecchi und Smithies entdeckten – unabhängig voneinander – dass die Technik künstlich dazu genutzt werden kann, um fremde DNA in das Erbgut einzuschleusen und somit genetisch veränderte Lebewesen zu erschaffen.

Evans Forschungsarbeiten konzentrierten sich auf embryonale Stammzellen. Nach der Entdeckung, dass sich Stammzellen in praktisch jede Zellart weiterentwickeln können, setzte sich Evans zum Ziel, Stammzellen als Vehikel zu nutzen, um Genmaterial in die Keimzellen von Mäusen einzubringen. Nachdem ihm dies gelungen war, begann er damit, die Stammzellen genetisch zu verändern. Im Jahr 1986 waren die Voraussetzungen für die Bildung der ersten genetisch veränderten embryonalen Stammzelle gegeben.

Capecchi und Smithies hatten gezeigt, dass durch homologe Rekombination gezielt Gene verändert werden können, Evans hatte mit den Stammzellen das dafür benötigte Vehikel geschaffen. Nun konnte man beide Ansätze miteinander kombinieren und 1989 dann auch erste Erfolge beim Versuch, genetisch veränderte Mäuse zu schaffen, publiziert werden. Seitdem ist die Zahl derartiger Knock-out-Mäuse exponentiell gewachsen. Mehr als 10.000 Gene, etwa die Hälfte aller Säugetiergene, wurden bereits mittels Gen-Targeting verändert, und weitere Gene werden folgen, wie das Nobelpreiskomitee in der Begründung der Preisvergabe ausführte.

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