Prisma

Orthokin-Therapie

Arthrosepatienten profitieren von eigenen Proteinen

Bei multipler Sklerose wird das Nervensystem von körpereigenen Immunzellen angegriffen. Wie die Zellen dabei genau vorgehen, ist noch nicht im Detail bekannt. Einen möglichen Mechanismus haben nun jedoch Münchner Wissenschaftler aufgedeckt.

Im Blut von MS-Patienten haben die Forscher Antikörper gefunden, die sich gegen ungeschützte Stellen der Nervenfasern richten. Wird ein Nerv angeregt, springt das Signal von Schnürring zu Schnürring, da dort die dafür nötigen Kanäle lokalisiert sind. Neurofascin ist wichtig, um diese Kanäle an den Schnürringen zu konzentrieren. Das Protein kommt in zwei Formen vor. NF 186 sitzt in den Ranvierschen Schnürringen, NF 155 gehört zu den benachbarten Zellen des Myelins und verankert die Myelinfasern an den Nerven. Die im Blut der MS-Patienten gefundenen Antikörper erkennen beide Formen des Proteins. Bei Tests an Zellkulturen blockierten die Antikörper die Nervenleitung, während sie im MS-Tiermodell die Nervenfasern schädigten und so die Krankheitssymptome verschlimmerten. Die Wissenschaftler sehen in ihrer Entdeckung einen möglichen neuen Therapieansatz. Allerdings wohl nicht für alle MS-Patienten, da die Antikörpermenge stark variiert. ral

Quelle: Pressemitteilung der Ludwig-Maximilians-Universität München vom 11.9.2007

Mit dem Laser lassen sich heute bereits Fehlsichtigkeiten korrigieren oder Narben entfernen. Eine neue Einsatzmöglichkeit prüfen amerikanische Mediziner derzeit.

Ein Team um Kong-Thon Tsen von der Arizona State University arbeitet an der Möglichkeit, per Laser gegen Viren und andere Krankheitserreger vorzugehen. Die Wissenschaftler ließen in einem Versuch extrem kurze Laserpulse (Länge: eine Zehnbillionstel Sekunde) auf eine Bakteriophagen-Lösung einwirken. Die Viren wurden durch den Beschuss in starke Schwingung versetzt – und erwiesen sich in der Folge als kaum noch virulent. Ihre Fähigkeit, Colibakterien zu befallen, sank innerhalb einer Stunde auf ein Tausendstel des Ausgangswertes. "Ich musste das Experiment mehrmals wiederholen, bis ich glauben konnte, dass der Laser dermaßen effektiv war", erklärt Coautor Shaw-Wei David Tsen. Die Forscher wollen die Methode nun an Herpes- und HI-Viren testen. Eine Einsatzmöglichkeit sehen sie vor allem bei der Sterilisation von Blutkonserven. ral

Quelle: J. Phys. Condens.Matter: 19 (32), 33102-33109 (2007).

Beim Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) handelt es sich nicht um eine reine Verhaltensstörung, sondern um eine neuronale Fehlfunktion im Gehirn. Diese These wird von verschiedenen Medizinern vertreten und nun auch durch eine Untersuchung der Berliner Charité gestützt.

An der von Dr. Michael Coll und Kollegen durchgeführten Untersuchung nahmen 15 erwachsene Patienten mit der Diagnose ADHS sowie zehn gesunde Vergleichspersonen teil. Sie mussten verschiedene Aufgaben durchführen, bei denen es darum ging, sich über längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren und irrelevante Aspekte auszuklammern. Die ADHS-Patienten schnitten dabei deutlich schlechter ab als die Kontrollgruppe. Die Ursache dafür liegt den Berliner Forschern zufolge im Gehirn. Dort stellten sie bei den ADHS-Patienten in dem Gebiet, das für die Steuerung von Aufmerksamkeit zuständig ist, eine erhöhte Konzentration an Cholin fest. Ausgehend von dem Ergebnis wollen die Forscher eine kombinierte Verhaltens- und Arzneimitteltherapie zur Behandlung des erwachsenen ADHS erproben. ral

Quelle: Pressemitteilung der Charité-Universitätsmedizin Berlin vom 11.9.2007

Bislang unterlag die Gruppe der Lipoproteine einer beinahe strengen Einteilung in gut oder schlecht, in Herzinfarkt fördernd oder senkend. Jetzt fanden amerikanische Wissenschaftler heraus, dass das als "gesund" bekannte HDL durchaus auch schädigende Wirkungen hervorrufen kann.

Um lipophile Substanzen im Blut zu transportieren, sind sie von einer wasserlöslichen Eiweißhülle umgeben. Die so entstehenden Lipoproteine unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Dichte und Funktion. Während das Low Density Lipoprotein, LDL, Cholesterin zu den verschiedenen Körperzellen transportiert und sich bei einem Überangebot an Gefäßwänden ablagert, nimmt High Density Lipoprotein, HDL, überschüssiges Cholesterin aus dem Kreislauf und leitet es zur Leber. Daher gilt LDL als Risikofaktor für Arteriosklerose und die Folgen Herzinfarkt und Schlaganfall, hohe HDL-Werte sollen dagegen hiervor schützen. Wissenschaftler der Universität von Washington in Seattle haben nun erstmals die genaue Zusammensetzung des HDL erforscht und dabei festgestellt, dass bestimmte darin enthaltene Proteine möglicherweise nicht nur einen positiven Effekt auf die Herzkranzgefäße ausüben. Freie Radikale verändern dabei die Eiweißzusammensetzung und begünstigen eine koronare Herzkrankheit. Bei Patienten mit einer entsprechenden Diagnose konnten die Forscher hohe Werte der vermutlich schädlichen Proteine nachweisen.

Die Entdeckung würde erklären, weshalb Medikamente, die den HDL-Spiegel im Blut erhöhen, dennoch nicht vor Herzinfarkten schützen. Ziel der Behandlung sollte deshalb sein, die richtigen Bestandteile des HDL zu erhöhen, so die Studiendurchführenden. war

Quelle: Heinecke, J. et al.: Vortrag auf dem Jahrestreffen der American Chemical Society, Boston

Ein arthrosebedingter Gelenkverschleiß lässt sich bis heute leider nur verzögern, nicht jedoch völlig stoppen. Bei der Suche nach wirksamen Behandlungsstrategien setzen Düsseldorfer Wissenschaftler auf die sogenannte Orthokin-Therapie, bei der die Patienten körpereigene Proteine verabreicht bekommen. Aktuelle Daten einer Vergleichsstudie sprechen für die Methode.

Im Rahmen einer Orthokin-Behandlung werden aus dem Blut von Arthrosepatienten verschiedene entzündungshemmende Proteine und Wachstumsfaktoren gewonnen und anschließend in die erkrankten Gelenke injiziert. Unter anderem wird den Patienten der Interleukin-1-Rezeptorantagonist verabreicht, der als Gegenspieler von Interleukin 1 wirkt und den IL-1-bedingten Knorpelabbau bremst.

Die Wirkung des Orthokin-Therapieansatzes wurde in der GOAT-Studie (German Osteoarthritis Trial) mit der Gabe von Hyaluronsäure und Placebo verglichen. 367 Patienten mit einer Kniearthrose nahmen an der Studie teil und erhielten jeweils sechs Behandlungen. Sechs Monate nach Abschluss der Behandlungsphase zeigte sich ein unterschiedlicher Behandlungserfolg: Den Orthokin-Patienten ging es deutlich besser als den mit Hyaluronsäure oder Placebo behandelten Mitpatienten.

Eine nun vorliegende erneute Auswertung nach zwei Jahren bestätigt den Langzeiteffekt der Orthokin-Therapie. "Die Zweijahres-Ergebnisse zeigen, dass der Behandlungserfolg mit Orthokin signifikant besser als mit den Vergleichsmedikamenten ist", sagte Studienleiter Prof. Dr. Peter Wehling vom Zentrum für Molekulare Orthopädie in Düsseldorf, der maßgeblich an der Entwicklung der Methode beteiligt war. ral

Quelle: Pressemitteilung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf vom 11.9.2007

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