DAZ aktuell

Studie zur öffentlichen Apotheke

Die Studie Apothekerverband Nordrhein e.V. und das Institut für Handelsforschung, Köln, präsentierten die Studie erstmals im Juni in Köln

(v.l.n.r.: Dr. Markus Preißner, Leiter der Forschungsstelle für Arzneimitteldistribution beim IfH; Dr. Andreas Kaapke, Geschäftsführer des IfH; Thomas Preis, Vorsitzender Apothekerverband ­Nordrhein e.V.)

Foto: AV Nordrhein

Basis für einen konstruktiven Dialog mit der Politik

DÜSSELDORF (diz). Der Apothekerverband Nordrhein gab beim Institut für Handelsforschung, Köln, eine Studie in Auftrag, die sich mit der Funktion und Bedeutung der öffentlichen Apotheke für die Arzneimittelversorgung in Deutschland beschäftigt. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden des Apothekerverbands, Thomas Preis, über Hintergründe und Ergebnisse der Studie. Die Studie stellt die moderne Rolle des Apothekers umfassend dar. Nach Auffassung von Preis kann diese Studie die Basis für einen konstruktiven Dialog mit der Politik sein.

DAZ Herr Preis, welche Motivation hatte der Apothekerverband Nordrhein, eine Studie zur Funktion und Bedeutung der öffentlichen Apotheke in Auftrag zu geben?

Preis: Über unser Berufsbild herrscht viel Unkenntnis in der Öffentlichkeit vor. Eine Vielzahl unserer Leistungen wird von Außenstehenden gar nicht intensiv genug wahrgenommen. Das ist auch nicht ganz einfach. Wir alle wissen, dass unsere Tätigkeit sehr diffizil und komplex ist. Unser nach § 1 Abs. 1 Apothekengesetz ordnungspolitisch festgelegter Sicherstellungsauftrag der ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung unterscheidet uns grundsätzlich von anderen Vertriebs- und Handelsformen. Denn danach erfüllen wir in erster Linie als Einrichtung des Gesundheitswesens eine öffentliche Aufgabe und sind erst an zweiter Stelle als privatwirtschaftliche Unternehmen tätig. Dies und auch der demografische Wandel als die künftige gesundheitspolitische Herausforderung unseres Gesundheitswesens waren für uns zentrale Anlässe, um eine Studie in Auftrag zu geben, die nicht nur die Funktion und Bedeutung der öffentlichen Apotheken wissenschaftlich fundiert erfasst, sondern auch deren Rolle in einer künftig signifikant alternden Gesellschaft erforscht.

DAZ Sind Sie mit dem Ergebnis der Studie zufrieden?

Preis: Absolut. Die IfH-Studie ist aus unserer Sicht ein neues Grundlagenwerk, das die Rolle der Apothekerinnen und Apotheker als pharmazeutische Dienstleister mit ihren unverzichtbaren Prüfungs-, Beratungs- und Betreuungsfunktionen umfassend darstellt. Wie umfassend unsere Leistungen sind, wird schon bei einer ersten Durchsicht des Gesamtwerkes erkennbar – über 100 der insgesamt 330 Seiten starken Studie hat das Institut für Handelsforschung aufwenden müssen, um die zahlreichen Funktionen der öffentlichen Apotheken umfänglich zu erfassen bzw. darzustellen. Darüber hinaus liefert die Studie neue Erkenntnisse, insbesondere hinsichtlich der großen Bedeutung der öffentlichen Apotheken vor dem Hintergrund der zu erwartenden demografischen Veränderungen.

DAZ Hat die Studie Konsequenzen für die Aktivitäten des Verbands? Und wenn ja, welche Schlussfolgerungen leiten Sie daraus ab?

Preis: Ja. Denn wir sehen die vorliegende Studie auch als Basis für die Fortführung eines konstruktiven Dialogs mit der Politik. Hervorzuheben ist insbesondere, dass die Studie die Arzneimittelversorgung heute und auch künftig nur durch die heilberuflich ausgerichtete und unabhängig geführte Apotheke gewährleistet sieht. Dies ist in der aktuellen politischen Diskussion für unseren Berufsstand von großer Bedeutung. Besonders wichtig ist auch die Erkenntnis bezüglich des lediglich selektiven Dienstleistungsangebotes des Versandhandels. Die Studie belegt die systemzerstörende Auswirkung des Versandhandels insbesondere mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln auf die bestehende Versorgungssituation durch öffentliche Apotheken. Die Studie bestätigt somit nachhaltig die aktuelle Initiative des nordrhein-westfälischen Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann zum Verbot des Versandhandels bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.

DAZ Wo glauben Sie – vor dem Hintergrund dieser Studie – die Schwerpunkte für Ihre weitere Verbandsarbeit setzen zu müssen?

Preis: Basis unserer Tätigkeit und letztlich des Erfolges unserer öffentlichen Apotheken ist die pharmazeutische Kompetenz. Sie ist die Voraussetzung, um im Gesundheitssystem das zu bieten, was die Patienten und Kunden erwarten: höchstmögliche Sicherheit in den sensiblen Bereichen Gesundheit, Prävention und Arzneimittel. Eindeutig erkennbar an ihrem einzigartigen und unverwechselbaren Markenzeichen – dem roten Apotheken A – sorgen wir Apotheker als unabhängige Arzneimittelfachleute für die richtige Auswahl und sichere Anwendung der Arzneimittel. Zusätzlich wird durch Einsatz des Apothekers als Arzneimittelexperte gewährleistet, dass Wirtschaftlichkeitsreserven für das immer schwerer zu finanzierende Gesundheitssystem erschlossen werden. Auf den Punkt gebracht heißt das: Die pharmazeutisch richtige Auswahl eines Arzneimittels unter Berücksichtigung der berechtigten wirtschaftlichen Interessen der Krankenkassen und ihrer Versicherten kann nur durch die öffentlichen Apotheken sichergestellt werden. Dazu gibt es keine Alternative! Wir sehen es daher als wichtige, strategische Zukunftsaufgabe an, die Stellung der öffentlichen Apotheke nicht nur weiter als erste Anlaufstelle für Arzneimittel-, Präventions- und Gesundheitsfragen zu festigen, sondern künftig noch stärker als bisher auf die Bedürfnisse einer zunehmend alternden Gesellschaft abzustimmen. Das geht aber nicht ohne entsprechende ordnungspolitisch klare Rahmenbedingungen. Dafür benötigen wir Planungssicherheit – und die aktive und nachhaltige Unterstützung der Politik. Diese Ziele zu erreichen erfordert das Engagement und die Unterstützung der Mitglieder unseres Berufsstandes. Für unseren Verband ist die vorliegende Studie daher ein zentraler Anlass, um gemeinsam aktiv und geschlossen die Zukunft der öffentlichen Apotheke zu gestalten; ganz besonders und gerade in Anbetracht der aktuell schwierigen gesundheitspolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

DAZ Herr Preis, vielen Dank für das Gespräch.

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