Prisma

Impfstoffproduktion

Grüner Tee schützt mehrfach Die in ihm enthaltenen Catechine wirken auf Radikale und das GST-System.
Foto: Photocase/una.knipsolina

Weniger Antigene, mehr Impfstoff

Das Gedächtnis muss stets aktiv gehalten werden, wenn man nicht Gefahr laufen will, seine Erinnerungen zu verlieren. Das zeigt ein aktuell in der Fachzeitschrift "Science" publizierter Tierversuch.

Ratten, denen ein Inhibitor für ein bestimmtes Enzym ins Gehirn injiziert wird, vergessen alles, was sie kurz zuvor mühevoll gelernt haben.

Eine israelische Doktorandin kam auf den Zusammenhang zwischen Enzymaktivität und Gedächtnisfunktion. Sie untersuchte die Rolle der Proteinkinase M-zeta im Gehirn. Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass die Proteinkinase M-zeta für das räumliche Verständnis wichtig ist. Die Arbeit von Reut Shema hat nun ergeben, dass das Enzym auch für das Langzeitgedächtnis benötigt wird. Ratten, bei denen die Proteinkinase M-zeta gehemmt wurde, vergaßen innerhalb von zwei Stunden sämtliche Lektionen, die sie zuvor erlernt hatten. Der Effekt hielt mindestens vier Wochen an. Die Erkenntnis ist nicht nur für das Verständnis des Gedächtnisses von Bedeutung, sondern könnte vielleicht auch medizinisch, z. B. bei Traumapatienten, genutzt werden. ral

Quelle: Shema, R. et al.: Science 317 (5840), 95-953 (2007).

Amerikanische Wissenschaftler konnten zeigen, dass ein gewöhnliches Erkältungsvirus Stammzellen in Fettzellen verwandelt und diese zu raschem Wachstum anregt.

Bei dem Virus handelt es sich um das zur Familie der Adenoviren gehörende AD-36. Es steht bereits seit Längerem im Verdacht, Übergewicht zu fördern. So hat man Infektionen mit diesem Virus bei übergewichtigen Menschen fast dreimal so häufig festgestellt wie bei normalgewichtigen. Auch löste das Virus im Tierversuch Fettleibigkeit aus. In der aktuellen Untersuchung infizierten die Forscher Stammzellen aus menschlichem Fettgewebe mit AD-36. Die so behandelten Zellen verwandelten sich in Vorläuferzellen von Fettgewebe und lagerten überdurchschnittlich schnell Fett ein. Verantwortlich für den Effekt ist laut den Wissenschaftlern ein E4Orf1 genanntes Virus-Gen. Dieses Gen könnte ein vielversprechender Kandidat für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Adipositas oder eine entsprechende Adipositastherapie werden, hoffen die Forscher. ral

Quelle: Pasarica, M.: Beitrag auf dem Jahrestreffen der American Chemical Society, Boston

Amerikanische Wissenschaftler haben ein neuartiges Verbandsmaterial entwickelt. Anders als herkömmliche Mullbinden saugt der Verband nicht nur Blut auf, sondern fördert auch die Blutgerinnung.

Grundstoff des von Thomas Fischer und Kollegen, Universität North Carolina, entwickelten Verbandsmaterials ist Glasfaser. Sie kann mit verschiedenen anderen Fasern kombiniert werden und so unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Eine Kombination besteht z. B. aus Glasfaser und Bambus. Laut den Entwicklern zeichnet sie sich durch eine weiche Textur und eine gute Saugfähigkeit aus. Auch sei sie in der Lage, die Blutgerinnung anzukurbeln. Diesen Effekt, so Fischer, könne man noch verstärken, indem man blutstillende Substanzen in das Material einarbeitet. So lassen sich Thrombin und andere Blutgerinnungsfaktoren in gefriergetrockneter Form auf das Material aufbringen. Das Besondere dabei: Durch die Gefriertrocknung der Gerinnungsfaktoren ist das Verbandsmaterial in trockenem Zustand einsetzbar. Bislang waren Verbandsstoffe mit blutstillenden Bestandteilen auf Feuchtigkeit angewiesen und nicht uneingeschränkt lagerfähig. ral

Quelle: New Scientist.com, Meldung vom 6.8.2007

Grüner Tee hat sich in verschiedenen Studien als krebspräventiv gezeigt. Der Effekt wird den im Tee enthaltenen Catechinen bzw. deren Fähigkeit zur Radikalbindung zugeschrieben. Wie amerikanische Wissenschaftler nun zeigen konnten, ist dies jedoch nicht der einzige durch Catechine vermittelte Schutzmechanismus.

Die Wissenschaftler um Sherry Chow, Universität von Arizona, konzentrierten sich für ihre Untersuchungen auf Glutathion-S-Transferasen (GST). Sie sind Teil des Abwehrsystems der Zellen gegen oxydativen Stress. Aus Studien ist bekannt, dass Menschen mit einer niedrigen GST-Aktivität ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten haben. Im Rahmen ihrer Studie baten die Wissenschaftler 42 freiwillige Probanden zunächst vier Wochen lang keinerlei Tee zu trinken. Anschließend bestimmten sie die GST-Blutspiegel und ließen die Probanden für weitere vier Wochen täglich eine Grünteekapsel mit einem standardisierten Catechingehalt einnehmen, der dem Gehalt von acht bis 16 Tassen Grüntee entsprach. Nach Beendigung der vier Wochen wurden die GST-Blutwerte der Studienteilnehmer erneut ermittelt. Ergebnis: Nach der Grünteekur wiesen die Probanden durchschnittlich höhere GST-Werte auf als zuvor und die Entgiftungssysteme zeigten im Schnitt auch höhere Aktivitäten. Allerdings fanden die Studienautoren große Unterschiede innerhalb der Studienpopulation. Während bei Probanden mit ursprünglich eher passiven Enzymen eine Aktivitätssteigerung um bis zu 80 Prozent beobachtet werden konnte, fand sich bei Probanden, deren Enzyme zu Studienbeginn bereits sehr aktiv waren, sogar eine Aktivitätsverringerung um etwa 20 Prozent. Die Schlussfolgerung der Studienautoren: Grüner Tee bzw. die darin enthaltenen Catechine wirken nicht nur als Radikalfänger, sondern tragen auch durch Aktivierung des körpereigenen GST-Systems zur Krebsprävention bei. Allerdings profitieren nur Personen mit einer niedrigen GST-Aktivität bzw. niedrigen GST-Blutspiegeln von diesem Effekt. ral

Quelle: Chow, S. et al.: Cancer Epidemiol. Biomarkers Prev. 16 (8), 1662–1666 (2007).

Durch eine Sparmaßnahme wollen belgische Wissenschaftler größere Impfstoffmengen gewinnen. In der Fachzeitschrift "The Lancet" berichten die Forscher von der Strategie der "Antigen sparenden Adjuvantia", dank derer eine deutlich stärkere Immunantwort auf einen Impfstoff ausgelöst werden kann als wenn die Vakzine ohne Adjuvans verabreicht wird.

Im Zusammenhang mit der Diskussion um eine mögliche Vogelgrippepandemie und den dann notwendigen großen Mengen an wirksamen Impfstoffen suchten die belgischen Wissenschaftler nach Möglichkeiten der optimierten Impfstoffproduktion. Dabei stießen sie auf die Strategie der Antigen sparenden Adjuvantia. Sie kombinierten eine Grippevakzine mit einem Adjuvans und verglichen die Wirksamkeit auf H5N1-Viren mit dem adjuvansfreien Impfstoff in gleicher Dosierung. Normalerweise reagieren H5N1-Viren nur unzureichend auf die saisonale Grippeimpfung. An der Studie nahmen insgesamt 50 Personen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren teil. Die Probanden wurden in acht Gruppen unterteilt und erhielten vier verschiedene Dosen des adjuvantierten bzw. adjuvansfreien Grippeimpfstoffs (3,8, 7,5, 15 und 30 Mikrogramm Hämagglutinin). Anschließend wurde die Immunantwort bei den Studienteilnehmern untersucht. In allen Dosierungen war die Adjuvans-Rezeptur deutlich immunogener als die hilfsstofffreie Vakzin-Rezeptur. Darüber hinaus stellten die Autoren fest, dass die 3,8-Mikrogramm-Dosis des adjuvantierten Impfstoffs in der Lage war, bei mehr als drei Viertel der Probanden eine Kreuzimmunität gegen den Stamm 2 des indonesischen H5N1-Virus hervorzurufen. Gegenüber Probanden, die den adjuvansfreien Impfstoff erhalten hatten, wiesen die Probanden der "Verumgruppe" einen sechsfach höheren Antikörpertiter auf. "Dies bedeutet signifikante Antigeneinsparungen, die die Anzahl der Empfänger einer pandemischen Influenzavakzine erhöhen könnte", so das Fazit der Studienautoren. Die beobachtete Kreuzimmunität sei zudem ein Hinweis darauf, dass ein Vogelgrippeimpfstoff mithilfe der neuen Strategie bereits vor Ausbruch einer Pandemie entwickelt werden könnte. ral

Quelle: Sambhara, S. Poland, G. A.: Lancet; 370, 544-545 (2007).
Foto: Imago

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