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Phytopharmaka: In Leitlinien nur selten zu finden

HAMBURG (ks). Pflanzliche Arzneimittel erfreuen sich in Deutschland großer Beliebtheit. Zu ihnen gibt es auch eine Reihe gut angelegter Studien – dennoch finden sich nur in wenigen medizinischen Leitlinien Hinweise auf Phytopharmaka. Zu diesem Ergebnis kommen Pharmazie-Studenten, die an der Summer School des Wissenschaftlichen Instituts der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) teilgenommen haben.
Moderne Phytopharmakaproduktion, veraltete Leitlinien Trotz guter Studien tauchen Phytopharmaka nur selten in Leitlinien auf.
Foto: Dr. Willmar Schwabe Arzneimittel

Die angehenden Pharmazeuten haben 132 aktuelle Studien daraufhin untersucht, ob sie vom wissenschaftlichen Blickpunkt aus gut angelegt waren. Anschließend haben sie in 1050 Therapieleitlinien für Ärzte nach Hinweisen auf pflanzliche Arzneimittel gesucht. WINEG-Direktorin Dr. Eva Susanne Dietrich bringt das Ergebnis auf den Punkt: "Die Hälfte der untersuchten Studien weist eine hohe Güteklasse auf, trotzdem finden sich nur in acht von rund 1000 medizinischen Leitlinien Aussagen zu Phytopharmaka". Besonders auffällig sei, dass ein Großteil der Studien sich auf wenige Krankheitsbilder konzentriere, zum Beispiel Infektionskrankheiten, metabolisches Syndrom oder "Frauenleiden". Doch gerade die Therapieleitlinien zu diesen Erkrankungen enthielten nur selten Hinweise auf pflanzliche Medikamente, so Dietrich.

Dass dies so ist, kann durchaus gute Gründe haben: So waren die Leitlinien zum Teil älter als die Studien. Zudem ist eine gut angelegte Studie nicht zwangsläufig auch aussagekräftig. Genauso wenig genügt sie automatisch höchsten wissenschaftlichen Qualitätsstandards. Dietrich: "Wünschenswert wären aussagekräftigere Studien, auch mit mehr Patienten und über längere Zeit. Gute Studien müssen unabhängig vom Ergebnis in Leitlinien eingearbeitet werden."

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