Arzneimittel und Therapie

Brustkrebsbehandlung

Strahlentherapie Um die Nebenwirkungen der Bestrahlung für die Patientinnen zu reduzieren wird versucht, weniger Sitzungen mit einer höheren Strahlendosis durchzuführen: Diese Hypofraktionierung erwies sich als so effektiv wie das konventionelle Schema und führte nicht zu einer verstärkten Schädigung des gesunden Brustgewebes.
Foto: SPL/Agentur Focus

Eine gangbare Alternative: Hypofraktionierung

Brustkrebspatientinnen im frühen Stadium werden nach erfolgter Operation in der Regel bestrahlt. Üblich ist eine Dosis von 50 Gy, die in 25 Teildosen (Fraktionen) an fünf Tagen über insgesamt fünf Wochen appliziert werden. Frühere Daten wiesen bereits darauf hin, dass eine leichte Steigerung der Einzeldosen eine bessere Wirkung auf Brustkrebs hat.

Davon ausgehend wurde die Hypothese aufgestellt, dass man mit leicht erhöhten Einzeldosen und Verringerung der Gesamtdosierung eine vergleichbar effektive Therapie durchführen kann. Die Strahlenmenge (Dosis) wird in der Einheit Gray = Gy gemessen. In der Strahlentherapie werden zur Behandlung maligner Tumoren Gesamtdosen von 20 bis 70 Gy angewendet. Bei der Bestrahlung nach brusterhaltender Operation sind 50 bis 55 Gy notwendig. Wurde der Tumor nur knapp im Gesunden entfernt sollte die Dosis auf ca. 60 Gy erhöht werden. Die Gesamtdosen können unterschiedlich in Einzeldosen aufgeteilt werden. Das Produkt aus Einzeldosis und Anzahl der Bestrahlungen pro Woche wird als Fraktionierung bezeichnet.

Erste Ergebnisse einer multizentrischen Phase-III-Studie, die während des amerikanischen Krebskongresses 2007 (ASCO) in Chicago vorgestellt wurden, konnten zeigen, dass weniger und gleichzeitig höhere Einzeldosen einer Bestrahlungstherapie (Hypofraktionierung) bei Frauen mit Brustkrebs in frühem Stadium genauso effektiv waren wie das konventionelle Schema von 25 Teildosen, und nicht zu einer verstärkten Schädigung des gesunden Brustgewebes führten. Die randomisierte START-Studie umfasst zwei laufende Studien: In der einen (ST-A) wurden 2236 Frauen nach erfolgter Brustkrebsoperation randomisiert und erhielten entweder eine Bestrahlungsdosis von 50 Gy als 25 Fraktionen über fünf Wochen oder nur 41,6 oder 39 Gy in 13 Fraktionen (jeden zweiten Tag) über fünf Wochen. In der zweiten Studie (ST-B) erhielten 2215 Frauen entweder 50 Gy in 25 Fraktionen über fünf Wochen oder 40 Gy in 15 Fraktionen über drei Wochen.

Die Inzidenz an Rückfällen und die Inzidenz der Schädigung des gesunden Brustgewebes wurden zwischen diesen Gruppen verglichen. Nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von fünf bis sechs Jahren blieb die lokale Rückfallrate in beiden Studien sehr gering. In der ST-A Studie betrug die Rückfallrate in der 50-Gy-Gruppe 3,6%, in der 41,6-Gy-Gruppe 3,5% und in der 39-Gy-Gruppe 5,2%. In der ST-B Studie betrug die Rückfallrate innerhalb von fünf Jahren in der 50-Gy-Gruppe 3,3%, verglichen mit 2,2% in der 40-Gy-Gruppe. Weil die Rückfallraten insgesamt so niedrig waren, sahen die Wissenschaftler sich außerstande, Spekulationen darüber anzustellen, ob die festgestellten Unterschiede sich möglicherweise bei längerer Nachbeobachtungszeit noch deutlich vergrößern würden. Bei den Frauen, bei denen detaillierte Beobachtungen der Brustveränderung durchgeführt worden waren, betrug die Rate ungünstiger Veränderungen der Brust nach fünf Jahren 32% in der 39-Gy-Gruppe, 43% in der 50-Gy-Gruppe und 44% in der 41,6-Gy-Gruppe in der Studie ST-A, und 36% in der 40-Gy-Gruppe und 42% in der 50-Gy-Gruppe in der Studie ST-B. In beiden Studien traten Ödeme, leichte Schwellungen und Verhärtungen des Brustgewebes bei den höheren Einzeldosen etwas verstärkt auf.

Quelle

Dewar, J. A.; Haviland, J. S.; Agrawal, R. K.; et al.: Hypofractionation for early breast cancer: First results of the UK standardisation of breast radiotherapy (START) trials. Proc. Am. Cli. Oncol. 25: Part II, 964s, abstr. LBA518, 2007.

Apothekerin Dr. Annette Junker

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.