Arzneimittel und Therapie

COX-2-Inhibitor

Lumiracoxib in Australien vom Markt genommen

Die australische Therapeutic Goods Administration (TGI) hat dem COX-2-Hemmer Lumiracoxib (Prestige®) wegen Sicherheitsbedenken die Zulassung entzogen. Bis zum 10. August 2007 lagen dort acht Berichte über ernste Leberschäden vor, zwei Menschen seien gestorben, bei zwei weiteren hätte die Leber transplantiert werden müssen. In Deutschland sieht Novartis bei der hier zugelassenen Tagesdosis von 100 mg keine Notwendigkeit für einschränkende Maßnahmen, das "arznei-telegramm" dagegen erachtet "die Nutzen-Schaden-Bilanz als negativ".

Novartis ist weiterhin davon überzeugt, "dass Prexige® 100 mg ein positives NutzenRisiko-Profil in der Behandlung der Arthrose von geeigneten Patienten hat." In den USA ist Lumiracoxib nach wie vor nicht zugelassen. Der Zulassungsprozess soll jedoch weiterlaufen, so Novartis, die US-Gesundheitsbehörde FDA will Ende September 2007 über eine Zulassung entscheiden.

In Australien ist das Coxib seit 2004 zugelassen, dort nahmen ca. 60.000 Patienten Lumiracoxib bei Arthritis, postoperativen Beschwerden und stärkeren Schmerzen ein. Diesen Patienten wurde nun empfohlen, ihre Leberfunktion überprüfen zu lassen. Bei den beschriebenen Fällen der Leberschäden nahmen die betroffenen Patienten in Australien tägliche Dosierungen von 200 mg und in einem Fall sogar 400 mg Lumiracoxib ein. Diese Dosierungen sind in der EU nicht zugelassen. Für Deutschland wird vom Hersteller eine Dosis von 100 mg pro Tag empfohlen, die nicht überschritten werden sollte. In der deutschen Fachinformation von Lumiracoxib findet sich unter "Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen" ein Hinweis auf eine Erhöhung der Aminotransferasen um mehr als das Dreifache des oberen Normwertes in klinischen Studien bis zu einem Jahr bei ca. 1,0% der Patienten, die eine tägliche Dosis von 100 mg Lumiracoxib erhielten.

Wie bei anderen NSAR wird während einer längeren Anwendung eine regelmäßige Kontrolle der hepatischen Funktion sowie des Blutbildes empfohlen. In seltenen Fällen wurde über Hepatitis berichtet. Bei Patienten mit einer leichten bis mittelschweren Leberfunktionsstörung ist keine Anpassung der Dosierung notwendig, schwere Leberfunktionsstörungen gelten als Kontraindikation.

In der zulassungsrelevanten TARGET-Studie (The Therapeutic Arthritis Research and Gastrointestinal Event Trial), in der 18.325 Osteoarthritis-Patienten über ein Jahr entweder einmal täglich 400 mg Lumiracoxib, zweimal täglich 500 mg Naproxen oder dreimal täglich 800 mg Ibuprofen erhalten hatten, konnten zwar durch Lumiracoxib die gastrointestinalen Komplikationen im Vergleich zu Ibuprofen und Naproxen um 80% reduziert werden, die Inzidenz schwerwiegender hepatischer Anomalien war jedoch erhöht: Unter 400 mg (dem Vierfachen der Zulassungsdosis) Lumiracoxib traten sechs Ereignisse auf, bei den beiden NSAR Naproxen und Ibuprofen zusammen drei Ereignisse. Der Anteil der Patienten mit Transaminasenanstieg über das Dreifache der Norm-Obergrenze lag unter Lumiracoxib in der hohen Dosierung vierfach höher als unter beiden nicht-steroidalen Antirheumatika zusammengenommen, was auf hepatotoxische Eigenschaften hindeutet.

Quelle

Australien: COX-2-Hemmer Lumiracoxib wegen Leberschädigung vom Markt. arznei-telegramm vom 13. August 2007.

Novartis withdraws Prexige® (lumiracoxib) in Australia in response to decision from TGA. Pressemitteilung der Novartis Pharmaceuticals Australia vom 11. August 2007.

ck
Der am 1. Januar 2007 in Deutschland eingeführte orale, selektive Cyclooxygenase-2-Hemmer Lumiracoxib (Prestige®) besitzt die höchste COX-2-Selektivität der zugelassenen Coxibe. Nach Angaben von Novartis wurden seit der Markteinführung in Deutschland rund 97.000 Patienten mit Prexige® 100 mg behandelt. Lumiracoxib hemmt in therapeutischer Dosierung die Cyclooxygenase 2 (COX 2), ohne eine Hemmung der COX-1. Es blockiert dementsprechend nicht die Prostaglandinsynthese im Magen und hat keinen Einfluss auf die Thromboxansynthese. Lumiracoxib ist zur Behandlung von Symptomen bei aktivierter Arthrose des Knie- und Hüftgelenks zugelassen.
Arthrose des Knie- und Hüftgelenks

Das für diese Indikation zugelassene Lumiracoxib wurde wegen Leberschädigungen in Australien vom Markt genommen. Die dort eingesetzte Dosierung liegt weit über der in Deutschland empfohlenen.
Foto: Kaspar Müller-Bringmann

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