DAZ aktuell

OTC-Preise

Apothekerverbände im Visier Neun Verbände und der BAH erhielten ein "Beschuldigungschreiben".
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Verhinderter Preiswettbewerb?

STUTTGART (diz). Nach Ansicht des Bundeskartellamts haben Pharmaunternehmen und Apothekerverbände unerlaubte Preisempfehlungen für Arzneimittel verabredet, berichtet das Magazin "Der Spiegel" in seiner jüngsten Ausgabe. Betroffen von dieser jetzt bekannt gewordenen Aktion des Amtes sind neun nicht einzeln genannte Landesapothekerverbände, der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) sowie mehrere seiner Mitgliedsunternehmen.

Nach Aussage des Direktors beim Bundeskartellamt, Franz Heistermann, nehme man an, dass Apotheken davon abgehalten werden sollten, in einen Preiswettbewerb zu treten. Denn obwohl 2004 die OTC-Preise gesetzlich freigegeben wurden, seien die Preise bislang kaum in Bewegung geraten. Die Verbände hätten vielmehr ihren Mitgliedern empfohlen, sich weiterhin an die alten Preise zu halten bzw. sich weiter an der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers zu orientieren. Dies würde allerdings möglicherweise einen Verstoß gegen das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen darstellen.

Das Kartellamt habe daher den betroffenen Verbänden bereits vor einigen Wochen ein "Beschuldigungsschreiben" zugestellt. Gegenüber der DAZ bestätigte das Bundeskartellamt die in dem Spiegel-Bericht gemachten Aussagen, wollte aber darüber hinaus derzeit keine weitere Stellungnahme dazu abgeben, da die Ermittlungen andauerten. Bis Mitte September könnten die beschuldigten Verbände und Unternehmen nun zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Voraussichtlich Anfang nächsten Jahres werde dann über mögliche Bußgelder entschieden.

Auf unsere Nachfrage beim Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) bestätigte die Geschäftsführerin des Verbands, Ina Hofferberth, dass der LAV einer der neun Landesverbände ist, die ein Schreiben vom Bundeskartellamt erhalten haben. Das Bundeskartellamt hat offensichtlich diejenigen Verbände im Visier, die im Jahr 2003 Fortbildungsveranstaltungen zum geplanten GMG angeboten haben mit Fremdreferenten aus der Industrie, von Steuerberatungsgesellschaften oder anderen, um die Apotheker fit zu machen für ihre eigene Kalkulation der OTC-Preise. Als LAV sei man davon ausgegangen, den Mitgliedern Know-how an die Hand zu geben, wie man mit der neuen Situation umgehe. Hofferberth: "Es waren reine Informationsveranstaltungen, auf keinen Fall haben wir Preisempfehlungen gegeben geschweige denn zu Preisabsprachen aufgerufen." Deutlich stellte sie heraus: "Wir wollten mit diesen Veranstaltungen die Apotheker betriebswirtschaftlich fit machen für den Umgang mit den Instrumenten, die ihnen die Politik an die Hand gegeben hat." Sie betonte, dass jeder Apotheker ein selbstständiger Unternehmer sei, der nur für sich, für seinen Betrieb und seinen Standort individuell entscheiden könne, welche Instrumente er einsetzt. Man habe als Verband nur darüber informiert, was man machen kann und wie man es macht – also rein betriebswirtschaftliche Informationen gegeben, damit die Apotheker im Wettbewerb besser bestehen können. Wer allerdings was und wie umsetzt, darin ist jeder vollkommen frei.

Hofferberth geht davon aus, dass auch die anderen betroffenen Verbände die Lage ähnlich sehen wie der LAV Baden-Württemberg.

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