Ausbildung

Klinische Pharmazie an der Universität Regensburg

Die Klinische Pharmazie im Rahmen der Apothekerausbildung konnte am Pharmazeutischen Institut der Universität Regensburg gut etabliert werden.

Im Bild: Pharmazeutisches Institut auf dem Campus der Universität Regensburg.

Foto: Uni Regensburg
Lehre und Forschung im Bereich Klinische Pharmazie an der Universität Regensburg

Von Roland Seifert und Walter S. Fuchs
Die Übergangsphase für die Umsetzung der Lehre im Fach Klinischer Pharmazie an den Universitäten gehört seit dem 1. Januar 2005 der Vergangenheit an: Für das Bestehen des Zweiten Abschnittes der Pharmazeutischen Prüfung legen die Studenten neben den vier klassischen Fächern nun auch im Fach Klinische Pharmazie eine mündliche Prüfung ab [1]. Trotz dieser neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen bietet sich an den Universitäten ein heterogenes Bild bezüglich der Fachrichtung und Qualifikation des Lehrpersonals und des Gesamtkonzepts für die Umsetzung der Lehre in dieser neuen pharmazeutischen Disziplin [2, 3]. Im Bereich der Forschung sind erst Ansätze erkennbar. Die Etablierung der Klinischen Pharmazie trotz einer schwierigen Haushaltslage soll in diesem Artikel am Beispiel der Universität Regensburg nachgezeichnet werden.

An der Universität Regensburg verantwortet der Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie das neue Prüfungsfach. Der 2004 berufene Lehrstuhl-inhaber Roland Seifert sammelte als Associate Professor an der School of Pharmacy der University of Kansas, Lawrence, KS, USA als einer der führenden Apotheker-Ausbildungsstätten langjährige Erfahrung in der Pharmazeutenausbildung. An der University of Kansas gibt es ein separates Department of Pharmacy Practise, das die Ausbildung in der Klinischen Pharmazie abdeckt. Während in Deutschland die Ausbildung in Klinischer Pharmazie erst ganz am Anfang steht und nur einen kleinen Teil des Curriculums einnimmt, sind in den USA ca. 50% aller Lehrveranstaltungen der klinischen Pharmazie zuzuordnen. Entsprechend groß und einflussreich sind die entsprechenden Departments of Pharmacy Practise an den Universitäten in den USA.

Roland Seiferts beruflicher Hintergrund als Arzt für Pharmakologie und Toxikologie sowie seine zusätzliche Tätigkeit an der Medizinischen Fakultät der Universität Regensburg bilden das Fundament für die Lehre im Fach Klinische Pharmazie. Um der Komplexität des Faches Rechnung zu tragen, wurden zusätzlich Prof. Dr. Ekkehard Haen von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Regensburg, der Experte für das Gebiet der Neuropsychopharmakologie ist und langjährige Erfahrung in Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte und Apotheker besitzt, Ulrich Rothe, der Leiter der Apotheke des Universitätsklinikums und ein praktischer Apotheker (Dr. Walter Fuchs) mit Industrieerfahrung im Bereich der klinischen Pharmakokinetik als Stammpersonal gewonnen. Dozenten aus den Bereichen Industriepharmakologie, Innere Medizin, Dermatologie, Krankenhauspharmazie sowie seit dem Sommersemester 2007 auch erstmals wissenschaftliche Mitarbeiter vom Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie sowie der Klinik für Psychiatrie komplettieren das Dozentenspektrum. Den Studenten des 8. Semesters wurde an jeweils drei Nachmittagen pro Woche eine vierstündige Lerneinheit aus dem Stoffkatalog der Klinischen Pharmazie angeboten. Hinzu kam für einen Teil der Studenten die Option, an der Klinik für Dermatologie ein Praktikum zu absolvieren. Ab dem Studienjahr 2007/2008 beginnt der Unterricht im Fach Klinische Pharmazie bereits im 7. Semester, da dieses Fach durch seine immanente Praxisbezogenheit sehr motivationsfördernd für das Lernen ist.

Inhalte

Eine Besonderheit des Regensburger Lehrangebotes ist es, dass die Themenbereiche Klinische Pharmazie, Krankheitslehre und Pharmakotherapie miteinander vernetzt sind und nicht künstlich auseinandergerissen werden.

Arzneimittelinformation. Der Baustein Arzneimittelinformation enthält eine vierstündige Einführung über die Beschaffung von Informationen im Internet, speziell mit Hilfe medizinischer Suchmaschinen und Datenbanken. An drei weiteren Nachmittagen bearbeiten die Studenten an der Arzneimittelinformationsstelle der Universität Regensburg konkrete Anfragen aus der Praxis. Von der Recherche bis zur Formulierung einer konkreten Antwort an anfragende Ärzte, Apotheker oder Kliniken werden alle Schritte eingeübt.

Klinische Studien. Den Themenbereich Klinische Studien stellen ein Industriepharmakologe und Roland Seifert aus verschiedenen Blickwinkeln vor. Ausführlich werden in einer Indikation moderne Therapieoptionen erläutert sowie Vor- und Nachteile neuer Therapien an Hand einer aktuellen englischsprachigen Originalstudie erarbeitet. Darüber hinaus haben die Studenten als Hausarbeit eine eigene klinische Studie zu analysieren, zu bewerten und Verbesserungsvorschläge für zukünftige Studien zu erarbeiten. Diese muss in einem etwa fünf- bis sechsseitigen Aufsatz zusammengefasst werden. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Studenten diese Form des Leistungsnachweises, in dem nicht nur Faktenreproduktion, sondern auch kritisches Nachdenken gefragt ist, sehr schätzen.

Dosisindividualisierung und Therapeutisches Drug Monitoring. Die beiden Einheiten Dosisindividualisierung und Therapeutisches Drug Monitoring fasst die vierstündige Kursstunde "Klinische Pharmakokinetik" zusammen. Kritische Substanzen mit engerer therapeutischer Breite und dem Bedarf an Drug Monitoring werden den Studenten nahe gebracht. Die Notwendigkeit einer Dosisindividualisierung erschließt sich den Studenten durch Berechnungen von Pharmakokinetikparametern an Spezialkollektiven (z. B. Kinder, Raucher). Reale Fragestellungen aus dem Klinikalltag zu kritischen Sub-

stanzen wie Theophyllin, Tramadol und Carbamazepin sind hierbei von den Studenten zu lösen.

Pharmazeutische Betreuung. Der Block Pharmazeutische Betreuung gliedert sich in zwei vierstündige Einheiten. Im Mittelpunkt des ersten Teils steht eine Einführung über Pharmazeutische Betreuung als neuem Konzept in der Apothekenoffizin mit der Übernahme von Verantwortung bei der Lösung arzneimittelbezogener Probleme. Ziel der Einheit ist es dabei, die Studenten für Problemstellungen bezüglich Compliance, Über- und Unterdosierung, Kontraindikationen und Interaktionen zu sensibilisieren. Der zweite Block vermittelt dann Lösungsstrategien für eine strukturierte pharmazeutische Betreuung am konkreten Beispiel von Asthmapatienten. Ein Höhepunkt des Sommersemesters 2007 war eine Exkursion zur Arzneimittellogistik Anzag, Regensburg, mit anschließendem Besuch einer Lehrapotheke.

Krankheitslehre. Im Themenbereich Krankheitslehre wurden die Themenkomplexe Schmerzen, Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes, Herz- und Koronarinsuffizienz, Bluthochdruck, Hauterkrankungen, Diabetes mellitus, Schlafstörungen, Morbus Parkinson, Depression und Schizophrenie, Infektionskrankheiten, Hospitalismusinfektionen und Lungenerkrankungen integriert und hinsichtlich Pathophysiologie, Symptomatik, Diagnostik, Verlauf, Prognose und Prävention behandelt. Außerdem haben die Studierenden seit dem Sommersemester 2006 die Möglichkeit, sie interessierende Erkrankungen an Hand von klinischen Fallbeispielen systematisch aufzuarbeiten. Die Studenten haben bisher sehr rege von diesem auch als Leistungsnachweis zählenden Angebot Gebrauch gemacht. Dadurch konnten viele zusätzliche interessante und relevante Themenkomplexe wie Borreliose, Tuberkulose, Doping, Migräne, Epilepsie, Chronopharmakologie und Herzrhythmusstörungen behandelt werden. Besonders schätzen unsere Studenten Patientenvorstellungen in den Kursen. In diesen Stunden können die Studierenden erstmals lernen, mit Patienten zu kommunizieren.

Pharmakotherapie. Gemäß den Empfehlungen der Fachgruppe Klinische Pharmazie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) werden die Lehrinhalte des Fachs Pharmakotherapie in die Lehrveranstaltungen des Faches Pharmakologie und Toxikologie integriert [4]. Die in Regensburg praktizierte Ansiedlung der Klinischen Pharmazie am Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie ermöglicht eine optimale Abstimmung der Lehrinhalte beider Disziplinen ohne Reibungsverluste. Aufbauend auf die pharmakologischen Grundkenntnisse konzentrierte sich der Unterrichtsstoff im 8. Semester dann auf Besonderheiten der Therapierichtlinien bei bestimmten Patientengruppen. Je ein Nachmittag ist dabei den Themenbereichen Schwangerschaft, niereninsuffiziente Patienten, Tumor-Patienten und Intensiv-Patienten gewidmet. Als freiwillige Ergänzung zu den Pflichtveranstaltungen wird ein klinisch-pharmakologisches Kolloquium von Professor Haen angeboten. In einer vierzehntägigen Abendveranstaltung nehmen ein Kliniker und ein Pharmakologe zu aktuellen Arzneitherapieproblemen Stellung.

Leistungsnachweise

Im Fach Klinische Pharmazie gibt es derzeit zwei Leistungsnachweise. Zum einen müssen die Studenten entweder eine klinische Studie analysieren oder ein Referat über die Pathophysiologie, Klinik und Differentialtherapie einer bestimmten Erkrankung halten. Der zweite Leistungsnachweis besteht in einer Abschlussklausur, in der systematisch wesentliche Krankheitsbilder hinsichtlich Pathophysiologie, Klinik und Therapie abgeprüft werden. Außerdem wird in dieser umfassenden Abschlussklausur ein Krankheitsfall diskutiert. Ferner werden typische Beratungssituationen in der Apotheke geprüft (Prosa, nicht Multiple Choice).

Die mündlichen Prüfungen im Zweiten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung nehmen Roland Seifert und Ekkehard Haen ab. Das Interesse der Studenten an dem Fach zeigt sich nicht zuletzt auch an den hervorragenden Examensergebnissen. Die Ergebnisse der Kurs- und Staatsexamensprüfungen im Fach Klinische Pharmazie sind durchweg gut bis sehr gut, was wir uns mit der hohen Praxisrelevanz dieses Fachs sowie einer hohen Konkordanz zwischen Lehr- und Prüfungsstoff erklären.

Fortentwicklung der Lehre

Bei der Gestaltung des Unterrichts im Fach Klinische Pharmazie haben die Pharmaziestudenten ganz erheblichen Einfluss. Bei den am Ende jeder Lehrveranstaltung stattfindenden Evaluationen werden die Studenten unter anderem auch ganz explizit danach gefragt, welche Lehrinhalte bisher gefehlt haben und neu integriert werden sollen. Dabei stellte sich im Sommersemester 2006 heraus, dass die Studenten bisher Kursstunden zu den Themen klinische Interpretation von Laborparametern, Selbstmedikation, Arzneimittel beim Kind und alten Menschen, Reisemedizin, Impfungen, Drug Monitoring, Kontrazeptionsberatung und professionelles Verhalten in der Apotheker-Patient-Beziehung vermisst hatten. Wir sind sehr froh darüber, dass wir durch großzügige Unterstützung der Lesmüller-Stiftung und des Lehrstuhls für Pharmazeutische/Medizinische Chemie I (Prof. Dr. Sigurd Elz) diese sehr wichtigen Themenkomplexe ab dem Sommersemester 2007 zur Zufriedenheit unserer Studenten abdecken konnten. Ab dem kommenden Jahr werden Themen wie Colitis ulcerosa, die rheumatoide Arthritis und endokrinologische Erkrankungen in das Curriculum eingebaut, ebenso Module zur Therapie von Augenerkrankungen und zur Differentialdiagnose wichtiger klinischer Leitsymptome.

Aufbau eines Forschungsprogramms

Naturgemäß ist es sehr schwierig, eine eigenständige Forschung im Bereich Klinische Pharmazie ohne einen eigenen Lehrstuhl aufzubauen. Diesen Tatbestand hat das Institut für Pharmazie der Universität Regensburg beim Aufbau der Forschung im Bereich der Klinischen Pharmazie berücksichtigt. Die neu zu etablierende Forschung in dieser Disziplin stellt an sich den Anspruch der Interdisziplinarität durch Kooperation von Medizinischen Chemikern (Prof. Buschauer), Pharmakologen (Prof. Seifert), klinischen Pharmakologen (Prof. Haen) und niedergelassenen Ärzten/Apothekern. Erleichtert wird dieser ambitionierte Ansatz durch die kurzen Wege der Campus-Universität Regensburg und die bereits bestehende Vernetzung der genannten Kooperationspartner. Eine Anbindung an das bereits etablierte Graduiertenkolleg GRK 760 "Medicinal Chemistry: Molecular Recognition – Ligand-Receptor Interactions" ist als sehr positiv einzuschätzen.

Konkret widmet sich die Forschung der Aufklärung lebensbedrohlicher Nebenwirkungen von Psychopharmaka. Speziell das atypische Neuroleptikum Clozapin, aber auch die gesamte Klasse der Phenothiazine lösen mit einer Inzidenz von circa 0,8% eine Zerstörung des weißen Blutbildes ("Agranulozytose") aus. Dabei wird eine Beteiligung des Histamin-H4 -Rezeptors an den Leukozyten postuliert, ein Zusammenhang konnte aber bisher nicht belegt werden. In einer ersten pharmakoepidemiologischen Auswertung der Daten aller 32 süddeutschen psychiatrischen Versorgungskrankenhäuser konnten kritische Psychopharmaka identifiziert werden. In kürzlich begonnenen Untersuchungen wird nun die Interaktion dieser Pharmaka mit dem H4 -Rezeptor detailliert untersucht werden. Hierzu werden Radioligandbindungs-

studien und funktionelle Untersuchungen am rekombinant exprimierten H4 -Rezeptor durchgeführt. Sehr hilfreich für die Verwirklichung des Projektes ist die Tatsache, dass der H4 -Rezeptor auch ein Forschungsschwerpunkt im Rahmen des Graduiertenkollegs ist, wodurch Synergien entstehen. Eine genetische und pharmakologische Analyse des H4 -Rezeptors an mit Psychopharmaka behandelten Patienten mit und ohne Agranulozytose sowie an gesunden Patienten wird sich anschließen, um die klinische Bedeutung von Rezeptorpolymorphismen aufzuklären. Außerdem werden die Wirkungen von Psychopharmaka auf die Differenzierung myeloischer Stammzellen untersucht werden. Durch das bessere Verständnis dieser lebensbedrohlichen Nebenwirkung sollen ganz konkret unerwünschte Arzneimittelwirkungen prophylaktisch ausgeschlossen und damit eine verbesserte Arzneimitteltherapie zum Nutzen des Patienten ermöglicht werden. Dieses stark patientenorientierte Forschungsprogramm wird durch die Lesmüller-Stiftung großzügig unterstüzt.

Fazit

Quantitativ entsprechen die angebotenen Lehrveranstaltungen mit 126 Stunden dem Musterstudiengang für Klinische Pharmazie [4]. Damit übererfüllen wir unser Ausbildungssoll von 84 Stunden sehr deutlich und haben trotzdem noch immer das Gefühl, den Studenten nicht alle wichtigen Inhalte anbieten zu können. Auch unsere Studenten äußern regelmäßig den Wunsch nach Integration weiterer Themen in den Lehrplan. Dabei nehmen sie sogar eine entsprechende Ausweitung der Prüfungskataloge in Kauf, was den Stellenwert des Fachs nochmals unterstützt. Unser Lehrangebot zeigt die hohe Priorität, die dem jungen Fach an der Universität Regensburg eingeräumt wird und reflektiert das große Interesse, das die Pharmaziestudenten dem Fach entgegenbringen. Inhaltlich wird der Stoffkatalog der Approbationsordnung abgedeckt; einzig die Themenbereiche "Pharmakoepidemiologie" und "Pharmakoökonomie" sind noch nicht ausreichend repräsentiert. Diese Bereiche werden bislang lediglich am Beispiel einzelner Indikationsgebiete im Zusammenhang mit der Differentialtherapie diskutiert. Das problemorientierte Lernen im Sinne einer eigenständigen Bearbeitung konkreter, aktueller Patientenfälle ist integraler Bestandteil der Ausbildung. Der Förderung der Eigeninitiative durch Referate, Datenbankrecherchen und eigenständige Beurteilung von klinischen Studien wird in der Ausbildung breiter Raum eingeräumt. Der interdisziplinäre Aufbau des Lehrkörpers mit Dozenten aus dem Institut für Pharmazie, Universitätsklinik, Krankenhausapotheke, Industrie und Praxis ist geeignet, der Komplexität des Faches Rechnung zu tragen. Regelmäßige Evaluationen des Lehrangebotes und Bewertung der Dozenten durch die Studenten und deren Einbindung in die Fortentwicklung des Lehrangebotes sichern eine qualitätsorientierte Fortentwicklung des Faches. <

Prof. Dr. Roland Seifert, Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie, Institut für Pharmazie, Naturwissenschaftliche Fakultät IV und Medizinische Fakultät, Universität Regensburg

Dr. Walter S. Fuchs, Bavaria-Apotheke, Bad Abbach

Literatur

[1] "Klinische Pharmazie" wird neues Fach. Dtsch. Apoth. Ztg. 19, 23 - 28 (2000)

[2] Karstens A, Kloft C. Umfrage zur Umsetzung des Faches Klinische Pharmazie an den pharmazeutischen Hochschulinstituten. Dtsch. Apoth. Ztg 49, 66 – 72 (2005)

[3] Karstens A, Högger P, Langer U, Kloft C. Es gibt immer noch viel zu tun. PZ 25, 2222 – 2223 (2005)

[4] Arbeitsgemeinschaft Klinische Pharmazie der DPHG: Ausbildung im Fach Klinische Pharmazie, 2. Teil: Inhalte und Lehrziele. Dtsch. Apoth. Ztg. 141, 1048 – 1051 (2001)

Danksagung:

Wir danken der Lesmüller-Stiftung für die großzügige Unterstützung beim Aufbau von Lehre und Forschung im Fach Klinische Pharmazie an der Universität Regensburg.
Gut etabliert
Das Fach Klinische Pharmazie konnte an der Universität Regensburg innerhalb kurzer Zeit etabliert werden. Dies war durch die langjährige USA-Erfahrung des Lehrstuhlinhabers und die engagierte Mitarbeit eines Teams aus Apothekern und Ärzten mit unterschiedlicher Berufserfahrung möglich. Bezüglich der Lehre steht heute ein solides Gesamtkonzept zur Verfügung, das bereits jetzt die Anforderungen des Musterstudienganges übererfüllt. Für den Bereich der Forschung gibt es einen vielversprechenden Ansatz, der versucht, das Fach Klinische Pharmazie in die anderen bereits etablierten pharmazeutischen Fächer zu integrieren und somit seinen Stellenwert zu erhöhen. Die großzügige Unterstützung der Lesmüller-Stiftung hat es ermöglicht, durch die Finanzierung einer halben Postdoktorandenstelle ab dem Wintersemester 2006/07 für drei Jahre einen Ansprechpartner zu gewinnen, der zur Profilbildung und Fortentwicklung dieser noch jungen Zukunftsdisziplin ganz entscheidend beitragen kann. Die Postdoktorandenstelle wird durch Zurverfügungstellung einer weiteren halben Postdoktorandenstelle vom Lehrstuhl für Medizinische Chemie I (Prof. Dr. Sigurd Elz) aufgestockt, sodass ab dem Sommersemester 2007 ein Lehrprogramm für die Pharmaziestudentenausbildung angeboten werden konnte, das sich bundesweit sehen lassen kann.
Prüfungsstoff des zweiten Abschnitts der
Pharmazeutischen Prüfung:
Klinische Pharmazie
Spezielle Pharmakotherapie; Besonderheiten der Arzneimitteltherapie in Schwangerschaft und Stillzeit. Pädiatrie, Geriatrie, bei Patienten mit eingeschränkter Organfunktion. Multimorbidität; Bedeutung von Darreichungsform und -weg für die Therapie: Dialyseverfahren; Besonderheiten bestimmter Therapieregime, insbesondere für die antiinfektive Therapie, onkologische Therapie und Supportivtherapie, die antikoagulative Therapie, Immun- und Gentherapie; Therapie von Intensivpatienten; Kriterien zur Arzneimittelbewertung;
Arzneimittelanamnese; Nutzen-Risiko-Bewertung einer Arzneimitteltherapie; Beurteilung der klinischen Relevanz unerwünschter Wirkungen, Wechselwirkungen und Inkompatibilitäten, Beurteilung von Kombinationstherapien: Ursache der Variabilität im Erfolg einer Arzneitherapie; Therapieempfehlungen anhand konkreter Patientenfälle: Therapeutisches Drug Monitoring; Umgang mit Patientenakten; Medizinprodukte zur Applikation von Arzneimitteln und zur enteralen und parenteralen Ernährung;
Compliance/Non-Compliance; Grundlagen und Methoden der Pharmazeutischen Betreuung; Bezug zwischen Pharmakodynamik und Pharmakokinetik; Populationspharmakokinetik; klinische Pharmakogenetik;
Mangelernährung, Energie- und Nährstoffbedarf; enterale und parenterale Ernährung;
Gesundheitsökonomie, Pharmakoepidemiologie und -ökonomie, Pharmakovigilanz, Methoden zur Bestimmung der Lebensqualität, ethische Aspekte.
Auszug aus der Approbationsordnung für Apotheker
Autor
Dr. Walter S. Fuchs: Pharmaziestudium. Als Doktorand in der präklinischen Forschung (Lehrstuhl für Physiologie) und im Anschluss daran in der Pharmazeutischen Industrie im Bereich Klinische Forschung als Pharmakokinetiker tätig. Heutige Tätigkeit: Apothekenleiter, daneben tätig als Referent für pharmazeutische Unternehmen und für die Bayerische Landesapothekerkammer. Außerdem Lehrbeauftragter an der Universität Regensburg für die Vorlesungsreihe Humanbiologie und Teilaspekte der Lehre im Bereich der Klinischen Pharmazie.
Autor
Prof. Dr. Roland Seifert: Medizinstudium, Promotion, Ausbildung zum Arzt für Pharmakologie und Toxikologie (1991) mit anschließender Habilitation (1992). Von 1995 –1998 Forschungsaufenthalt an der Stanford University, CA, USA. Von 1998 – 2004 Associate Professor am Department of Pharmacology and Toxicology der School of Pharmacy der University of Kansas, Lawrence, KS, USA. Wiederholt von den Pharmaziestudenten der University of Kansas mit Preisen für "Teaching Excellence" ausgezeichnet. Im Dezember 2004 übernahm er den Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Regensburg. Neben der Ausbildung der Pharmaziestudenten in den Fächern Pharmakologie und Klinische Pharmazie ist er verantwortlich für die Ausbildung der Medizinstudenten in den Fächern Pharmakologie und Klinische Pharmakologie. Wissenschaftliche Arbeitsschwerpunkte: G-Protein-gekoppelte Rezeptoren, insbesondere Histaminrezeptoren, das Lesch-Nyhan-Syndrom sowie Adenylylzyklasen.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.