Arzneimittel und Therapie

Kontrazeptivum

Drospirenon: mehr als nur zuverlässige Verhütung?

Die niederländische Arzneimittelaufsichtsbehörde hat die Zulassung für ein niedrig dosiertes orales Verhütungsmittel Yaz® (3 mg Drospirenon und 0,020 mg Ethinylestradiol) erteilt. Diese umfasst sowohl die Indikation Empfängnisverhütung als auch die Therapie mittelschwerer Akne bei Frauen, die verhüten wollen, teilte die Bayer Schering Pharma AG mit. In Vorbereitung der europaweiten Vermarktung des Präparates soll ein gegenseitiges Anerkennungsverfahren eingeleitet werden, bei dem die Niederlande als Referenzland dient.

Das Kombinationspräparat ist in den USA seit April 2006 als orales Kontrazeptivum auf dem Markt. Im Oktober 2006 erhielt Yaz® in den USA von der amerikanischen Food and Drug Administration FDA zudem als erstes orales Kontrazeptivum die Zulassung zur Behandlung der emotionalen und körperlichen Symptome der prämenstruellen Dysphorie (PMDD), wie beispielsweise von Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Beklemmungen, Blähungen, Brustspannen und Heißhungerattacken. Auch in Europa soll die Zulassung zur Behandlung von der prämenstruellen Dysphorie (siehe Kasten) beantragt werden.

Das Gestagen Drospirenon leitet sich vom Aldosteron-Antagonisten Spironolacton ab und wird in Kombination mit dem Östrogen Ethinylestradiol zur oralen Kontrazeption eingesetzt. Wie bei anderen kombinierten Kontrazeptiva beruht die kontrazeptive Wirkung der Ethinylestradiol/Drospirenon-Kombination in erster Linie auf der Ovulationshemmung und auf Veränderungen der Zusammensetzung des Zervikalschleims. In therapeutischer Dosierung hat Drospirenon auch antiandrogene und milde antimineralocorticoide Eigenschaften. Diese zeigten sich in Studien durch positive Effekte auf die Haut. Drospirenon zeigt keinerlei estrogene, glucocorticoide und antiglucocorticoide Wirkungen. Dadurch hat es ein pharmakologisches Profil, das dem des natürlichen Hormons Progesteron sehr ähnlich ist. Die milden antimineralocorticoiden Eigenschaften führen zu einem leicht natriuretischen Effekt, so dass Drospirenon der östrogenbedingten Wassereinlagerung entgegen wirkt. Wegen seiner antimineralocorticoiden Wirkung hat Drospirenon das Potenzial, eine Hyperkaliämie zu verursachen. Daher sollte die Frage gestellt werden, wie sinnvoll es ist, ein Kontrazeptivum zu verwenden, dessen Gestagenanteil die Eigenschaften eines kaliumsparenden Diuretikums aufweist. Die Gestagene, die sonst in kombinierten Kontrazeptiva verwendet werden, haben keine antimineralocorticoide Wirkung. Die in den Studien mit Drospirenon beobachteten Nebenwirkungen entsprechen weitgehend denjenigen, die unter anderen kombinierten Kontrazeptiva festgestellt werden. Hierzu zählen in erster Linie Zwischenblutungen und weitere Zyklusstörungen, Migräne und andere Kopfschmerzen, Spannungsgefühl oder Schmerzen in der Brust, Brechreiz und Bauchbeschwerden. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft dokumentierte Berichte über thromboembolische Ereignisse unter Drospirenon-haltigen Kontrazeptiva.

In Deutschland ist Drospirenon bisher enthalten in den einphasigen oralen Kontrazeptiva Yasminelle® und aida® (0,020 mg Ethinylestradiol und 3 mg Drospirenon) sowie in Petibelle® und Yasmin® (0,030 mg Ethinylestradiol und 3 mg Drospirenon). Mit der Indikation Hormonersatztherapie bei postmenopausalen Frauen ist Drospirenon Bestandteil von Angeliq® (1 mg Estradiol und 2 mg Drospirenon). <

Quelle

Neues Gestagen Drospirenon. Neue Arzneimittel 2001; 2: 18-23.

Angeliq® zur Hormonsubstitution. arznei-telegramm 2004; 35: 101-2.

Thrombosen unter Drospirenon-haltigen Antibabypillen. arznei-telegramm 2006; 37: 94

Orales Kontrazeptivum Yaz® in den Niederlanden zugelassen. Pressemitteilung der Bayer Schering Pharma AG vom 12. Juli 2007.

Fachinformationen aida® (Stand Juni 2006), Angeliq® (Stand Dezember 2005), Petibelle® (Stand November 2004), Yasmin® und Yasminell® (Stand April 2007).

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Neues Gestagen Drospirenon.
Neue Arzneimittel 2001; 2: 18-23.

Was ist eine prämenstruelle dysphorische Störung?
Eine Vielzahl von Symptomen, die in den Tagen vor der Menstruation auftreten können, werden unter dem Begriff prämenstruelles Syndrom (PMS) zusammengefasst. Es wird definiert als das Auftreten beeinträchtigender physischer, psychologischer und verhaltensbezogener Symptome, die nicht durch eine organische Erkrankung ausgelöst werden, regelmäßig während der gleichen Phase des Menstruationszyklus auftreten und während des restlichen Zyklus signifikant zurückgehen oder verschwinden.
Wenige Frauen (etwa 3%) leiden unter einer schwereren Form des PMS, die auch als prämenstruelle dysphorische Störung (premenstrual distress disorder, PMDD) bezeichnet wird. Bei dieser Sonderform stehen schwere emotionale Probleme im Vordergrund. Sie führt zu einer Beeinträchtigung und erheblichem Stress am Arbeitsplatz, in der Familie, dem sozialen Umfeld und vor allem auch in der Partnerschaft. Von einer prämenstruellen dysphorischen Störung spricht man, wenn die Frau im vergangenen Jahr während der meisten Menstruationszyklen fünf (oder mehr) der folgenden Beschwerden vor Einsetzen ihrer Monatsblutung hatte und diese nach Einsetzen der Blutung zurückgingen:
  • deutliche depressive Verstimmung, Gefühle der Hoffnungslosigkeit,
  • deutliche Angst, Spannung,
  • deutliche Gefühlsschwankungen,
  • andauernde Wut oder Reizbarkeit oder vermehrte zwischenmenschliche Konflikte,
  • abnehmendes Interesse an üblichen Aktivitäten,
  • Konzentrationsschwierigkeiten,
  • leichte Müdigkeit und Energieverlust,
  • Veränderungen des Appetits,
  • übermäßiges Verlangen nach Schlaf oder auch Schlaflosigkeit,
  • Gefühl der allgemeinen Überlastung,
  • körperliche Symptome wie Brustempfindlichkeit oder -schwellung, Kopfschmerzen, Gelenk- oder Muskelschmerzen, sich aufgedunsen fühlen, Gewichtszunahme.
Das Diagnosesystem der American Psychiatric Association (DSM) kennt beide Krankheitsbilder, in dem in Deutschland verwendeten Klassifizierungssystem ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) wird das Bild der prämenstruellen dysphorischen Störung nicht speziell aufgeführt.
Pille gegen das prämenstruelle Syndrom Ein Drospirenon-haltiges Präparat zeigte über die kontrazeptive Wirkung hinaus einen positiven Einfluss auf androgenabhängige Symptome wie Akne und Seborrhö und kann das Hautbild verbessern. Zudem soll es helfen, die emotionalen und körperlichen Symptome der prämenstruellen Dysphorie zu verringern.
Foto: DAK

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