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Pharmagroßhandel

Immer weniger Rabattspielraum beklagt Noweda-Vorstand Wilfried Hollmann.
Foto: Noweda

Anzag verdrängt Gehe

BERLIN (ks). Bis zum 9. August will sich der Stuttgarter Arzneimittelhändler Celesio noch Zeit geben, ehe er seine Verluste beziffert, die sein Tochterunternehmen Gehe derzeit hinnehmen muss. Immerhin räumt man im Celesio-Vorstand mittlerweile ein, dass es nach der DocMorris-Übernahme eine Abwanderung von Gehe-Kunden zu anderen Grossisten gibt.

Der für das Apothekengeschäft zuständige Celesio-Vorstand Stefan Meister demonstrierte zu Wochenbeginn gegenüber dem "Handelsblatt" dennoch Zuversicht: "Wir werden uns jeden Euro Umsatz, den wir verlieren, zurückholen." Noch ist unklar, wie hoch die Verluste wirklich sind. Das "Handelsblatt" spricht von Brancheninformationen, nach denen Gehe seit dem DocMorris-Coup etwa 2,6 Prozentpunkte an die Wettbewerber abgegeben hat. Es heißt, der Pharmagroßhändler Anzag habe Gehe bereits von Platz zwei verdrängt – hinter den Marktführer Phoenix. "Solange Doc-Morris-Partnerapotheken eröffnen, hält der Trend an", glaubt Noweda-Chef Wilfried Hollmann. Bei manchen wird der Ärger über Gehe aber erst wieder aufflammen, wenn der Konkurrent vor der eigenen Haustür angreift. Bislang hält sich die Zahl der DocMorris-Partnerapotheken noch in einem überschaubaren Rahmen: Nach einem halben Jahr haben sich rund 40 Apotheken der Kooperation mit der niederländischen Versandapotheke angeschlossen.

Doch nicht nur Gehe muss um seine Kunden kämpfen. Schrumpfende Margen machen auch den übrigen Großhändlern zu schaffen. Damit fällt es ihnen zunehmend schwer, ihren Kunden Rabatte zu bieten. "Die letzten Gesetzesänderungen lassen uns eigentlich keinen Spielraum für zusätzliche Rabatte an Apotheker", sagte Hollmann dem "Handelsblatt". Pharmahersteller gewähren mittlerweile nur noch den Krankenkassen Rabatte – für die Grossisten entfällt damit die Möglichkeit, Marktmacht zu bündeln und so Einkaufsvorteile zu erzielen. Dennoch sind Rabatte an die Apotheker die wichtigste Waffe der Großhändler im Kampf um Marktanteile. "Das hat zum Teil schon ein ungesundes Niveau erreicht", so Hollmann.

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