Aus Kammern und Verbänden

Bayerischer Apothekerverband

Den Berufsstand erfolgreich verteidigt

Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des Bayerischen Apothekerverbands e.V. (BAV) am 30. Juni in Nürnberg berichteten Vorstand und Geschäftsführung über die berufspolitische Lage und führten Gespräche mit den anwesenden Mitgliedern.

Gerhard Reichert, 1. Vorsitzender des BAV, zog eine Bilanz der vergangenen Monate. Es sei eine harte Zeit gewesen, habe es doch gegolten, Höchstpreise, Zuzahlungserlass und die Zwangseinsparung von 500 Mio. Euro bei den Arzneimittelkosten zu Lasten der Apotheker zu bekämpfen. Der Erfolg habe gezeigt, dass Apotheker keine Papiertiger sind. Nicht zuletzt die Großdemonstrationen im Herbst 2006 hätten die Politiker zum Umdenken bewogen. Reichert bedankte sich zudem bei allen Apothekern, die Gespräche mit ihren zuständigen Abgeordneten geführt haben, für ihr Engagement. "Wir haben es wieder einmal geschafft, unseren Berufsstand zu verteidigen", resümierte Reichert. Eine Etappe sei geschafft, es müsse jedoch weiter gekämpft werden.

Bei aktuellen Themen ging Reichert vor allem auf die Rabattverträge ein. Er kritisierte, dass Bürokraten über die Medikation der Patienten bestimmen. Es dürfe außerdem nicht sein, dass Präparate mit gerade 1 bis 2% Marktanteil zwingend abgegeben werden müssen. Die Bürokratie lasse kaum noch eine Beratung zum Medikament zu. Die Verträge erfordern einen Mehraufwand an Zeit, Personal und oftmals auch Technik, da die Computer wegen der Datenflut aufgerüstet werden müssen. Reichert: "Die, die uns das eingebrockt haben, sollen auch die Kosten mittragen." Er glaube nicht, dass noch 2007 eine befriedigende Lösung gefunden wird.

Zum 1. Januar 2008 seien weitere Änderungen mit neuen Vertragspartnern zu erwarten. Doch die Apotheker brauchen Planungssicherheit, um ihr Warenlager zu bestellen und die Patienten zu versorgen. Es sei den Patienten auch nicht zu vermitteln, dass sie ihr gewohntes Arzneimittel selbst dann nicht erhalten, wenn sie bereit sind, die Preisdifferenz zum erstatteten Präparat aus eigener Tasche zu bezahlen. Diese Möglichkeit würde ein Stück mehr "Mündiger Bürger" bedeuten.

Alternative: Zielpreisvereinbarung

Als Alternative schlug Reichert die Zielpreisvereinbarung vor. Dabei bekäme der Apotheker ein echtes Aut idem. Er könnte dann aus einem festgelegten Preiskorridor das geeignete Medikament aussuchen und müsste sich nicht mehr zwingend an das verschriebene Arzneimittel oder die drei preisgünstigsten halten. "Das ist Pharmazie, hier ist unsere Kompetenz gefragt", sagte Reichert. Damit wäre auch die Compliance erhöht, da der Patient das vertraute Arzneimittel bekäme. Das teuerste Medikament sei immer noch dasjenige, das nicht eingenommen wird.

Landapotheken in Gefahr

Reichert ging auch darauf ein, dass ab 1. Januar 2009 der GKV-Abschlag neu verhandelt wird. Die gesetzlichen Krankenkassen werden vermutlich einen höheren Betrag fordern. Gerade die Landapotheken mit 85% und mehr Anteil an GKV-Versicherten würden dann Einbußen erleiden. Sie seien an der Grenze der finanziellen Leistungsfähigkeit. Ein Ausdünnen der Apothekenlandschaft sei im Flächenstaat Bayern für die Bevölkerung nicht hinnehmbar. "Jede einzelne Apotheke da draußen ist wichtig. Das muss man der Politik ins Stammbuch schreiben."

Verhandlungen mit den Kassen erfolgreich

Über die jüngsten Verhandlungen des BAV mit den bayerischen Regionalkassen berichtete Geschäftsführer Dr. Stefan Weber. So habe sich der BAV in einem sehr wichtigen Konfliktpunkt durchgesetzt. Die Kassen wollten grundsätzlich die Preisberechnung bei verschreibungs- und apothekenpflichtigen Arzneimitteln ändern. Als Preisbasis hätte demnach nicht mehr der ABDA-Artikelstamm gelten sollen, sondern die jeweils gültigen Herstellerabgabe- bzw. Apothekeneinkaufspreise. So hätte es in manchen Fällen zu Preisberechnungen kommen können, die von der Taxe abweichen. Dies konnte der BAV nicht akzeptieren. Weber: "Hätten die Krankenkassen an dieser Stelle nicht nachgegeben, hätten wir es hier in der Tat auf einen vertragslosen Zustand ankommen lassen und ankommen lassen müssen." Auch im Gesetzgebungsverfahren zum GKV-WSG habe man es geschafft, abweichende Preisberechnungen der Apotheken auf Basis einer Höchstpreisverordnung zu verhindern.

Weber legte dar, dass ein "vertragsloser Zustand" nicht völlig vertragslos ist, weil die Verträge auf Bundesebene, nämlich der Rahmenvertrag nach § 129 und die Abrechnungsvereinbarung nach § 300 SGB V, unverändert in Kraft bleiben. Deshalb wären auch bei einem "vertragslosen Zustand" verschreibungspflichtige Arzneimittel auf Kassenrezept bargeldlos zu liefern gewesen. Die Forderung einiger Mitglieder, den Landesvertrag zu kündigen, dann von den Versicherten Bargeld zu verlangen und diese gegen die Kassen aufzubringen, widerspricht den geltenden Verträgen.

Engagierte Mitglieder

Die über 70 anwesenden Apothekerinnen und Apotheker hatten auf der Mitgliederversammlung auch die Möglichkeit, persönlich mit den Vorstandsmitgliedern zu diskutieren, und äußerten sich dazu durchaus positiv: Martin Lind, Nürnberg: "Hier bekommt man Informationen aus erster Hand." Eva-Maria Götz, Randersacker: "Ich habe Interesse an der Berufspolitik. Man muss vereint für die Standesinteressen kämpfen. Es gibt hier viele Erläuterungen, zum Beispiel zur elektronischen Gesundheitskarte. Da war ich erst skeptisch, bin jetzt aber überzeugt." Hans Plesch, Nürnberg: "Bei den Mitgliederversammlungen bekommt man ein Stimmungsbild. Ich schätze die internen Informationen und die Möglichkeit, Fragen im direkten Gespräch zu klären."

Quelle: Thomas Metz, BAV

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