Arzneimittel und Therapie

Osteoporose

Zoledronsäure kann das Frakturrisiko senken

Eine einmal jährlich applizierte Infusion von Zoledronsäure senkte bei postmenopausalen Frauen beeindruckend das Risiko, Frakturen der Wirbelsäule und der Hüfte zu erleiden. Somit kann mit einer Infusion pro Jahr eine effektive Osteoporoseprävention erfolgen. Allerdings trat bei einigen Frauen unter der Bisphosphonattherapie schweres Kammerflimmern auf, dessen Ursache noch ungeklärt ist.

Bisphosphonate werden erfolgreich zur Osteoporoseprävention bei postmenopausalen Frauen eingesetzt. Sie hemmen die durch Osteoklasten vermittelte Knochenresorption und senken das Risiko vertebraler Frakturen. Für zwei Bisphosphonate, für Alendronat und Risedronat, konnte auch gezeigt werden, dass sie das Risiko nicht vertebraler Frakturen und das Risiko von Hüftfrakturen bei Frauen mit Osteoporose senken. Bisphosphonate werden zur Osteoporoseprävention meist oral eingenommen, wobei bestimmte Einnahmehinweise beachtet werden müssen. Da sich die Therapie über eine längere Zeit erstreckt, ist mit einer abnehmenden Compliance zu rechnen. So nimmt schätzungsweise rund die Hälfte aller Frauen bereits nach einem Jahr das Bisphosphonat nicht mehr zuverlässig ein. Daher werden Alternativen gesucht, die bei gleicher Effektivität eine bessere Compliance gewährleisten. So konnte bereits gezeigt werden, dass eine einmalige Infusion von Zoledronsäure bei postmenopausalen Frauen mit Osteoporose die Knochendichte während mindestens zwölf Monaten verbessert. In einer internationalen Studie wurde nun die längerfristige Wirkung einer Infusion mit Zoledronsäure untersucht.

Die Studie (HORIZON-Studie; The Health Outcomes and Reduced Incidence with Zoledronic Acid Once Yearly Pivotal Fracture Trial) wurde als doppelblinde, multizentrische, randomisierte und placebokontrollierte Studie konzipiert, an der postmenopausale Frauen im Durchschnittsalter von 73 Jahren mit Osteoporose teilnahmen. 3389 Frauen erhielten über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg einmal jährlich 5 mg Zoledronsäure als Kurzinfusion, 3876 Probandinnen erhielten eine Placeboinfusion. Primäre Studienendpunkte waren das Auftreten neuer vertebraler Frakturen und das Auftreten von Hüftfrakturen. Sekundäre Studienendpunkte schlossen unter anderem die Knochenmineraldichte, Marker des Knochenstoffwechsels, das Auftreten jeglicher Fraktur und die Sicherheit der Therapie ein.

Deutliche Abnahme der Frakturraten

Die Auswertung der Daten führte zu folgenden Ergebnissen:

  • Innerhalb der dreijährigen Studienperiode hatten 3,3% der Frauen, die Zoledronsäure erhalten hatten, eine Wirbelfraktur und 1,4% eine Hüftfraktur erlitten. In der Placebo-Gruppe waren es 10,9% bzw. 2,5%. Dies ergibt eine Reduktion der Wirbelfrakturen um 70% (relatives Risiko 0,30; 95% Konfidenzintervall 0,24 bis 0,38) und der Hüftfrakturen um 41% (Hazard ratio 0,59; 95% Konfidenzintervall 0,42 bis 0,83).
  • Auch in den sekundären Endpunkten (wie etwa nicht vertebrale Frakturen, jegliche klinische Fraktur oder klinische Wirbelfrakturen) zeigte Zoledronsäure eine ausgesprochen gute präventive Wirkung und war der Placebo-Therapie hoch signifikant überlegen. Auch die Knochenmineraldichte wurde im Vergleich zur Placebo-Therapie signifikant verbessert.
  • Abgesehen von kurzfristigen Infusionsreaktionen (wie grippeähnliche Symptome oder eine passagere Erhöhung des Serumkreatininwertes) waren die unerwünschten Wirkungen in beiden Gruppen ähnlich. Allerdings trat in der Zoledronsäure-Gruppe vermehrt Vorhofflimmern auf (bei 50 Patientinnen im Vergleich zu 20 Probandinnen der PlaceboGruppe; p < 0,001), dessen Ursache bislang nicht erklärt werden kann.

Kommentar

Durch eine jährliche Zoledronsäure-Infusion kann das Risiko verschiedener osteoporotischer Frakturen bei Frauen in der Postmenopause eindrücklich reduziert werden. Eine vergleichbare Potenz besitzen neben Strontiumranelat nur noch Alendronat und Risedronat, die ein Kommentator als Front-lineOption einstuft. Allerdings kann eine orale Bisphosphonat-Therapie – wie jede Dauertherapie – Probleme bei der Compliance bereiten. Zudem muss das Bisphosphonat nüchtern und in aufrechter Haltung eingenommen werden, was vor allem älteren Patienten Schwierigkeiten bereitet. Aus diesem Grund erscheint die Zoledronsäure-Infusion eine vielversprechende Alternative, zumal sie so gute Ergebnisse liefert.

Noch ist unklar, ob zwischen der Zoledronsäure-Gabe und dem Vorhofflimmern ein direkter Zusammenhang besteht, zumal die kardiale Störung erst nach etwa 30 Tagen und somit zu einem Zeitpunkt aufgetreten war, an dem der Plasma-Calciumspiegel keine Auffälligkeiten mehr aufwies (Zoledronsäure verursacht eine passagere Hypocalcämie). Es gibt Hinweise, dass auch unter einer Therapie mit Alendronat Vorhofflimmern registriert wurde. Somit könnte – falls sich diese Vermutung bestätigt – ein Klasseneffekt vorliegen. Weitere Sicherheitsdaten aus laufenden Studien werden daher mit großem Interesse erwartet.

Quelle

Black D.; et al.: Once-yearly Zoledronic acid for treatment of postmenopausal osteoporosis. N. Engl. J. Med. 2007: 356; 1809-1822.

Compston J.: Treatments for osteoporosis – looking beyond the HORIZON. N. Engl. J. Med. 2007: 356; 1878-1879.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
Effektive Osteoporoseprävention Bisphosphonate können die Anzahl an Wirbel- und Schenkelhalsfrakturen reduzieren. Eine Zoledronsäureinfusion einmal im Jahr könnte eine Alternative zur wöchentlichen Einnahme sein: Die Compliance war in den Studien gut und die positiven Effekte hielten über drei Jahre an.
Foto: Bonviva
Stickstoffhaltige Bisphosphonate werden selektiv im Hydroxylapatit des Knochens angereichert und dort über Jahre gespeichert. Sie dringen in aktive Osteoklasten ein, hemmen deren Mevalonat-Stoffwechsel und treiben sie in die Apoptose. Besonders effektiv verhindern sie Folgefrakturen bei schwerer Osteoporose.

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