Arzneimittel und Therapie

Nicht-steroidale Antirheumatika

Indikationen von Piroxicam sollen eingeschränkt werden

Das Committee for Medicinal Products for Human Use hat die Sicherheit aller nicht-steroidalen Antirheumatika überprüft. Es kommt zu dem Schluss, dass der Nutzen von Piroxicam zwar immer noch die Risiken überwiege, allerdings nur bei wenigen Indikationen. Die europäische Arzneimittelbehörde empfiehlt daher den Einsatz von Piroxicam-haltigen Arzneimitteln deutlich einzuschränken: Wegen der schlechten gastrointestinalen Verträglichkeit und der Gefahr schwerer Hautreaktionen soll es bei akuten Schmerzzuständen gar nicht mehr und bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen nur als Reservemedikament eingesetzt werden.

Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Sicherheit der Coxibe rückte auch das Nutzen-Risiko-Profil der nicht selektiven nicht-steroidalen Antiphlogistika in den Mittelpunkt der Bewertung in den Arzneimittelbehörden der EU. Im Ergebnis wurde für Piroxicam ein im Verhältnis zu den anderen nicht-steroidalen Antiphlogistika ungünstiges Risikoprofil festgestellt, was die EMEA bereits im September 2006 zu einer gesonderten Analyse von Piroxicam veranlasste, die jetzt abgeschlossen ist. In einer Pressemitteilung teilt die EMEA nun als Ergebnis – ohne dass sie Einzelheiten über die Häufigkeit von gastrointestinalen Komplikationen und Hautreaktionen nennt – mit, dass sie empfiehlt, Piroxicam zukünftig nicht mehr zur Behandlung akuter schmerzhafter entzündlicher Erkrankungen einzusetzen. Diese Empfehlungen werden nun an die Europäische Kommission weitergereicht, die sie in eine abschliessende Entscheidung einfliessen lässt, die dann für alle Staaten der Europäischen Union verbindlich sein wird.

Piroxicam darf zukünftig nicht mehr zur Behandlung akuter schmerzhafter entzündlicher Erkrankungen eingesetzt werden. Dazu gehören akute Gichtanfälle, primäre Dysmenorrhoe, postoperative Schmerzen, zahnärztliche Behandlungen, akute Erkrankungen des Bewegungsapparates sowie Entzündungen der Schleimbeutel oder chronische Sehnenentzündung.

Nur drei Indikationen werden für Piroxicam bleiben. Dies ist die symptomatische Behandlung der Osteoarthritis (Arthrose), der rheumatoiden Arthritis und der ankylosierenden Spondylitis. Aber auch bei diesen Erkrankungen darf Piroxicam nicht mehr als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden. Eine Therapie sollte mit der niedrigst möglichen Dosierung begonnen werden. Die Tagesdosis wird zudem auf maximal 20 mg beschränkt. Verordnen sollen Piroxicam nur noch Ärzte mit Erfahrungen in der Behandlung chronischer schmerzhafter und entzündlicher Erkrankungen. Die Therapie sollte 14 Tage nach Behandlungsbeginn neu bewertet werden. Den behandelnden Ärzten wird empfohlen, Piroxicam, falls sie es denn einsetzen, mit einem Gastroprotektivum wie Misoprostol oder einem Protonenpumpeninhibitor zu kombinieren. Nicht erhalten sollten Piroxicam Patienten mit gastrointestinalen Blutungen oder mit Hautreaktionen auf Arzneimittel in der Vorgeschichte. Kontraindiziert ist auch der gleichzeitige Einsatz von Piroxicam mit anderen nicht-steroidalen Antiphlogistika oder mit oralen Antikoagulanzien.

Nicht betroffen von diesen Einschränkungen wird die topische Anwendung von Piroxicam sein. <

Quelle

European Medicines Agency recommends restricted use for piroxicam. Pressemitteilung der EMEA, 25 Juni 2007.

Question and answers on the review of piroxicam. Pressemitteilung der EMEA, 21. Juni 2007.

ck
Piroxicam gehört zu den am häufigsten verordneten nicht-steroidalen Antiphlogistika. Seine Wirkung über die Prostaglandin-Synthesehemmung konnte in den üblichen tierexperimentellen Entzündungsmodellen nachgewiesen werden. Beim Menschen reduziert Piroxicam entzündlich bedingte Schmerzen und Schwellungen. Ferner hemmt es die Adenosin-5‘-diphosphat(ADP)-induzierte Plättchenaggregation. Nach oraler Applikation wird Piroxicam zum Teil schon im Magen und anschließend vollständig im Duodenum resorbiert. Nach rektaler Anwendung werden maximale Plasmakonzentrationen nach etwa fünf bis sechs Stunden erreicht, während maximale Plasmaspiegel nach oraler Gabe schon nach ca. zwei bis drei Stunden erreicht werden. Nach sechs bis zehn Stunden kommt es erneut zum Anstieg des Plasmaspiegels, der wahrscheinlich durch einen enterohepatischen Kreislauf bedingt ist. Die täglich wiederholte Einnahme der üblichen Tagesdosis von 20 mg Piroxicam führt im Allgemeinen nach fünf bis zehn Tagen zu einem Steady state. Piroxicam hat eine lange Wirkdauer, die Eliminationshalbwertszeit beträgt im Mittel ca. 50 Stunden. Durch die lange Verweildauer im Körper besteht die Gefahr einer kumulativen Überdosierung.
Entzündlich bedingte Schmerzen Piroxicam gehört zu den am häufigsten verordneten nicht-steroidalen Antiphlogistika. Jetzt empfehlen die europäischen Behörden, die Indikationen stark einzuschränken: Piroxicam darf zukünftig nicht mehr zur Behandlung akuter schmerzhafter entzündlicher Erkrankungen eingesetzt werden.
Foto: Bayer Vital GmbH
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