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Na also, geht doch

"Die Marke DocMorris darf nicht in der Außen- und Innendarstellung in Kombination mit dem deutschen, roten Apotheken-A genutzt werden" – dies verlangt § 2, Abs. 3, des DocMorris-Lizenzvertrags von den Apotheken, die sich auf das Abenteuer mit dem grünen Kreuz einlassen. Damit verlangt das System DocMorris von seinen Franchisenehmern, sich von der starken Marke, dem Apotheken-A, abzukoppeln. DocMorris lässt sich das auch noch mit einer saftigen Eintrittsgebühr versilbern. Wer in den Club eintreten will und sich dem Joch des grün-weißen Kreuzes unterwerfen möchte, muss 5000 Euro auf den Celesio-Tisch legen. Dann hat er die Umbau- und Umfirmierungsmaßnahmen zu tragen, die leicht 30.000 Euro und mehr betragen können. Hinzu kommen 1200 Euro Lizenzgebühr und 300 Euro Kooperationsgebühr monatlich – macht zusammen 1500 Euro. Das ist kein Pappenstiel. Das Geld muss erst einmal verdient sein. Für viele der Apotheken, die diesen Weg gehen, kein leichtes Unterfangen, zumal kein geringer Teil dieser Apotheken, vorsichtig gesagt, wirtschaftlich bisher keine allzu gute Figur machte. Angesichts der verbilligten Preise beim OTC-Sortiment, mit denen kaum Erlöse zu erzielen sind, muss ein Vielfaches davon umgesetzt werden, um erst mal das hereinzuholen, was man bisher hatte. Das rechnen Steuerberatungsbüros immer wieder vor. Und die Kosten für Umbau, Lizenz und Kooperation wollen auch bezahlt werden.

Mag sein, dass die ersten vier Wochen dem DocMorris-Apotheker psychisch Auftrieb geben – die Neugierde der Kunden und die Hoffnung, ein Schnäppchen zu landen, treibt sie zum grünen Kreuz. Doch dieses Kundeninteresse ebbt bald ab, wenn sie feststellen, dass auch eine DocMorris-Apotheke nur mit Wasser kocht, sprich auch nichts zu verschenken hat. Wenn das gewünschte spezielle Arzneimittel nicht zu den Indikatorartikeln gehört, die gerne heruntergesetzt werden, stellt der Kunde bald fest, dass so manche Versandapotheke die OTC-Arzneimittel noch weit günstiger anbietet als die vermeintlich billige DocMorris-Apotheke.

Wenn die Kundenströme nachlassen, sieht die Welt bald anders aus – und das grüne Kreuz verblasst.

Dass der Lack der grün-weißen Schränke und Theken rasch an Strahlkraft verliert, dafür werden die bereits bestehenden Kooperationen im Markt sorgen. Man kann sich des Gefühls nicht erwehren: Nach einer ersten Schockstarre rüsten nun nahezu alle Apotheker-Arbeitsgemeinschaften auf und treten selbstbewusster nach außen auf. Wurden bisher Logos wie lindgrüne Bänder, bunte Quadrate und rot-weiße Kapseln eher dezent eingesetzt, versuchen die Kooperationen, ihren Verbund jetzt deutlicher herauszustellen. Sie wollen dem Celesio-Franchiseunternehmen mit dem Billig-Image Paroli bieten, indem sie Dienstleistungen und Qualität unter dem roten A mit ihrer Marke verbinden.

Scheint da ein zaghaftes Umdenken in unserer Gesellschaft stattzufinden? Selbst Saturn verlässt seine Geiz-ist-geil-Strategie. Gute Preise, mit Augenmaß kalkuliert, ja. Aber die Hoffnung keimt, dass superbillig skeptisch gesehen wird und der Qualitätswettbewerb in den Vordergrund rückt. Beispiele gibt es schon. Die "Parmapharm" scheint diesen Weg zu gehen mit ihrer Vision 2010 und ihrem Konzept der Premium-Apotheke. Beratung und Serviceleistungen sollen verstärkt werden. Man will sich nicht über Masse und Preis definieren, sondern über Qualität. Auch die "Partner-Apotheken" setzen auf hohe Beratungsqualität und einen Qualitätsverbund. Soweit man hört, profilieren sich auch die anderen Kooperationen verstärkt über Qualität, Leistung, Service und Beratung – und nicht über den Preis.

Na also, geht doch, möchte man sagen. Ich bin überzeugt, dass sich langfristig eine solche Art des Wettbewerbs durchsetzen wird.

Peter Ditzel

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