Arzneimittel und Therapie

Nierenzellkarzinom

Sorafenib verlängert progressionsfreies Überleben

Seit kurzem ist der Multi-Tyrosinkinase-Inhibitor Sorafenib (Nexavar®) zur Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms im Handel und wird bei Patienten eingesetzt, die auf eine herkömmliche Therapie nicht mehr ansprechen oder dafür nicht geeignet sind. In einer Phase-III-Studie zeigten diese Patienten unter Sorafenib ein deutlich verlängertes progressionsfreies Überleben. Die Verlängerung des Gesamtüberlebens wies zum Zeitpunkt der Auswertung noch keine statistische Überlegenheit auf.

Die Fünf-Jahres-Überlebensrate für Patienten, die an einem metastasierenden Nierenzellkarzinom erkrankt sind, liegt unter 10%. An dieser Prognose hat sich in den vergangenen 25 Jahren wenig geändert. Eine chirurgische Entfernung des Tumors ist nur in frühen Stadien möglich, und Chemo- und Strahlentherapie führt nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen zum Erfolg. Bislang standen zur medikamentösen Therapie nur Interleukin 2 und Interferon alfa zur Verfügung – Wirkstoffe, die nicht von jedem Patienten vertragen werden und mit hohen Nebenwirkungen behaftet sind. Nun scheint sich mit den seit kurzem zugelassenen Tyrosinkinase-Hemmern Sunitinib (Sutent®) und Sorafenib (Nexavar®) ein Fortschritt bei der Therapie des metastasierenden Nierenzellkarzinoms abzuzeichnen, was mehrere Studien zu diesen neuen Substanzen zeigen. Eine unlängst publizierte Studie berichtet über günstige Ergebnisse unter einer Therapie mit Sorafenib, einem Multi-Tyrosinkinase-Hemmer, der das Tumorwachstum an verschiedenen Stellen unterbindet.

Für die multizentrische Studie wurden zwischen November 2003 und März 2005 in 19 Ländern 903 Patienten mit fortgeschrittenem klarzelligem Nierenzellkarzinom (häufigste und aggressivste Form des Nierenzellkarzinoms) rekrutiert, bei denen die herkömmlichen Standardtherapien keinen Erfolg zeigten. Sie erhielten randomisiert eine der folgenden Therapien:

  • 400 mg Sorafenib zweimal täglich oral (Verum-Gruppe mit 451 Probanden) oder
  • zwei mal täglich ein Placebo (Placebo-Gruppe mit 452 Patienten).

Der primäre Studienendpunkt war das Gesamtüberleben. Eine geplante Analyse des progressionsfreien Überlebens zeigte im Januar 2005 einen statistisch signifikanten Vorteil für Sorafenib im Vergleich mit dem Placebo. Daher wurde ein Wechsel von der Placebo-Gruppe zur Verumgruppe erlaubt.

Verlängertes progressionsfreies Überleben

Zum Stichtag im Januar 2005 betrug das mediane progressionsfreie Überleben 5,5 Monate in der Sorafenib-Gruppe und 2,8 Monate in der Placebo-Ggruppe (Hazard ratio 0,44; 95% Konfidenzintervall 0,35-0,55; p < 0,01). Auch in den Ansprechraten (komplette oder partielle Remission, stabiler Krankheitszustand, Fortschreiten der Erkrankung) unterschieden sich die zwei Therapieoptionen deutlich, und unter Sorafenib wurden durchwegs bessere Ergebnisse erzielt.

Die erste Zwischenanalyse des Gesamtüberlebens im Mai 2005 zeigte, dass Sorafenib das Sterberisiko im Vergleich zum Placebo verringerte; dieser Vorteil war allerdings statistisch nicht signifikant (zu diesem Zeitpunkt waren 22% der Patienten in der Verum-Gruppe und 27% in der Placebo-Gruppe verstorben). Im November 2005 betrug das Gesamtüberleben für Patienten der Verum-Gruppe 19,3 Monate, für die Probanden der Placebo-Gruppe 15,9 Monate (Hazard ratio 0,77; 95% Konfidenzintervall 0,63-0,95; p = 0,02).

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen der Verumtherapie waren Durchfälle, Hautausschläge, Müdigkeit und Hand-Fuß-Hautreaktionen. Schwere, aber selten vorkommende Nebenwirkungen unter Sorafenib waren Hypertonie und kardiale Ischämie. Im Vergleich zu den herkömmlichen Standardtherapien sind die aufgetretenen Nebenwirkungen moderat und leicht beherrschbar.

Quelle

Escudier, B.; et al.: Sorafenib in advanced clear-cell renal-cell carcinoma. N. Engl. J. Med. 356 , 125 –134 (2007).

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
Sorafenib (Nexavar®) ist ein oraler Multikinase-Inhibitor, der Tumorzelle und Tumorgefäße angreift. Er hemmt zwei Kinaseklassen, die am Zellwachstum und an der Angiogenese beteiligt sind. Folgende Tyrosinkinasen, die direkt an der Tumorprogression beteiligt sind, werden durch Sorafenib gehemmt:
  • RAF-Kinase
  • c-Kit (stem cell factor)
Zusätzlich ist Sorafenib gegen einige Rezeptor-Tyrosinkinasen wirksam, die für die Blutversorgung des Tumors wichtig sind: das sind unter anderem:
  • VEGF (Vascular Endothelial Growth Factors)-Rezeptor-Tyrosinkinasen
  • PDGF (platelet derived growth factor)-Rezeptor-Tyrosinkinasen (= Tyrosinkinasen des Thrombozytenwachstumsfaktors)
  • FMS-like-Tyrosinkinase (Flt-3), (= fetal liver tyrosine kinase).
  • RET-Rezeptor-Tyrosinkinasen
Nexavar® hat im Dezember 2005 die Zulassung für die USA und wenig später für Europa erhalten; in Deutschland ist Sorafenib seit August 2006 im Handel.
Symptome eines Nierenzellkarzinoms
Ein Nierenzellkarzinom verursacht keine Frühsymptome. 60% der Tumoren werden anhand sonographisch erhobener Zufallsbefunde diagnostiziert. In späteren Stadien treten
  • Hämaturie,
  • Flankenschmerz,
  • tastbarer abdominaler Tumor,
  • Gewichtsverlust und
  • Anämie auf.

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