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Warum Sie eine Premium-Apotheke machen sollten

Versandapotheken mit Niedrigpreisen, Pillenshops, Discount-Apotheken, Preiskämpfe, DocMorris-Franchiseläden, Celesio-Kettengerassel, Drogerievorstöße in den Arzneimittelmarkt – dieses Szenario beherrscht zurzeit den Pharma- und Apothekenmarkt. Es geht darum, wie man möglichst viel Arzneimittel möglichst billig und ohne hemmende und störende Barrieren unters Volk bringt und damit schnell und viel Umsatz macht. Arzneimittel werden damit zur gewöhnlichen Ware. Politisch gewollt, könnte man vorschnell dagegen einwenden. Wirklich? Die Politik hat zwar den Versandhandel zugelassen und die OTC-Preise freigegeben, aber niemals die Beratungspflicht oder die pharmazeutischen Leistungen der Apotheke in Frage gestellt oder minimiert. Im Gegenteil: Bundestagsabgeordnete aller Parteien mit Ausnahme der Grünen haben sich für die inhabergeführte Apotheke ausgesprochen und möchten keine Apothekenketten in Deutschland. Auf allen regionalen Apothekertagen und anderen berufspolitischen Veranstaltungen heben Politiker in ihren Grußworten das heutige System der Apotheke hervor und wenden sich gegen den Fremd- und Mehrbesitz. Doch irgendwie scheint es eine nicht fassbare Bewegung im Markt zu geben, die viele glauben lässt, die Apothekenzukunft liege im Verkauf möglichst vieler billiger Arzneimittel. Man wird diese Kolleginnen und Kollegen kaum davon überzeugen können, dass dies langfristig ein Holzweg ist, denn solange es noch nicht so viele sind, die sich ins Billigabseits stellen, scheint ihnen der Erfolg Recht zu geben. Erfolg – wenn man die Kundenfrequenz und den Umsatz sieht, die kurzzeitig steigen. Doch wenn die erste Bilanz gezogen wird und Gewinn und Rendite auf den Tisch kommen, macht sich rasch Ernüchterung breit. Solche Billigkonzepte für eine Apotheke können sich nicht rechnen, da der Gesetzgeber den Apotheken eine Vielzahl an Pflichten (qualifiziertes Personal, Beratung, Labor, Dokumentationen) auferlegt hat, die Geld kosten. Und allein schon vor diesem Hintergrund kann eine Apotheke, wie sie der deutsche Gesetzgeber und letztlich unsere Gesellschaft wollen, nicht so geführt werden wie ein Drogeriemarkt.

Was könnte eine Alternative zum Billig-Franchise-Pillenshop sein? Für mich liegt sie in der Premium-Apotheke. Premium – das bedeutet laut Duden "von besonderer, von bester Qualität". Wenn es um die Gesundheit geht, sollte die beste Betreuung gerade gut genug sein. Eine Premium-Apotheke signalisiert mir schon beim Betreten, dass ich es mit einem Ort zu tun habe, an dem meine Gesundheit in guten Händen ist, dass man sich um mich sorgt und meine Wünsche und Beschwerden ernst nimmt. Größtmögliche Sauberkeit, freundliche übersichtliche Einrichtung, helles Licht, übersichtliches Sortiment sind bereits die ersten Indikatoren, die eine Premium-Apotheke ausmachen (aber bitte keine Spiegelpaläste o. ä. wie in Parfümerieshops). Deutliche Hinweise auf Plätze mit diskreter Beratung weisen auf Vertraulichkeit hin. Im Handverkauf beraten kompetente, ständig fortgebildete und freundliche approbierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie PTAs. Alle sind bestens geschult in Kommunikation. Sie sprechen die Kunden von sich aus an (!), geben Zusatzinformationen und empfehlen sinnvolle Zusatzpräparate. Die Apotheke macht selbstverständlich alle Arzneimittelchecks (Nebenwirkungen, Wechselwirkungen), außerdem bietet sie alle gängigen Blutmesswerte an. Der Katalog an besonderen Leistungen ließe sich noch erweitern. Bei der Preisgestaltung im Freiwahl- und OTC-Sortiment fährt die Premium-Apotheke nicht die Discountstrategie, kann sich aber als preisaktiv darstellen zum Beispiel durch günstige Preise bei Indikatorartikeln. Absolut tabu bei einer Premium-Apotheke sind dagegen Unfreundlichkeit, keine aktive Kundenansprache, (Ramsch-)Zugaben, PKA im Handverkauf (auch nicht mal eben so) und PTAs allein oder gar als Chefvertretung.

Hand aufs Herz, erfüllt Ihre Apotheke schon heute alle diese Kriterien? Dann sind Sie bestens aufgestellt für die Zukunft. Alle anderen, die nicht auf die Billigstrategie setzen, können an diesem Konzept arbeiten. Warum ich glaube, dass die Premium-Apotheke überlebt? Wenn es um die eigene Gesundheit geht, will jeder das Beste für sich. Und das kann nicht das Billigste sein. Geld ist vorhanden in der Bevölkerung, oft auch bei Rentnern. Die meisten sind bereit, für ihre Gesundheit Geld auszugeben (denken Sie an den regen Zulauf, den Heilpraktiker, Schönheitschirurgen sowie esoterische Heilsangebote haben). Positionieren Sie Ihre Apotheke als Premium-Apotheke – Discounter und Billigshops werden das nicht schaffen.

Peter Ditzel

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