DAZ aktuell

Apotheken

Mehr Leistung, weniger Geld

FREISING (bra). Nach noch unveröffentlichten Daten des Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) werden die Leistungen der Apotheken immer schlechter honoriert. Durch Strukturverschiebungen zu größeren Packungen und höheren Wirkstärken je Darreichungsform (die die Patienten ggf. selbst teilen) kommt es bei den Apotheken trotz eines zunehmenden Arzneiverbrauchs zu Einnahmeverlusten. Diese Sonderbelastungen blieben im Schatten der Kostendämpfungsbeiträge, die explizit auf die Apotheken zielten, bislang weitgehend unbedacht.

Auf einer Euroforum-Konferenz, die am 22./23. Mai in Freising stattfand, beleuchtete der Leiter des IGES, der Mediziner Prof. Dr. Bertram Häussler, Trends des GKV-Arzneimittelmarktes. In 2006 sind demnach die Umsätze der Apotheken mit den Gesetzlichen Krankkassen gegenüber 2005 zwar um knapp 2 Mrd. Euro (genau 1,9427 Mrd.) gestiegen. 1,854 Mrd. Euro davon sind auf eine Zunahme des Verbrauchs zurückzuführen. Der Verbrauch (gemessen in Tagesdosen [DDDs]) stieg gegenüber dem Vorjahr um 4,3%.

Veränderungen bei den Therapieansätzen oder der oft kritisierte Einsatz vermeintlich oder wirklich überteuerter Analogarzneimittel (Me-toos) sind, so Häussler, bei den Ausgabensteigerung der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) nur von untergeordneter Bedeutung. Die Verbrauchszunahme realisiere sich ausschließlich über eine Zunahme bei den N3-Packungsgrößen; die darauf entfallenden Tagesdosen sind von 17,3 Mrd. DDD in 2004 über 18,9 Mrd. DDD in 2005 auf 20,3 Mrd. DDD im Jahr 2006 gestiegen. Der Gesamtsteigerung der Tagesdosen um 4,3% stehe ein gleichzeitiger Rückgang bei den Packungszahlen (-1,7%) gegenüber.

Allein aus den Strukturverschiebungen resultieren für die Apotheken Einnahmeverluste von 6,1% (rund 240 Mio. Euro). Die Verluste durch das GMG (Abkopplung der Apothekenhonorierung vom Arzneimittelpreis), AVWG (Rabattverbote bzw. -beschränkungen) und – in 2007 – durch das GKV-WSG (Erhöhung des Zwangsabschlages von 2 Euro auf 2,30 Euro) kommen hinzu.

Für 2007 und die überschaubare Zukunft erwartet Häussler, dass der Arzneimittelverbrauch weiter zunehmen wird. Durch die Strukturverschiebungen zu höheren Packungsgrößen und Wirkstärken würden die Distributionskosten und damit die Einnahmen der Apotheken trotz höherer Leistungen für die Versorgung aber tendenziell weiter sinken. Bei der Erhöhung des Apothekenabschlages um 30 Cent, über den die Politik einen Kostendämpfungsbetrag der Apotheken einfordern wollte, hat man nach Häussler die indirekten Beiträge der Apotheken im Gefolge der Strukturveränderungen in der Arzneiversorgung übersehen.

Nach Einschätzung von Häussler wird das Jahr 2007, was die Kosten der Arzneimittelversorgung angeht, fälschlich wieder als Skandaljahr dargestellt werden. Die Politik habe die zu erwartenden Mehrkosten aber weitgehend selbst verursacht. Allein im Gefolge der Mehrwertsteuererhöhung (+ 700 Mio. Euro) und der erweiterten Erstattung von Impfungen sei für die GKV mit Zusatzausgaben von rund 2 Mrd. Euro zu rechnen.

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