Aus Kammern und Verbänden

Apothekerkammer Sachsen-Anhalt

Dokumentation arzneimittelbezogener Probleme

Seit 2003 haben Apotheken in Sachsen-Anhalt systematisch arzneimittelbezogene Probleme erfasst, teils in detaillierten Berichtsbogen, teils in Häufigkeitsmeldebogen. Die Bogen wurden ausgewertet und die Ergebnisse teilweise publiziert (siehe DAZ Nr. 35/2006). Die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt veranstaltete am 2. Mai in Magdeburg eine Fortbildung zu diesem Thema.

Staatssekretärin Prof. Dr. Christiane Dienel betonte, die Apotheke als Ort einer fachlich fundierten Beratung zur Wirkung und Anwendung von Arzneimitteln sei unbedingt notwendig, auch im ländlichen Bereich. Für den Beratungsalltag forderte sie mehr Diskretion, die den Patienten zu Fragestellungen ermutigt. Das Apothekenpersonal sollte dem Patienten in geeigneter Form die Offenheit zur Beratung signalisieren. Diesen Vorteil der Präsenzapotheke gegenüber dem Versandhandel gelte es in Zukunft stärker zu demonstrieren und zu nutzen.

Ergebnisse der Dokumentation

Dr. Ulrike Hiemer, Berlin, berichtete über die Auswertung der detaillierten Berichtsbogen aus 93 Apotheken. Dort waren die Arzneistoffe Diclofenac, Insulin und Metoprolol die größten Sorgenkinder in der Verordnung. Hiemer fasste zusammen:

  • Die Beratung in der Apotheke ist für den Anwendungserfolg eines Arzneimittels unverzichtbar.
  • Arzneimittelbezogene Probleme sollten immer dokumentiert werden.
  • Die Entwicklung indikationsbezogener Beratungsstandards und ihre Implementierung in die Praxis sind notwendig.
  • Eine rationale Beratung setzt eine kontinuierliche Fortbildung zwingend voraus.

Marlene Zenk, Salutas Pharma GmbH, stellte die Auswertung der Häufigkeitsmeldebogen ("Strichlisten") aus 114 Apotheken vor. Demnach traten in jeder Apotheke täglich mindestens zwei Probleme im Zusammenhang mit der Rezeptbearbeitung auf. 75% der Fälle konnten vor Ort und zeitnah gelöst werden. In zwei Dritteln der Fälle nahm die Apotheke Kontakt zum Arzt auf. Auch Zenk forderte, die Probleme zu dokumentieren, um die Öffentlichkeit für das Thema Arzneimittelsicherheit zu sensibilisieren und die zentrale Funktion des Apothekers dabei hervorzuheben.

Apotheke und Stufenplan

Prof. Dr. Thomas Beck, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK), referierte über den Stufenplan nach § 63 AMG. Die Meldebogen für Arzneimittelzwischenfälle können von der Homepage www.arzneimittelkommission.info heruntergeladen oder gleich online ausgefüllt werden. Parallel ist stets die zuständige Behörde im jeweiligen Bundesland zu informieren. Im Jahr 2006 sind bei der AMK 6389 Meldungen eingegangen. Vier Fünftel davon waren galenische Mängel, nur ein Fünftel waren Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) oder zum Arzneimittelmissbrauch.

Beck appellierte an die Apothekenteams, Arzneimittel nicht nur zu verkaufen, sondern bewusst die Abgabe mit einer Beratung zu verbinden. Ein nicht unerheblicher Teil der bei der AMK eingehenden Meldungen in Bezug auf Minderwirkung von Inhalatoren, Transdermalen Therapeutischen Systemen und Insulin-Pens könnte bei sachgemäßer Anwendung der Arzneimittel vermieden werden.

Medikationsfehler

Dr. med. Christian Braun, Klinikum Saarbrücken, unterschied drei Kategorien von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW):

  • kalkuliertes Risiko,
  • nicht vorhersehbar und
  • Medikationsfehler.

Medikationsfehler sind meist eine Folge vieler kleiner Fehler mehrerer Personen. Ein beträchtlicher Teil aller UAW wäre vermeidbar, wenn bei der Dosierung eine möglicherweise eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion berücksichtigt würde. So muss bei etwa 300 Arzneistoffen die Dosis an die Nierenfunktion angepasst werden. Die individuelle Dosisanpassung lässt sich nur mit elektronischen Hilfsmitteln praktisch umsetzen. Der Referent stellte die Arbeit mit einer entsprechenden Datenbank vor. Die EDV verhindert zwar nicht automatisch Medikationsfehler, hilft aber, die häufigsten Fehler zu vermeiden.

Medikationsprofile

Prof. Dr. Marion Schaefer, Berlin, plädierte für mehr pharmakoepidemiologische Studien und die intensivere Beobachtung von im Markt befindlichen Medikamenten (Pharmakovigilanz). Die Apotheker sollten mehr mit Medikationsprofilen arbeiten, um Doppelverordnungen, Interaktionen, Complianceprobleme und UAW zu erkennen. So ließen sich

enorme Kosten einsparen. <cae

Quelle: Pressemitteilung der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt
Prof. Dr. Christiane Dienel
Fotos: AK Sachsen-Anhalt
Marlene Zenk

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