Arzneimittel und Therapie

Primärprävention

Acetylsalicylsäure kann vor Dickdarmkrebs schützen

Seit Längerem wird diskutiert, ob Acetylsalicylsäure zur Primärprävention von Darmkrebs geeignet ist. Eine systematische Analyse von Patienten, die in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren an zwei großen randomisierten Acetylsalicylsäure-Studien teilgenommen hatten, bestätigt jetzt, dass die tägliche Langzeiteinnahme von 300 mg Acetylsalicylsäure das Kolorektalkarzinom-Risiko senken kann. Auswertungen von Beobachtungsstudien kommen zu übereinstimmenden Ergebnissen.

Darmkrebs entwickelt sich über Jahre hinweg. Es dauert mindestens zehn Jahre, bis aus den präkanzerösen Vorstufen, den Adenomen, das eigentliche Karzinom entsteht. Randomisierte Studien hatten gezeigt, dass Acetylsalicylsäure das Risiko für ein erneutes Auftreten von Dickdarmadenomen senken kann. Doch bislang konnte in Studien mit einer Nachbeobachtungszeit von bis zu zehn Jahren nicht gezeigt werden, dass Acetylsalicylsäure auch zur Primärprävention von Dickdarmkrebs geeignet ist. Vor diesem Hintergrund haben britische Forscher die Daten von Patienten, die an der British Doctors Aspirin Study und der UK-TIA Aspirin Study teilgenommen hatten, analysiert. Die Studien wurden in den späten 1970er Jahren und frühen 1980er Jahren durchgeführt und liegen damit weit über 20 Jahre zurück.

In der British Doctors Aspirin Study mit 5139 britischen Ärzten hatten zwei Drittel der Ärzte täglich über fünf Jahre lang 500 mg Acetylsalicylsäure eingenommen. In der UK-TIA Aspirin Study, in der es um die Primär- und Sekundärprävention zerebrovaskulärer Gefäßverschlüsse und damit von transitorisch ischämischen Attacken und Schlaganfall ging, waren zwei Drittel der 2449 Studienteilnehmer mit Acetylsalicylsäure mit Tagesdosen zwischen 300 und 1200 mg über ein bis sieben Jahre behandelt worden. Parallel zu der Nachbeobachtung der Patienten aus diesen beiden randomisierten Studien wurden Daten aus Beobachtungsstudien (19 Fall-Kontrollstudien, 11 Kohortenstudien) analysiert, in denen die Patienten mehr als zehn Jahre mittlere bis hohe Dosen von Acetylsalicylsäure eingenommen hatten.

In den randomisierten Studien reduzierte die tägliche Einnahme von Acetylsalicylsäure das Darmkrebsrisiko, wenn ASS mehr als fünf Jahre eingenommen wurde. Sichtbar wurde dieser Effekt allerdings erst nach einer Latenzzeit von zehn Jahren. Er war abhängig von der Dauer, dem Behandlungsschema und der Compliance. 10 bis 14 Jahre nach der Randomisierung sank das relative Risiko nach konsequenter täglicher Einnahme über mindestens fünf Jahre auf 74% (Hazard Ratio 0,26). Die Analysen der Beobachtungsstudien weisen in die gleiche Richtung. Hier wurde das Darmkrebsrisiko bei Patienten, die Acetylsalicylsäure in mittleren bis hohen Dosen für zehn Jahre und mehr eingenommen hatten, in einer Größenordnung von 50 bis 70% reduziert.

Danach ist die tägliche Einnahme von 300 mg Acetylsalicylsäure über mindestens fünf Jahre zur Primärprävention des Kolorektalkarzinoms geeignet. Vor dem Hintergrund von Komplikationen wie Blutungen erlauben die Ergebnisse es allerdings nach Ansicht der Autoren nicht, Acetylsalicylsäure zur Dickdarmkrebsprävention in der Normalbevölkerung zu empfehlen. Weitere Langzeit-Nachbeobachtungen von anderen randomisierten Studien seien notwendig, um zu klären, wie wirksam und sicher Acetylsalicylsäure ist, wenn sie in niedrigerer Dosierung und weniger häufig eingenommen wird.

Quelle

Flossmann, E.; Rothwell, P. M.: Effect of aspirin on long-term risk of colorectal cancer: consistant evidence from randomised an observational studies. Lancet 369 , 1603-1613 (2007).

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Vielseitige Acetylsalicylsäure Die tägliche Einnahme von 300 mg Acetylsalicylsäure über mindestens fünf Jahre kann das Kolorektalkarzinomrisiko senken.
Foto: Bayer AG

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