DAZ aktuell

Kooperationen statt eigene Filialen

DocMorris-Apotheke in St. Wendel Noch lachen sie: Apothekerin Antoinette Angel und Ralf Däinghaus halten ihr grünes Kreuz hoch – Niedrigpreise für OTC-Arzneimittel.

500 DocMorris-Apotheken in Deutschland geplant

BERLIN (ks). Der niederländische Arzneimittelversender DocMorris hat einen neuen Anlauf unternommen, in Deutschland Fuß zu fassen. Da sich das hierzulande bestehende Fremdbesitzverbot nicht so schnell kippen lässt wie erhofft, setzt das Unternehmen nun auf "Markenpartnerschaften mit Vor-Ort-Apotheken".

Am 8. Januar startete die neue Kooperation. Als ersten Partner präsentierte DocMorris die ehemalige Luisen-Apotheke im saarländischen St. Wendel. Sie darf sich fortan DocMorris-Apotheke nennen, auch wenn sich an den Eigentumsverhältnissen formal nichts geändert hat. Dieses Ereignis war DocMorris am Montag in mehreren großen Tageszeitungen eine ganzseitige Anzeige wert.

Die im vergangenen Sommer kurzzeitig eröffnete Saarbrücker DocMorris-Filiale ist nach der Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts Saarbrücken nach wie vor geschlossen. Über die Beschwerde der holländischen Internetapotheke gegen diesen Beschluss hat das Oberverwaltungsgericht Saarlouis noch nicht entschieden. Doch DocMorris-Chef Ralf Däinghaus will nicht länger auf das in Kürze zu erwartende Urteil warten. Und so blinkt das grüne DocMorris-Logo nun in St. Wendel – und schon bald soll es in vielen Städten Deutschlands zu sehen sein. In den kommenden Monaten werden "mehrere Dutzend" solcher Kooperationen folgen, ließ der Arzneiversender am 8. Januar verlauten.

Däinghaus Vision ist es, in den nächsten drei bis fünf Jahren rund 500 Apotheken für die Markenpartnerschaft mit dem holländischen Unternehmen zu gewinnen. Die Apotheken sollen dabei "pharmazeutisch und wirtschaftlich unabhängig" bleiben. Gegen eine Lizenzgebühr erhalten sie jedoch das Recht, "die Marke und das Fachwissen von DocMorris zu nutzen und sich DocMorris-Apotheke zu nennen". Ladenlokal, Schaufenster und Geschäftsausstattung werden im Design angepasst. Zudem will DocMorris Gebietsschutz gewährleisten.

"Der Erfolg mit unserer ersten eigenen Apotheke in Deutschland war der Auslöser, dieses vielversprechende Geschäftsmodell jetzt zu starten", erklärte Thomas Schiffer, DocMorris-Vorstand für Vertrieb und Marketing. Ziel der Zusammenarbeit sei es, die Marke DocMorris im Apothekenmarkt noch fester zu verankern und den Partner im lokalen Wettbewerb zu stärken. In den wenigen Wochen, die die Saarbrücker Niederlassung geöffnet war, hatte der Medienwirbel zu Warteschlangen vor der Apotheke geführt. Daran soll nun angeknüpft werden. Für die Medienpräsenz des Unternehmens ist gesorgt – nicht zuletzt durch die zu Wochenbeginn geschalteten großen Werbeanzeigen in der Tagespresse. In diesen beglückwünscht DocMorris nicht nur die Inhaberin "zur ersten DocMorris Markenpartner-Apotheke in Deutschland". Auch interessierte Apotheker werden auf eine Telefonnummer und eine Website verwiesen. Im Internet können Apotheken online einen "Partner-Check" durchführen.

DocMorris ruft den Preiskampf aus

Den Patienten werden vor allem günstige Angebote bei nicht-verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Aussicht gestellt. Bis zu 30 Prozent billiger als in anderen Apotheken will man diese anbieten. Däinghaus will aber auch für einen Preiswettbewerb bei rezeptpflichtigen Arzneien kämpfen. Er erklärte, allein sein Unternehmen habe bereits 25 Millionen Euro Rabatte an die Kunden ausbezahlt: "Das zeigt, dass bei den Preisen noch Luft drin ist."

ABDA – Reaktion auf rückläufigen Versandhandel

Die ABDA erklärt sich das Vorgehen des niederländischen Unternehmens damit, dass der Versandhandel mit Arzneimitteln stark rückläufig ist. Dies belege eine im Dezember vom Bundesgesundheitsministerium veröffentliche KV 45-Statistik. Danach betrug der Anteil des Versandhandels an den GKV-Ausgaben im ersten Quartal des vergangenen Jahres 0,8 Prozent, im zweiten 1,1 Prozent und im dritten Quartal nur noch 0,2 Prozent. Angesichts dieser Tendenz suche DocMorris "offensichtlich nach einem anderen Betätigungsfeld", hieß es in einer Stellungnahme der ABDA.

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