Prisma

Druckmassage schlägt Mund-zu-Mund-Beatmung

Eine Mund-zu-Mund-Beatmung kann Leben retten. Häufig zögern Passanten allerdings, weil sie Angst haben, sich mit ansteckenden Krankheiten zu infizieren. Japanische Forscher haben für die Zögernden eine gute Nachricht: Oft ist die Beatmung gar nicht notwendig, eine Druckmassage kann sogar besser sein.

Die Wissenschaftler verglichen in einer Beobachtungsstudie den Effekt einer Reanimation durch eine Herzdruckmassage mit der einer Mund-zu-Mund-Beatmung bei mehr als 4000 Patienten. Besonders bei Atemstillstand, Herzrhythmusstörungen oder kurzen Perioden von unbehandeltem Herzstillstand erwies sich eine ausschließliche Herzdruckmassage als deutlich vorteilhafter gegenüber der Herz-Lungen-Reanimation. Die Studienautoren hoffen mit ihren Ergebnissen auf mögliche Änderungen der Erste-Hilfe-Richtlinien. Helfer könnten ermutigt werden, mit einer Herzdruckmassage die Wiederbelebungsversuche rechtzeitiger als bisher zu starten. Dennoch sollte eine konventionelle Reanimation weiterhin Bestandteil der Erste-Hilfe-Ausbildung bleiben, betonen die Forscher. war

Quelle: SOS-KANTO study group: Lancet 369 (9565), 920-926 (2007).

Beherrschung ist eine Frage des Rhythmus

Oft sind es die täglichen kleinen Versuchungen, denen es zu widerstehen gilt. Wie gut das gelingt, spiegelt sich unter anderem in der Taktfolge des Herzens wider, fanden amerikanische Wissenschaftler heraus.

168 Probanden durften nach einigen Stunden ohne Nahrung entweder eine Mahlzeit mit süßen Leckereien oder eine mit Rohkost zu sich nehmen. Welche der beiden Speisen sie erhielten, wurde von den Forschern vorgegeben. Ein EKG-Gerät zeichnete dabei den Herzrhythmus der Probanden auf. Fazit: War Selbstdisziplin verlangt, das heißt, mussten die Studienteilnehmer zur gesunden Rohkost greifen, waren deutliche Schwankungen des Herzschlags erkennbar. Besser im Takt waren die Herzen derjenigen, die der Versuchung der Süßigkeiten nachgeben durften. Laut den Wissenschaftlern funktioniert der Herzschlag als guter Indikator für die Selbstdisziplin eines Menschen. Mit der Entwicklung einer speziellen Technik ließe sich vielleicht der veränderte Rhythmus als Signalgeber bei drohendem Kontrollverlust für Raucher oder Alkoholiker einsetzen. war

Quelle: Segerstrom, S.; Solberg Nes, L.: Psychol. Sci. 18 (3), 275-281 (2007).

Warum Geld zu verlieren weh tut

Geld zu verlieren tut weh. Das ist nicht nur eine Redensart, sondern tatsächlich so: Britische Forscher haben nachgewiesen, dass der Verlust von Geld im Gehirn ähnliche Reaktionen auslöst wie Angst und körperliche Schmerzen.

Bei 24 freiwilligen Probanden untersuchte ein Team um Ben Seymour von der Universität London die Gehirnaktivität während eines Glücksspiels. Mit der Zeit konnten die Studienteilnehmer abschätzen, ob sie eher einen Gewinn einfahren oder Geld verlieren würden. Dabei ergaben sich unterschiedliche Bilder im Magnetresonanztomogramm. Bei Erwartung eines Geldverlustes reagierte das Gehirn der Probanden ähnlich wie bei der Wahrnehmung von Schmerz oder Leid. Das Gehirn lernt auf Basis von bisherigen Erfahrungen, Gewinnchancen einzuschätzen und das Verhalten entsprechend zu regeln, so die Wissenschaftler. "Genauso wenig, wie jemand Schmerzen erfahren will, möchte er Geld verlieren", kommentiert Seymour das Ergebnis. Deshalb mache es auch Sinn, dass das Gehirn den Mechanismus zur Abwehr dieser Erfahrungen miteinander verbinde. ral

Quelle: Seymour, B. et al.: J. Neurosci. 27 (18), 4826-4831 (2007).

Micafungin wirkt sanft gegen heftige Pilzinfektionen

Candidainfektionen werden seit Jahren immer häufiger. Zwar lassen sie sich mit den zur Verfügung stehenden Arzneistoffen beherrschen, doch ist die Therapie teilweise mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Eine verträglichere Alternative könnte möglicherweise mit Micafungin auf den Markt kommen.

Micafungin ist ein Vertreter einer neuen Klasse injizierbarer Antimykotika, den Candinen. Sie hemmen die 1,3-beta-Glucan-Synthetase, ein lebenswichtiges Enzym der Zellwandsynthese. Über die Hemmung wird die Integrität der Zellwand zerstört, was das Absterben der Pilzzelle zur Folge hat. Da die 1,3-beta-Glucan-Synthetase in Säugetierzellen nicht vorkommt, beschränkt sich der Angriff der Candine selektiv auf die Pilzzellen. Die Substanzen sind demnach gut verträglich und zeigen eine gute Wirksamkeit gegenüber ansonsten schwer therapierbaren Pilzinfektionen. Wirksamkeit und Verträglichkeit von Micafungin wurde aktuell von Kölner Wissenschaftlern in einer klinischen Studie bestätigt. An der Studie nahmen 531 Patienten mit Candidämien und invasiven Candidosen teil. Sie erhielten entweder Micafungin (100 mg/d) oder liposomales Amphotericin B (3 mg/kg Körpergewicht/d). Die Erfolgsrate war mit 89,6% in beiden Gruppen gleich hoch. Allerdings verursachte Micafungin weniger Nebenwirkungen als liposomales Amphotericin B. Unter letzterem wurden Verschlechterungen der Nierenfunktion sowie Fieber und Schüttelfrost während der Infusion beobachtet. Die Autoren schlussfolgern: "Unsere Ergebnisse etablieren Micafungin als neue Behandlungsoption für Candidämien und invasive Candidosen." Noch steht allerdings die europäische Zulassung für Micafungin aus. Das Antimykotikum kam im Dezember 2002 als "Funguard zur Infusion" in Japan und im Mai 2005 als "Mycamine" in den USA auf den Markt. Das europäische Zulassungsgesuch wurde am 11. April dieses Jahres bei der Europäischen Arzneimittelagentur eingereicht. ral

Quelle: Pressemitteilung der Universität Köln vom 2.5.2007 Pressemitteilung von Astellas Pharma Inc. vom 13.4.2007

Die Roboterraupe als Herzchirurg

Bypassoperationen ohne den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine sind bereits gängige Verfahren, doch bleiben die Eingriffe derzeit auf bestimmte Herzkranzgefäße beschränkt. Mit der Entwicklung eines raupenähnlichen Roboters hoffen amerikanische Forscher, auch an weniger zugängliche Bereiche des Muskels heranzukommen.

Der Miniroboter, der sich derzeit in der Erprobungsphase befindet, misst nicht mehr als zwei Zentimeter und soll über einen kleinen Schnitt unterhalb des Brustkorbs in den Körper eingeführt werden. Verbunden mit einem Vakuumschlauch kann sich die künstliche Raupe am Herz festsaugen und über dessen Oberfläche fortbewegen. Mit Hilfe eines Joysticks soll es den Chirurgen möglich sein, von außerhalb des Organismus die Vor- und Rückwärtsbewegungen des Instrumentes zu steuern. Als besonderen Vorteil der Operationstechnik mithilfe des Raupenroboters sehen die Wissenschaftler einen umfassenderen Zugang zum Herzen. Derzeit beschränken sich minimal-invasive Bypassoperationen unter Ausschluss einer Herz-Lungen-Maschine auf Eingriffe an der vorderen linken Herzkranzarterie, da über die gleiche Öffnung auch das zu behandelnde Bypass-Gefäß erreicht werden muss. Getestet wurde der krabbelnde Roboter bereits an lebenden Schweineherzen. In diesen Tests gelang es, die Anschlüsse eines Herzschrittmachers anzupassen und eine Kontrollsubstanz in den Muskel zu injizieren. In weiteren Schritten soll die Miniraupe nun mit einer Kamera und Hochfrequenzelektroden ausgerüstet werden, um Herzgewebe entfernen und Herzrhythmusstörungen behandeln zu können. Ob und wann der Roboter zum Einsatz am menschlichen Herzen kommt, ist derzeit aber noch offen. war

Quelle: Riveriere, C. et al.: New Scientist vom 21. April 2007, S.
Foto: Bilderbox.com
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