Arzneimittel und Therapie

Frühsommer-Meningoenzephalitis

FSME-Risikogebiete in Deutschland erweitert

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist überwiegend auf bestimmte Risikogebiete konzentriert. In diesen sind bis zu 5% der dortigen Zecken mit dem FSME-Virus infiziert. Das Robert Koch-Institut hat nun eine Neudefinition der FSME-Risikogebiete sowie eine aktualisierte Darstellung nach Kreisgebieten publiziert. Neu ist auch, dass das Erkrankungsrisiko nicht wie bisher ausschließlich durch absolute Fallzahlen, sondern durch die kreisbezogene Inzidenz der FSME-Erkrankungen geschätzt wird.

Die Ergebnisse der für das Jahr 2006 ausgewerteten Daten bestätigen erneut die Existenz größerer, weitgehend zusammenhängender FSME-Naturherde im Süden Deutschlands, vor allem in Baden-Württemberg, Bayern und Südhessen.

In Deutschland liegen seit Einführung der Berichtspflicht durch das Infektionsschutzgesetz (IfSG) im Jahr 2001 verlässliche Zahlen zum Auftreten der FSME vor. Danach war ein stetiger Anstieg von rund 200 Erkrankungsfällen im Jahr 2001 auf 547 FSME-Fälle 2006 zu verzeichnen. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat nun die FSME-Risikogebiete neu definiert. Die Risikoeinschätzung verwendet statt absoluter Fallzahlen wie in den Vorjahren die Fallzahlen pro 100.000 Einwohner in den letzten fünf Jahren (2002 bis 2006) auf Kreisebene. Diese Neudefinition führt zu einer besseren Abbildung des Infektionsrisikos. Für die Neudefinition der Risikogebiete wurden die im Zeitraum 2002 bis 2006 dem RKI gemäß IfSG übermittelten Daten zu gemeldeten FSME-Erkrankungen im vorliegenden Infektions-Landkreis verwendet, insgesamt 1430 Erkrankungsfälle. Zusätzlich wurde das Infektionsrisiko sämtlicher umliegender Kreise berücksichtigt, schließlich beachten die Zecken keine Kreisgrenzen. Insgesamt werden nun in Deutschland 129 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen:

  • 39 Kreise in Baden-Württemberg (7 Kreise neu ausgewiesen),
  • 74 Kreise in Bayern (19 Kreise neu ausgewiesen),
  • 8 Kreise in Hessen (3 Kreise neu ausgewiesen),
  • 7 Kreise in Thüringen (4 Kreise neu ausgewiesen) und
  • 1 Kreis in Rheinland-Pfalz (unverändert).

Damit zählen bis auf den größten Teil Schwabens und Teile vom westlichen Oberbayern die meisten Kreise und Städte Bayerns zu den Risikogebieten. In Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Berlin, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland wurden bisher keine FSME-Erkrankungen erworben.

Das RKI betont, dass der Anstieg der Zahl der Kreise, die nun als Risikogebiete eingestuft werden, durch die neue zugrunde gelegte Definition zustande kommt. Die hinzugekommen Kreise grenzen alle an bestehende Risikogebiete an oder füllen kleinere "Lücken" inmitten bestehender Risikogebiete auf, so z. B. bei einer größeren Zahl von Stadtkreisen.

Trotz einiger bestätigter Erkrankungsfälle außerhalb dieser Region ist der Anstieg der Erkrankungszahl im Jahr 2006 vor allem auf Infektionen in den bisher ausgewiesenen Risikogebieten zurückzuführen, vermutlich in erster Linie durch günstige Bedingungen für die FSME-Übertragung innerhalb der bislang als endemisch bekannten Regionen und nicht durch die starke geographische Ausbreitung des Erregers. Mögliche Erklärungen sieht das RKI in zunehmenden Freizeitaktivitäten im Freien, dem erhöhten Bewusstsein der behandelnden Ärzte bzw. der Betroffenen selbst sowie in klimatisch guten Bedingungen für die Zecken.

Impfempfehlung der STIKO

Maßnahmen zur Verhütung der FSME bestehen in der allgemeinen und individuellen Information und Aufklärung sowie individuellen Empfehlungen zur FSME-Schutzimpfung und zur Expositionsprophylaxe (Verhalten, Kleidung, Repellents). In der Beratungspraxis sollten für die Entscheidung Pro oder Kontra Schutzimpfung jedoch immer Art, Ausmaß und Dauer der Gefährdung sowie auch die Mobilität der Bewohner und Besucher der Risikogebiete berücksichtigt werden. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine FSME-Impfung für Personen, die in den auf der Grundlage der epidemiologischen Daten definierten FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind. In Baden-Württemberg wird durch die zuständige Länderbehörde die Impfung gegen FrühsommerMeningoenzephalitis ohne geographische Einschränkung öffentlich empfohlen.

Die STIKO empfiehlt die FSME-Schutzimpfung

  • für Personen, die in Risikogebieten wohnen oder arbeiten und für die das Risiko eines Zeckenstiches besteht und
  • für Personen, die sich aus anderen Gründen in Risikogebieten aufhalten und dabei gegenüber Zecken exponiert sind.

Auch Personen, die sich in ihrer Freizeit in Risikogebieten aufhalten haben ein erhöhtes Infektionsrisiko und sollten sich deshalb gegen FSME impfen lassen. Urlauber aus anderen Bundesländern, die sich vorübergehend in den Risikogebieten aufhalten, können ein entsprechendes Infektionsrisiko tragen, das durch eine zeitgerechte Schutzimpfung minimiert werden kann. Ein zeitlich begrenzter Impfschutz z. B. für Urlauber erfordert mindestens zwei Gaben des Impfstoffs; ein länger bestehender Impfschutz jedoch drei. Auffrischungen werden in Abständen von drei bis fünf Jahren empfohlen.

Quelle

Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Instituts, Berlin, Nr. 15 vom 13. April 2007.

ck
Als FSME-Risikogebiete werden Endemiegebiete der FSME deklariert, in denen für Personen mit Zeckenexposition ein Erkrankungsrisiko besteht, das nach einer Übereinkunft von Experten präventive Maßnahmen, darunter vorrangig die verfügbare Impfung, für gegenüber Zecken exponierte Einwohner, Berufstätige oder Touristen, begründet. Ein Kreis wird als FSME-Risikogebiet definiert, wenn die Anzahl der übermittelten FSME-Erkrankungen im Zeitraum 2002 bis 2006 im Kreis oder in der Kreisregion (bestehend aus dem betreffenden Kreis sowie allen angrenzenden Kreisen) signifikant (p < 0,05) höher liegt als die bei einer Inzidenz von 1 Erkrankung pro 100.000 Einwohner erwartete Fallzahl.
FSME-Risikogebiete Das Robert Koch-Institut hat die aktuellen Risikogebiete veröffentlicht. 33 weitere Landkreise wurden als Risikogebiete eingestuft. Stand: April 2007.
Grafik: Baxter Deutschland GmbH

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