DAZ aktuell

Aktionsbündnis Patientensicherheit

Offen über Fehler reden

BERLIN (ks). In Deutschlands Krankenhäusern sterben schätzungsweise jährlich 17.000 Menschen an vermeidbaren unerwünschten Ereignissen. Zudem haben Frauen ein höheres Risiko, im Medizinbetrieb ein unerwünschtes Ereignis zu erleiden als Männer. Zu diesen Ergebnissen kommt das "Aktionsbündnis Patientensicherheit" (APS) in seinem aktuellen Tätigkeits- und Forschungsbericht, der "Agenda Patientensicherheit 2007".

"Es wird nie ein Gesundheitswesen geben, in dem keine Fehler gemacht werden", erklärte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt anlässlich der Vorstellung des Berichts am 23. April in Berlin. Doch solchen Fehlern kann entgegengewirkt werden. Voraussetzung ist, anzuerkennen, dass Menschen Fehler machen. "Nur wenn wir sie nicht in eine dunkle Ecke drängen, können wir etwas erreichen, um vermeidbare Fehler zu minimieren", so Schmidt. Allerdings sei es nicht allein eine Frage gesetzlicher Maßnahmen, mehr Patientensicherheit in die medizinische Versorgung zu bringen. Vielmehr seien alle Beteiligten aufgerufen, mitzumachen, betonte Schmidt. Daher unterstützt ihr Haus das vor zwei Jahren von Vertretern der Ärzteschaft, der Krankenkassen und von Patientenverbänden ins Leben gerufene APS. Das Bündnis, das mittlerweile fast 140 Verbände, Körperschaften und Einzelpersonen als Mitglieder zählt, hat sich zum Ziel gesetzt, Präventionsprogramme zu entwickeln, um Fehler im Medizinbetrieb so gut wie möglich zu reduzieren. Dafür erhält es vom BMG über drei Jahre verteilt 400.000 Euro.

Dabei geht es beim Thema Patientensicherheit nicht nur um die Verhinderung von Behandlungsfehlern im engeren Sinne – etwa der Operation an der falschen Körperseite -, sondern um den größtmöglichen Schutz vor allen unerwünschten Ereignissen im Behandlungsprozess. Dazu gehört insbesondere das Zurückdrängen von Infektionen im Krankenhaus und Fehlern in der Arzneimitteltherapie. Diese sind laut Professor Matthias Schrappe, Mitglied des APS sowie des Gesundheits-Sachverständigenrats, die wesentliche Ursache von Todesfällen infolge vermeidbarer unerwünschter Ereignisse. Die Zahl von jährlich rund 17.000 Toten müsse "deutlich nach unten korrigiert werden". Schrappe ist zuversichtlich, dass dies auch funktionieren wird. Infektionen in Kliniken sollen beispielsweise mit der "Aktion saubere Hände" reduziert werden. Da auch hierzulande in einigen Krankenhäusern die Hygienekontrolle zu wünschen übrig lässt, werden Kliniken im Rahmen dieser Kampagne ihre Wundinfektionsraten und ihr mittlerer Desinfektionsmittelverbrauch zurückgemeldet. Auch die Arzneimitteltherapiesicherheit schreibt das APS groß. Um diese zu verbessern wurde beispielsweise eine Checkliste für Krankenhäuser erstellt. Das Thema wird zudem im kommenden November beim "2. deutschen Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie" und der Jahrestagung des APS im Mittelpunkt stehen.

Die "Agenda Patientensicherheit 2007" enthält überdies eine Reihe von Empfehlungen. Etwa zum Aufbau eines Fehlerlernsystems in Krankenhäusern, zur Verhinderung von Seiten- und Eingriffsverwechslungen sowie zur Patientenverwechslung und zur Prävention von Medikationsfehlern. Den Bericht und weitere Informationen zum APS finden Sie im Internet unter www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de.

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