Arzneimittel und Therapie

Pankreaskarzinom

Gemcitabin verlängert krankheitsfreies Überleben

Patienten mit einem Pankreaskarzinom haben eine extrem schlechte Prognose. Auch wenn eine operative Entfernung des Tumors möglich ist, überlebt nur etwa ein Fünftel der Patienten länger als fünf Jahre. Während eine zytostatische Behandlung mit Gemcitabin (Gemzar®) bei inoperablen Karzinomen seit langem Therapiestandard ist, war der Stellenwert einer adjuvanten Therapie beim resezierten Pankreaskarzinom lange unklar. In einer Phase-III-Studie konnte gezeigt werden, dass eine adjuvante Chemotherapie mit Gemcitabin die Dauer des krankheitsfreien Überlebens verlängert.

Mit etwa 12.000 Neuerkrankungen pro Jahr zählt das Pankreaskarzinom in Deutschland zwar zu den seltenen Tumoren, dennoch sind diese Karzinome für 6% aller Krebstodesfälle verantwortlich. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist der Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht heilbar, die Mortalitätsrate liegt bei 98%. Dadurch wird das Pankreaskarzinom bei Frauen zur vierthäufigsten und bei Männern zur fünfthäufigsten Krebstodesursache.

Bösartige Neubildungen der Bauchspeicheldrüse gehören zu den Krebserkrankungen, die wegen ihrer uncharakteristischen und nur in wenigen Fällen auftretenden Frühsymptome oft erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert werden. Dieser Umstand und auch die relative Therapieresistenz des Tumors sind für die extrem schlechte Prognose verantwortlich. Die mediane Überlebenszeit bei Patienten mit metastasiertem Pankreasadenokarzinom liegt bei nur etwa fünf Monaten. Die einzige potenziell kurative Therapieoption bei duktalen Adenokarzinomen des Pankreas und der Papille ist die chirurgische Resektion mit radikaler retroperitonealer Lymphadenektomie. Nach einer R0-Resektion sind bei Papillenkarzinomen zwar Fünf-Jahres-Überlebensraten von bis zu 50% und bei duktalen Pankreaskopfkarzinomen von 25% möglich. Zum Zeitpunkt der Diagnose sind aber nur noch 20 bis 30% der Tumore resektabel.

In der palliativen Erst-Linien-Therapie des fortgeschrittenen, inoperablen Pankreaskarzinoms ist eine Behandlung mit Gemcitabin (Gemzar®) heute Standard. Ob das Nukleosidanalogon auch bei operablen Tumoren in der adjuvanten Situation wirksam ist, war lange Zeit umstritten. Aus diesem Grund wurde in der Phase-III-Studie CONKO (Charité Onkologie: Clinical Studies in Gastrointestinal Cancer)-001 untersucht, ob eine adjuvante Gabe von Gemcitabin die Überlebenschancen bei Patienten nach der Tumorresektion verbessern kann.

CONKO-001-Studie

Im Zeitraum zwischen Juli 1998 und Dezember 2004 wurden in die offene Phase-III-Studie 356 Patienten mit kompletter R0- oder R1-Resektion aus 88 Zentren in Deutschland und Österreich eingeschlossen. Innerhalb von sechs Wochen nach der chirurgischen Resektion erfolgte die Randomisierung entweder in den Therapiearm mit sechs Zyklen Gemcitabin (n = 179; 1000 mg/m2 ; Tag 1, 8, 15; alle vier Wochen) oder in die Kontroll-Gruppe, in der lediglich nachbeobachtet wurde (n = 175). Als primärer Studienendpunkt wurde das krankheitsfreie Überleben definiert, Gesamtüberleben, Toxizität der Therapie und die Lebensqualität wurden als sekundäre Endpunkte festgelegt. Die Berechnung des Gesamtüberlebens basierte auf den Daten der Intention-to-treat-Population.

Kein signifikanter Unterschied im Gesamtüberleben

Die demografischen Daten der Probanden in beiden Studienarmen waren vergleichbar. Mehr als 80% der Patienten waren R0-reseziert worden, in der Gemcitabin-Gruppe hatten die Patienten im Mittel sechs Chemotherapiezyklen erhalten. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 53 Monaten lag die Dauer des krankheitsfreien Überlebens der Patienten im Kontrollarm bei 6,9 Monaten und der Patienten, die mit Gemcitabin behandelt worden waren, bei 13,4 Monaten. Die krankheitsfreie Überlebensrate nach drei Jahren betrug 23,5% unter der zytostatischen Behandlung und 7,5% unter Beobachtung. Nach fünf Jahren waren noch 16,5% der Probanden aus dem Gemcitabin-Arm und 5,5% aus dem Kontroll-Arm ohne Rezidiv. Zum Zeitpunkt der Analyse hatten 74% der Patienten aus der Interventions-Gruppe und 92% der Probanden aus der Kontroll-Gruppe ein Rezidiv entwickelt. Die Dauer des Gesamtüberlebens unterschied sich zwischen den beiden Studiengruppen nicht signifikant (22,1 versus 20,2 Monate), es konnte aber ein Trend zugunsten eines verlängerten Gesamtüberlebens in der Gemcitabin-Gruppe beobachtet werden.

Quelle

Oettle, H; et al.: Adjuvant Chemotherapy With Gemcitabine vs Observation in Patients Undergoing Curative-Intent Resection of Pancereatic Cancer. A Randomized Controlled Trial. J. Am. Med. Assoc. 297 , 269–277 (2007).

ck
Gemcitabin ist seit 1996 auf dem deutschen Markt. Eingeführt für die Therapie des fortgeschrittenen Pankreaskarzinoms, ist es heute zugelassen beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom, beim Harnblasenkarzinom, beim metastasierten Mammakarzinom und beim Ovarialkarzinom-
Rezidiv.
Gemcitabin ist ein Pyrimidin-Antimetabolit, der durch Nucleosidkinasen intrazellulär zu dem wirksamen Diphosphat-Nukleosid und Triphosphat-Nukleosid metabolisiert wird. Die zytotoxische Wirkung von Gemcitabin beruht auf der Hemmung der DNA-Synthese. Gemcitabin wirkt zellphasenspezifisch, wobei hauptsächlich Zellen während der DNA-Synthese (S-Phase) abgetötet werden; unter bestimmten Bedingungen wird die Zellprogression am Übergang von der G1- zur S-Phase blockiert.
Die zytotoxische Wirkung von Gemcitabin in vitro ist sowohl konzentrations- als auch zeitabhängig. Die Antitumoraktivität in Tumormodellen am Tier ist abhängig von der Häufigkeit der Verabreichung. Wird Gemcitabin täglich verabreicht, ist die Letalität unter den Tieren bei relativ geringer Antitumor-Aktivität deutlich erhöht. Wenn dagegen Gemcitabin jeden dritten oder vierten Tag verabreicht wird, können Mäusen nicht-letale Dosen mit hervorragender Aktivität gegen eine Reihe von Tumoren verabreicht werden.

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