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EU-Expertentreffen zu Cannabis

Bätzing will Cannabis-Beratung ausweiten

BERLIN (ks). Der Cannabiskonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen steigt europaweit. Lange Zeit wurde das Problem von Politik und Drogenhilfe kaum beachtet – der Fokus lag auf den "harten" Drogen. Erst seit dem Jahr 2000 kümmert man sich auch um Hilfsangebote für Cannabiskonsumenten. Am 30. März trafen sich in Berlin Vertreter aus 27 EU-Mitgliedstaaten um die unterschiedlichen Ansätze zur Prävention, Beratung und Behandlung bei Cannabis-Problemen zu diskutieren.

In Deutschland haben bereits ein knappes Drittel der 12- bis 15-Jährigen schon einmal Cannabis ausprobiert – 1979 lag diese Zahl noch bei 16 Prozent. Im europäischen Vergleich befindet sich Deutschland in der betreffenden Altersgruppe im oberen Drittel. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Sabine Bätzing (SPD) geht davon aus, dass hierzulande rund 240.000 von der Droge abhängig sind und 160.000 einen missbräuchlichen Konsum betreiben. Sowohl in Deutschland als auch in ganz Europa ist Cannabis damit die illegale Droge Nummer 1. Bätzing betonte, sie wolle das Problem "weder bagatellisieren noch dramatisieren". Notwendig sei es, "vernünftig über die Risiken aufzuklären", die bewährten Hilfsangebote auszuweiten und neue zu starten.

Leider, so Bätzing, nehmen die Betroffenen die bestehenden Hilfsangebote noch zu wenig wahr. Zwar sei die Zahl derjenigen, die sich beraten ließen, von 8400 im Jahr 2001 auf 18.000 im Jahr 2005 gestiegen – angesichts der weiten Verbreitung von Cannabis ist dies jedoch noch immer wenig. Von den rund 180 Angeboten für Cannabis-Konsumenten erweist sich das Internet-Ausstiegspogramm "Quit the Shit" (www.drugcom.de) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) als besonders erfolgreich. Hier können sich Betroffene auf Basis eines selbst geführten Tagebuchs über 50 Tage anonym beraten lassen. Die Ergebnisse der Pilotphase sind beachtlich: Wer das Programm durchlaufen hat, konsumiert auch drei Monate später nur noch ein Drittel der bisherigen Menge – und das an nur noch halb so vielen Tagen. Für den BZgA-Vize-Direktor Harald Lehmann ist dies ein Erfolg, da es sich hier vor allem um eine Gruppe hochgradig abhängiger junger Menschen mit intensivem Cannabiskonsum handelt, die bislang von den herkömmlichen Beratungsangeboten nicht erreicht wurden.

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