DAZ aktuell

Großhandelsmarkt

Alliance Boots als Übernahmeziel

LONDON/FRANKFURT (tmb). Alliance Boots, einer der größten europäischen Pharmagroßhändler und Apothekenkettenbetreiber, wird möglicherweise von einem Finanzinvestor übernommen. Das Unternehmen besitzt mehr als 2600 Apotheken und Arzneimittelabgabestellen in Supermärkten, insbesondere in Großbritannien, und war erst Mitte 2006 aus der Fusion von Alliance UniChem und Boots entstanden.

Bereits am Freitag, 9. März, war über ein mögliches und angeblich von vielen Bedingungen abhängiges Übernahmeangebot eines Finanzinvestors für Alliance Boots spekuliert worden, worauf der Aktienkurs sprunghaft anstieg. Am Freitagabend erklärte die Investmentgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts &Co. (KKR) zusammen mit Stefano Pessina, dem Executive Deputy Chairman und größten Aktionär von Alliance Boots, hinter der Anfrage zu stehen, berichtete "FAZ.NET". Verschiedene Börsenmedien meldeten am Montag, 12. März, der Verwaltungsrat von Alliance Boots wolle am Montag oder Dienstag über die Offerte beraten. Andererseits hieß es, KKR und Pessina warnten davor, ihre Ankündigung mit einem Angebot gleichzusetzen.

Ebenfalls am Montag berichtete das "Handelsblatt" ausführlich über das angebliche Angebot von KKR, das sich auf 1000 Pence je Aktie und damit 23 Prozent über dem Kurs vor den Übernahmegerüchten oder insgesamt etwa 14,2 Milliarden Euro belaufe. Im Verlauf des Montags stieg die Aktie sogar über diesen Kurs. Das Interesse von KKR passe zum großen Engagement des Investors bei Gesundheitsunternehmen. So sei KKR an fünf US-amerikanischen Unternehmen aus der Gesundheitsbranche mit etwa 26 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz und 200.000 Mitarbeitern beteiligt.

Für das Gelingen der Übernahme spricht die ungewöhnliche Position des Großaktionärs Pessina, der mit seinem 15-prozentigen Anteil an Alliance Boots auf der Seite der Übernehmer steht. Mit neuen finanzkräftigen Eigentümern könne Alliance Boots die von Pessina ausdrücklich gewünschte internationale Expansion besser voranbringen, spekulierte das "Handelsblatt". In Deutschland besitzt Alliance Unichem bereits eine Beteiligung am Pharmagroßhändler Anzag. "Nach Einschätzung vieler Experten" würden aufgrund der Harmonisierung in der EU die Apothekenmärkte in weiteren Ländern künftig liberalisiert, wobei sich die Begehrlichkeiten besonders auf den großen deutschen Markt richten würden. Dazu erläuterte das "Handelsblatt" die Rechtslage unter der Überschrift "Wagenburg Deutschland". Die heilberufliche Sonderstellung der Apotheker wird dort als Hindernis für den Wettbewerb dargestellt.

Entscheidung offen

Wie vage die Spekulationen über Alliance Boots sind, zeigte sich allerdings bereits am Dienstagmorgen, als das "Handelsblatt" in seiner Online-Ausgabe meldete, der Großhandels- und Apothekenkonzern habe die Offerte von KKR zurückgewiesen. Nach Ansicht des Vorstandes reflektiere das Angebot nicht den tatsächlichen Wert des Unternehmens. Die Investoren seien gut beraten, 1060 Pence je Aktie zu fordern. So bleibt unklar, ob die Ablehnung grundsätzlicher Natur ist oder nur den Preis in die Höhe treiben soll.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.