Arzneimittel und Therapie

Gastroenteritis bei Kindern

Ondansetron erleichtert orale Rehydratation

Durch eine Einzelgabe des Serotonin-Antagonisten Ondansetron kann bei Kindern mit akuter Gastroenteritis das Erbrechen reduziert und die Rehydratation auf oralem Weg erleichtert werden. So das Fazit einer doppelblinden, randomisierten Studie.

Bei einer akuten Gastroenteritis im Kindes- und Kleinkindesalter wird die orale Rehydratation empfohlen. Bei starkem Erbrechen kann diese Empfehlung nicht befolgt werden, und Wasser- und Elektrolytzufuhr müssen parenteral erfolgen. Um dies zu umgehen, liegt es nahe, das Erbrechen zu unterbinden und dann eine orale Therapie einzuleiten. In einer kanadischen Studie wurde dieses Vorgehen genauer untersucht. Dazu wurden 215 Kinder im Alter von sechs Monaten bis zehn Jahren ausgewählt, die aufgrund einer Gastroenteritis und Dehydratation notfallmäßig behandelt werden mussten. Sie wurden randomisiert zwei Gruppen zugeteilt und erhielten vor der oralen Rehydratation entweder das Antiemetikum Ondansetron (je nach Körpergewicht zwischen 2 mg und 8 mg in Form einer Zofran® -Schmelztablette) oder ein Placebo. Der primäre Studienendpunkt war die Anzahl der Patienten, der während der oralen Rehydratation erbrechen musste. Sekundäre Studienendpunkte waren die Häufigkeit der Brechepisoden und der Anteil der Patienten, der intravenös rehydriert oder hospitalisiert werden musste.

14% der Kinder, die zuvor Ondansetron erhalten hatten, mussten nach oder bei der oralen Rehydratation erbrechen; in der Placebo-Gruppe waren es 35%. Ferner mussten Kinder der Ondansetron-Gruppe weniger häufig erbrechen als Kinder der Placebo-Gruppe (0,18 Brechepisoden vs. 0,65 Brechepisoden), konnten mehr oral zugeführte Flüssigkeit aufnehmen (239 ml vs. 196 ml) und mussten seltener intravenös rehydriert werden (14% vs. 31%). Die Gabe des Antiemetikums verkürzte den Aufenthalt in der Notfallaufnahme um 12%. Die Notwendigkeit einer Hospitalisierung (4% in der Ondansetron-Gruppe und 5% in der Verum-Gruppe) und mehrmaliger Besuche in der Notfallaufnahme (19% vs. 22%) unterschied sich in den beiden Gruppen nicht signifikant. Ondansetron wurde gut vertragen; unter der Therapie mit dem Serotonin-Antagonisten traten lediglich etwas häufiger Durchfälle auf als unter der Placebotherapie.

Lohnt sich die Gabe des Antiemetikums?

Um bei einem Kind das Erbrechen zu verhindern, müssen fünf Kinder behandelt werden. Um bei einem Kind die intravenöse Therapie zu vermeiden, müssen sechs Kinder behandelt werden. Die Kosten für den Serotonin-Antagonisten sind nur ein Bruchteil der Aufwendungen, die beim Legen eines i.v.-Zuganges und bei einem längeren Aufenthalt in der Notfallaufnahme entstehen. So sprechen auch wirtschaftliche Aspekte für den Einsatz des Antiemetikums, zumal es gut verträglich ist und keine relevanten Nebenwirkungen hervorruft.

Quelle

Freedman. S.; et al.: Oral Ondansetron for gastroenteritis in a pediatric emergency department. N. Engl. J. Med.354 , 1698-1705 (2006).

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
Ondansetron ist ein hochselektiver, kompetitiver 5-HT3 -Rezeptor-Antagonist. Der exakte pharmakologische Wirkungsmechanismus bei der Kontrolle von Übelkeit und Erbrechen ist noch nicht in allen Einzelheiten bekannt. Tierexperimentelle Untersuchungen zeigen, dass emetogene Noxen die Freisetzung von Serotonin (5-Hydroxytryptamin; 5-HT) im Dünndarm bewirken. Serotonin stimuliert 5-HT3 -Rezeptoren an Neuronen in der Peripherie (viszeraler afferenter Vagus) und im Zentralnervensystem (Area postrema), wodurch der Brechreiz hervorgerufen wird. Ondansetron antagonisiert direkt an 5-HT3 -Rezeptoren die Wirkung von Serotonin und unterbindet so den Brechvorgang.
Bisher ist Ondansetron zugelassen
  • zur Behandlung von Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen bei Therapie mit Zytostatika und Strahlentherapie und
  • zur Prophylaxe von Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen nach Operationen.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.