Gesundheitskarte:Ärzte drohen mit Boykott

BERLIN (ks). Der Ärzteverband NAV-Virchow-Bund hat seine Mitglieder zum Boykott der Einführungstests für die elektronische Gesundheitskarte (eGK) aufgerufen. Wegen unkalkulierbarer Kosten und fehlender Datensicherheit könnten Ärzte nicht mehr ruhigen Gewissens teilnehmen, erklärte der Bundesvorsitzende Dr. Klaus Bittmann am 7. Februar in Berlin. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nannte den Appell "unüberlegt und rückwärtsgewandt".
NAV-Virchow-Bund: "Das Ende der Gefälligkeiten"

Bittmann erklärte, die eGK sei ein "reines Prestigeprojekt für die Industrie, das droht, zum Milliardengrab zu werden". Der "vermeintliche Exportschlager" werde in der derzeit vorliegenden Konzeption durch die Ärzteschaft und Versichertenbeiträge subventioniert, solle aber "den Industrie-Partnern satte Gewinne verschaffen". Der verantwortungsvolle Umgang mit hochsensiblen Patientendaten rücke dabei an die zweite Stelle. Mit dem Boykott will der Verband zudem ein politisches Zeichen setzen: "Zu lange hat die Politik auf das gefällige Entgegenkommen der Ärzte gesetzt. Jetzt ist Schluss mit dieser selbstlosen Dienstwilligkeit", sagte Bittmann. Zugleich betonte er, der NAV-Virchow-Bund erkenne durchaus die Chancen und Möglichkeiten der Telematik und wolle deshalb solche Projekte unterstützen, die alternative Modelle zur eGK entwickeln.

BMG-Sprecher Klaus Vater wies den Aufruf des NAV-Virchowbundes als "Störung" zurück: Er könne Entwicklungen verzögern und in der Öffentlichkeit für Verwirrung sorgen. "Dieser Ärztebund erweist der Sache der Ärzte keinen guten Dienst". Vater verwies darauf, dass die Ärzte in den Testregionen bereit sind, an dem Projekt teilzunehmen: "Es ist eine Tatsache, dass sich sowohl in Schleswig-Holstein als auch in Sachsen sehr viel mehr Ärzte und Apotheker an diesem Test beteiligen wollen, als einbezogen werden können"..

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