AOK und Generika-hersteller im Clinch

BERLIN (ks). Im Zusammenhang mit den frisch abgeschlossenen Rabattverträgen der 16 AOKen mit elf Arzneimittelherstellern hat der Vorsitzende des AOK-Bundesverbands, Hans Jürgen Ahrens, zu hohe Generika-Preise in Deutschland beklagt. Der Verband Pro Generika sprach von einem "peinlichen Wort- und Zahlengetöse" des AOK-Chefs, das lediglich von den bescheidenen Ergebnissen der AOK-Ausschreibung ablenken solle.
AOK-Chef hält deutsche Generikapreise für überhöht

"In Deutschland liegen die Generika-Preise deutlich über den Preisen in anderen europäischen Ländern", sagte Ahrens gegenüber der "Rheinischen Post" (Ausgabe vom 7. Februar). So lägen die Preise der 20 umsatzstärksten Generika im Ländervergleich etwa um 114 Prozent über denen in Dänemark und um 24 Prozent über denen in Großbritannien. Die neuen AOK-Rabattverträge zu 43 wichtigen Wirkstoffen seien ein Weg, diese hohen Preise zu senken. Geschlossen wurden die Verträge ausschließlich mit kleineren Herstellern. Die Branchenriesen – wie Ratiopharm, Stada oder Hexal – hatten sich nicht an der Ausschreibung beteiligt.

Doch gerade die großen Hersteller haben für die Kritik des AOK-Chefs kein Verständnis: "Herr Dr. Ahrens wird wahrscheinlich auch dann noch Arzneimittel als zu teuer bezeichnen, wenn sie verschenkt werden würden", erklärte Pro Generika-Geschäftsführer Hermann Hofmann. Er verwies darauf, dass Deutschland nach den massiven Preissenkungen des vergangenen Jahres zu einem "Niedrigpreisland für Generika" geworden sei. Die Preise seien hierzulande deutlich niedriger als etwa in Frankreich, Großbritannien, Italien oder Spanien. Aus Sicht des Verbandes will Ahrens lediglich von den "mehr als bescheidenen Ergebnissen" der AOK-Ausschreibung ablenken: 89 Wirkstoffe wurden ausgeschrieben, aber nur für 43 wurden Vertragspartner gefunden. Hofmann ist überzeugt, dass die "ruinösen Knebelverträge" der AOK zu einer Verunsicherung bei Ärzten, Apothekern und Patienten führen wird. Die Verträge dienten "einzig und allein dem Schuldenabbau der AOKen". Sein Verband, so Hofmann, habe sich stets für vertragliche Regelungen ausgesprochen. Wenn Vertragswettbewerb aber funktionieren solle, dürfe es keine Nachfragekartelle geben.

BAH will klagen

Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH), der gegen die AOK-Ausschreibung erfolglos Beschwerde beim Bundeskartellamt eingelegt hatte, kündigte weitere Maßnahmen gegen die AOKen an. Gegebenenfalls werde auch der Rechtsweg beschritten, um das kartellrechtlich bedenkliche Vorgehen der AOKen zu stoppen. Zwar teilt das Kartellamt die Bedenken der Hersteller grundsätzlich – aufgrund der bestehenden Gesetzeslage sieht es sich jedoch außerstande, einzugreifen (siehe AZ Nr. 48, 2006, S. 8). Die AOK blickt etwaigen Klagen gelassen entgegen: "Alle Klagen vor den Sozialgerichten oder an anderer Stelle sind bisher gescheitert", erklärte Ahrens..

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.