DAX: Pause nach dem Gipfelsturm

(hps). Der DAX hat sein Pflichtprogramm erledigt und die 8000 Punkte-Marke zurückerobert. Die Profis hatten nach der verpassten Kehrtwende gar keine andere Wahl, als auf den fahrenden Zug aufzuspringen und so den Index nach oben zu treiben. Aber der Jahresabschluss der Investmentfonds ist damit noch lange nicht gerettet. Der Leitindex Dow Jones hat in diesem Jahr schon einige Haken geschlagen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn er die Weltbörsen erneut auflaufen ließe.

Folgt jetzt das Weihnachtsfest oder die Fastenzeit für den Leitindex?

Nun ist es also soweit. Nach der Zinssenkung der US-Notenbank (FED) sind die Profis an Europas Börsen eilig den Amerikanern hinterher gerudert und haben die maßgeblichen Indizes wieder ganz nah an ihre historischen Bestmarken herangebracht. Nun kommt`s zum Schwur, denn die neuen Höchstmarken setzen gleichzeitig eine höhere Erwartungshaltung in Bezug auf die Unternehmensergebnisse in Gang.

Manche glauben nun dabei an weitere Zinssenkungen - und manche sogar an den Weihnachtsmann. Bald befinden wir uns wieder in den Startlöchern für die Weihnachtsrallye, die den Profis zur lieb gewonnen Tradition geworden ist, um die Jahresbilanz noch etwas aufzuhellen. Doch der vorweihnachtlich verklärte Blick in den Augen der Händler sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage, in der sich die Optimisten befinden, einigermaßen schwierig ist, Tradition hin oder her. Das blinde Vertrauen auf althergebrachte Riten erscheint etwas naiv, sieht man sich den Gipfelsturm beim Euro und den Ölpreisen an. Gewiss – bisher hatte die Zinssenkung die Rückeroberung der 8000 Punkte im DAX gerechtfertigt. Aber diese Wirkung ist bereits aufgebraucht. Wie ist es also um weitere Zinsgeschenke der FED bestellt?

Die amerikanische Notenbank erwies sich mit ihrer Zinssenkung wieder einmal für die Börse als Retter in der Not. Dabei agiert der jetzige Notenbankchef Bernanke genauso wie sein berühmter Vorgänger, das "Orakel" Alan Greenspan. Um die Finanzmärkte zu schützen, tun die Amerikaner eben alles. Ginge es jetzt nach den Optimisten, war der jüngste Zinssenkungsschritt von 0,5 Prozentpunkten nur der Anfang einer ganzen Serie von Zinsreduzierungen. Dem Markt dürstet nach mehr. Dabei sind die Haussiers momentan siegesgewiss, weil sie sich in einer Win-Win-Situation wähnen: Fällt die laufende Berichtssaison gut aus, untermauert dies für sie nur das boomende Konjunkturszenario. Fällt sie dagegen schlecht aus, sehen sie die FED vor dem Hintergrund des weiter schwachen Immobilienmarktes neuerlich unter Zugzwang. Glaubt man.

Doch betrachten wir zunächst die Fakten: Die meisten Experten erwarten für die Unternehmensgewinne der US-Finanztitel und Konsumwerte im dritten Quartal ein Nullwachstum. Hier schlagen die Hypothekenkrise und die hohen Ölpreise zu Buche. Die fünftgrößte US-Bank Wells Fargo lieferte in diesem Quartal den niedrigsten Gewinnzuwachs seit über 6 Jahren ab. Der Gewinn der Citicorp ist völlig eingebrochen.

Und die Stagnation beschränkt sich nicht allein auf diese Bereiche. Selbst der erfolgsverwöhnte Aluminiumhersteller Alcoa hat seine Prognose für das Quartal verfehlt. Die Glanzlichter sind heute hauptsächlich in der Hochtechnologie zu finden. Namentlich Intel, Yahoo und IBM brillieren.

Die Zinsphantasie – Hoffnung für Optimisten

Trotz des gemischten Gesamtbildes stiegen die Aktienkurse in New York auf ein neues historisches Hoch. Man setzt auf die Zinsphantasie – und damit bereits auf ein starkes viertes Quartal sowie auf boomende Unternehmensgewinne im kommenden Jahr.

Doch um eine neuerliche Zinssenkung dürfte es in Wahrheit schlecht bestellt sein. Die FED hatte mit ihrem mutigen Zinsschritt auf den Rückgang der offenen Stellen im August reagiert. Im September war aber wieder ein Zugewinn von 89.000 neuen Stellen zu verzeichnen. Hinzu kommt, dass die Importpreise stetig steigen und die Löhne wieder munter klettern – letztere immerhin mit einem Anstieg von über 4% auf Jahressicht. Und ein weiterer Grund, der gegen eine weitere Senkung spricht: Die FED will nicht, dass ihre Feuerwehraktion von den Finanzjongleuren als Persilschein für weitere waghalsige Operationen verstanden wird. Es ist daher zu befürchten, dass die FED ihr Pulver bereits verschossen hat. Für die Optimisten wird die kommende Notenbanksitzung am 30. Oktober sehr wahrscheinlich enttäuschend ausfallen. Dem durchwachsenen Bild von Seiten der Unternehmensergebnisse wird man nichts Positives abgewinnen können.

Die Aussichten

Kurzfristig dürfte der DAX weiter auf Konsolidierungskurs liegen. Die bislang veröffentlichten Quartalsergebnisse waren phasenweise recht anständig, was dem Rückschlagspotenzial Grenzen setzt. Kurse unter 7800 Punkten werden wohl von den Profis wieder zum Einstieg genutzt werden. Mittelfristig erscheint uns das weitere Aufwärtspotenzial allerdings begrenzt. DAX am 17. Oktober: 7985 Punkte..

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.