DAX unbeirrt auf Klettertour

(hps). Der Ölpreis steigt, der Euro haussiert, die Citigroup präsentiert ein verheerendes 3. Quartal – aber der DAX trotzt dem sich eintrübenden fundamentalen Umfeld. Und das hat seinen Grund. Schlechte Nachrichten sind derzeit gute Nachrichten, sie stützen das Zinssenkungsszenario. Zudem sorgt die Tatsache, dass die institutionellen Anleger die DAX-Wende verpasst haben und angesichts des nahenden Jahresabschlusses unter Erfolgsdruck stehen, für frisches Geld an der Börse.
Inflationsgefahr ist nicht gebannt / Aussicht auf einen versöhnlichen Jahresausklang

Vom Saulus zum Paulus, vom Bären zum Bullen. Die Metamorphose, die die institutionellen Anleger derzeit durchlaufen, ist bemerkenswert. Nun erwarten auch die Topmanager eine Jahresendrallye. Dies besagt zumindest eine Studie, nach der die Unternehmensführer in den letzten Wochen so viele Aktien ihrer Unternehmen rückgekauft haben wie selten zuvor. Dieses Insiderbarometer wird als verlässlicher Börsenindikator gehandelt, weil die Topmanager ihr Unternehmen gut kennen und daher wohl wissen, was sie tun.

Auch die großen ausländischen Investmentfonds haben in den letzten Wochen zugeschlagen – dies belegen zumindest die meldepflichtigen, großvolumigen Beteiligungskäufe internationaler Anlagegesellschaften. Gleichzeitig hat man mit dem sinnlosen und unangebrachten Panikgeschrei den Normalanleger verscheucht. Die Aktienfonds verzeichneten in den letzten Wochen einen regelrechten Massenexodus.

Währenddessen klettert der DAX munter weiter Richtung Norden. Diesmal sind es die Finanzwerte, die endlich aus dem Keller kommen – mit einem Argument, das wir bereits vor Wochen vorgegeben haben: Unter den amerikanischen Banken geht jetzt das Fusionsfieber um und ergreift auch die deutschen Finanztitel. Unterdessen hat sich der DAX bis knapp an die 8000er Grenze herangewagt. Jetzt wird‘s eng. Die Märkte sind derzeit nahezu komplett auf den Erhalt der Zinsphantasie angewiesen, da das gesamtwirtschaftliche Umfeld, insbesondere der Euro und das Öl, an sich keinen Anlass zu Freudensprüngen – geschweige denn zum nachhaltigen Überschreiten der 8000 Punkte gibt. Eine Pause ist angesagt. Die hat sich der DAX auch redlich verdient.

Der große Ausverkauf wurde verschoben

Schon anhand verschiedener DAX-Werte konnte man beobachten, dass die US-Kreditkrise nicht das Zeug zum großen Börsen-Ausverkauf hatte. So gerieten vereinzelte Werte wie VW überhaupt nicht unter Druck, was untypisch ist für einen breit angelegten Verkaufsdruck. Am Ende kam eine Korrektur heraus, bzw. – vergegenwärtigt man sich die luftigen Höhen, in denen sich die führenden Indices befinden – ein "Korrektürchen".

Und trotzdem: Die heutige Zinssenkungsphantasie wird sich für die Börse mittelfristig noch als teuflisch erweisen. Sie erhöhen auf massive Weise den Erwartungsdruck hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Unternehmensgewinne. Möglicherweise wird die amerikanische Notenbank (FED) sogar bald zurückrudern müssen, denn die Inflation ist nicht besiegt – sieht man sich nur die steigenden Importpreise für chinesische Waren an. Der ehemalige FED-Chef Greenspan geht infolge der ausklingenden preisdämpfenden Wirkung aus den China-Importen sogar von einem stärkeren Anstieg der Inflation aus.

Zu fürchten ist konkret die Zeit, in der die FED ihr Pulver offenkundig verschossen hat und Unternehmen gleichzeitig stagnierende oder gar rückläufige Ergebnisse präsentieren – und das bei historischen Höchstständen an den Börsen. Das soll einem nun nicht die Lust zum Spekulieren nehmen, denn alles spricht für einen versöhnlichen Jahresausklang. Aber danach wird sich erweisen, dass die Rennstrecke, auf der sich die Akteure derzeit befinden, in Wirklichkeit eine Sackgasse ist. Und dann werden die Kurse wirklich nachhaltig nach unten gehen.

Die Aussichten

Ein Einbruch beim DAX ist momentan nicht zu sehen, wohl aber eine kleinere Korrektur. Ein Rückfall bis auf rund 7600 Punkte ist denkbar. Hier zwei Favoriten, deren Entwicklung man im Depot beobachten sollte:

1. SAP: Die Softwareschmiede scheiterte zunächst am alten Widerstand bei 42 Euro. Die Unternehmenszahlen sind hervorragend. Dennoch ist ein leichter Rückfall definitiv vorprogrammiert. Man sollte bei 39,80 Euro ein Kauflimit setzen.

2. ThyssenKrupp: Der Stahlhersteller glänzt ebenfalls mit guten Zahlen und Prognosen. Der jüngste Kursanstieg hat die Aktie bis zum alten Widerstand bei 46 Euro gebracht. Auch hier liegt steht die Konsolidierung vor der Türe. Kauflimit: 41,90 Euro.

DAX am 3. Oktober: 7955 Punkte..

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