Börsenhausse nach Zinssenkung

(hps). Die amerikanische Notenbank nahm ihren Leitzinssatz um 50 Basispunkte zurück und die Börsen sind in Feierlaune. Die meisten professionellen Anleger hat es nun auf dem falschen Fuß erwischt. Sie hatten auf weiter fallende Kurse gesetzt und stehen nun unter Handlungsdruck. Ein guter Nährboden für weitere Gewinne.
Zinssenkung in den USA als erwarteter Befreiungsschlag

Die Mehrheit der institutionellen Anleger in Europa waren pessimistisch gestimmt – und sie haben auf das falsche Pferd gesetzt. Dabei wähnten sich die Bären noch vor Kurzem auf der richtigen Fährte, als nach Veröffentlichung schlechter US-Arbeits-marktdaten Stimmen laut wurden, die ein Übergreifen der Kreditkrise auf die allgemeine Wirtschaftlage befürchteten. Doch dabei haben die Pessimisten den Aktienmarkt in zweierlei Hinsicht falsch eingeschätzt. Erstens hinsichtlich der Börsenpsychologie: Die Profis hätten wissen müssen, dass die Amerikaner die Zinskarte spielen werden. Und die Börsianer lieben fallende Zinsen. Zweitens aus fundamentaler Sicht: Geblendet durch die – zweifelsohne – blamable Performance vereinzelter Finanzwerte wie der IKB oder neuerdings der britischen Northern Rock, hat man gleich die ganze Branche zum Ausverkauf freigegeben. Und dann kommt Lehman Brothers – einer der großen Spieler im Handel mit Risikoanleihen – und präsentiert ein Ergebnis, das im dritten Quartal gerade mal 3 % unter Vorjahr liegt. Die Aktie dagegen wurde zwischenzeitlich um 25 % abgeschmettert. Jetzt wird sie wieder als unterbewertet eingestuft. Man müsste lachen, wäre es nicht zum Weinen.

Unter den Börsianern wird nun eifrig über die Sinnhaftigkeit dieser relativ starken Zinssenkung diskutiert. Es ist eine müßige Diskussion, eine unter Verlierern. So vermuten einige hinter dieser drastischen Zinsreduzierung, dass die wirtschaftliche Krise wesentlich tiefgreifender als bisher angenommen sein könnte. Andere befürchten, dass die Notenbank damit ihr Pulver zu schnell verschossen hat und sich nun offen den Inflationsgefahren ausgesetzt sieht. Tatsache ist aber: Die Börsenkurse ziehen nach oben und die Profis laufen nun der roten Laterne hinterher. Das dürfte an sich schon den Markt mit der entsprechenden Liquidität versorgen.

Steigende Ölpreise und fallender Dollar

Die sehr starken Ölpreise sind ein Spiegelbild der Markterwartung in Richtung wieder anziehender Konjunktur, aufgewertet durch eben diese US-Zinssenkung. In jüngster Zeit geht der Ölpreis daher Hand in Hand mit der Börse. Auch den Euro-Anstieg sollte man nicht überbewerten. Bei Kursen um 1,40 Dollar wird die Luft für die europäische Gemeinschaftswährung sehr, sehr dünn. Die Wirtschaft der EU derart höher zu gewichten als die der USA ist fundamental schon gewagt. Daher dürfte sich der Euro knapp über 1,40 Dollar förmlich totlaufen. Im Verhältnis zum Yen scheint der Dollar bereits seinen Boden gefunden zu haben.

Die Aussichten

Die Zielvorgabe sollte beim DAX bei 8000 Punkten liegen. Die Rückeroberung des alten Hochs ist greifbar nahe, wobei in dieser Region dann mit größeren Schwierigkeiten zu rechnen ist. Zu erwarten ist zunächst, dass die Finanzwerte mit ihren Berichten zum 3. Quartal reinen Tisch machen und mit der Kreditkrise aufräumen, was die Kurse aus dem Tal des Jammerns herausholen wird. Dies wird dem DAX die nötige Stabilität verleihen. Andererseits signalisieren sogar vereinzelt Aktien wie Bayer, dass es auch Potenzial jenseits der alten Rekordmarken gibt. Überzeugend wirken nach wie vor SAP, Metro, TUI und ThyssenKrupp. DAX am 19. September: 7751 Punkte..

Wohin steuert das Börsenboot – in stürmische See oder weiter ins Hoch?
Foto: Bilderbox.com

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