DAX: Zum Einstieg bereit?

(hps). Die Wall Street machte überraschend früh schlapp und der DAX folgte. Am Ende war es die Immobilienkrise in den USA, die bei den Bullen die Nerven offen legte und zum breit angelegten, längst überfälligen Rückzug der Optimisten führte. Alles in allem aber kein Grund zur Panik. Der DAX bewegt sich nun genau in unsere prognostizierte Zone von ca. 7000 Punkten. Trotz Restrisiko: Zeit zum Einstieg.
Die zu erwartende moderate Zinspolitik der FED dürfte die Märkte weiter pushen

Nun forderten der schwache Dollar, die US-Immobilienkrise und die gestiegenen Renditen doch ihren Tribut. Das war absehbar, die Erkenntnis an den Märkten ließ jedoch lange auf sich warten. Die Börsen befinden sich nun in der Konsolidierung und die US-Immobilienkrise bzw. die damit einhergehenden Kreditausfälle sind ein willkommener Anlass zu Gewinnmitnahmen, mehr aber auch nicht. Dies lässt sich an den DAX-Werten ablesen. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass Werte wie VW oder Lufthansa überhaupt nicht unter der allgemeinen Kursschwäche gelitten haben. In einer richtigen Baisse sähe das anders aus. Aber auch fundamental scheint dieses Theater um die Immobilienkrise weit überzogen zu sein. So haben die Großbanken laut ihren jüngsten Quartalszahlen so gut wie keine Blessuren davongetragen. Lediglich die mittelständische IKB hatte sich im großen Stil den "Subprimes" verschrieben. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich das Ganze vielmehr als Politikum. Denn deutlich über 50% dieser Kredite mit geringer Kreditwürdigkeit gingen an ethnische Minderheiten. Das bedeutet zweierlei: Erstens darf man dann davon ausgehen, dass der Ausfall dieses Klientel – unter rein volkswirtschaftlichem Aspekt betrachtet – wahrscheinlich keine großen Verwerfungen verursachen wird. Zweitens werden sich jetzt die regierenden Republikaner Sorgen machen um ihre Wiederwahl. Denn wer das Dach über dem Kopf verliert, wird kaum wieder die Regierungspartei wählen. Und das führt uns zu einer nahe liegenden, wichtigen Vermutung: Die amerikanische Notenbank (FED) wird ihren Ton hinsichtlich ihrer Inflationsbefürchtungen in naher Zukunft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit entschärfen. Oder anders ausgedrückt: Das Thema Zinssenkung wird an die Märkte zurückkehren.

Die Preise in den USA sind rückläufig und nach den jüngsten Zahlen verliert der US-Arbeitsmarkt deutlich an Kraft. Das würde der FED einen gewissen Zinsspielraum verschaffen. Zwar lässt die Notenbank noch keine Anzeichen für einen Zinsschritt nach unten erkennen, es ist aber durchaus denkbar, dass die Börsen jede weitere Erschütterung an den Kreditmärkten eher als Indiz dafür auslegen werden, dass die Notenbank diesbezüglich ihre Haltung ändern dürfte. Und für die Märkte zählt ja allein schon die Erwartungshaltung. Sollte sich also diese Annahme als richtig erweisen, dürften die Bären bald in Deckung gehen. Das wäre ein perfekter Überraschungsangriff der Bullen, zumal die Börsianer in Frankfurt gegenwärtig noch voll damit beschäftigt sind, sich gegenseitig zu bemitleiden. Mag sein, dass der DAX noch ein paar Punkte abgibt. Aber die nächste Kursbewegung ist aufwärtsgerichtet.

Die Finger sollte man nach wie vor von Banken und Versicherungen lassen. Auch wenn hier, bedingt durch die vorangegangenen, mitunter drastischen Kursverluste, ein Teil des verlorenen Terrains wieder zurückerobert worden ist, sitzt das Misstrauen doch tief. Zudem ist jetzt bei Commerzbank, Deutsche Bank, Allianz und Münchner Rück auch aus technischer Sicht der Wurm drin. Es ist zu befürchten, dass hier die Konsolidierung erst nach einer weiteren Verkaufswelle abgeschlossen sein wird. Gleiches gilt auch für BMW. Anders als bei den Branchenkollegen Daimler und VW sieht es bei den Münchnern technisch noch nicht nach einer nachhaltigen Wende aus. Hoch gelobt und tief gefallen ist schließlich auch Siemens. Ein Paradebeispiel dafür, wie schnell Analysten von ihren einstigen Stars nichts mehr wissen wollen. Auch hier dürften die Bären nach kurzer Aufwärtskorrektur noch einen Nachschlag bekommen, bevor der Wert dann endlich wieder zum Kaufthema wird.

Auf der Käuferseite stehen wir dagegen bei Lufthansa. Die Airline konnte sich dem Abwärtstrend weitgehend entziehen und dürfte bald zum nachhaltigen Sprung über die 21 Euro ansetzen. Gleiches gilt für TUI. Der Ferienflieger und Containerspezialist könnte sich sogar als absoluter Highflyer entpuppen. Gegenwärtig tastet sich die Aktie an die 21 Euro-Linie heran, dem ein weiterer Anstieg um 10% folgen sollte. Auch bei TUI gab es bislang kaum Verkaufsdruck. Hoch interessant die SAP. Die Walldörfer hatten ja schon im Vorfeld der allgemeinen Korrektur ordentlich Prügel bezogen, was den Wert von 46 auf 34 Euro zurückgeworfen hatte. Aber dann wurden die Analysten von den sehr guten SAP-Quartalszahlen überrascht und die Aktie schiebt sich seither wieder nach oben. Aktuell ringt der Wert mit der 40-Euro Hürde, freilich nicht ganz unbeeinflusst von der generellen Weltuntergangsstimmung. Hier scheint sich indes der ganz große Wurf anzubahnen. Denn fällt der Widerstand, wird die Zielvorgabe zügig 46 Euro lauten.

Der Ausblick

Der Abwärtstrend ist gegenwärtig gestoppt und der DAX tendiert seitwärts in einer Spanne zwischen 7400 und 7600 Punkte. Dies vermindert zumindest das Risiko eines weiteren nachhaltigen Abschwungs wesentlich. Die Akteure in Frankfurt agieren aber übervorsichtig und laufen dabei Gefahr, von der Wall Street überrollt zu werden. Wir sehen zunächst Luft bis 7800 Punkte. DAX am 8. August (13.00 h): 7564 Punkte..

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