Das endgültige Aus

Gefahr in Verzug, liebe Kolleginnen und Kollegen! Nicht nur die Aktivitäten von Celesio/DocMorris, diverser Versandapotheken, Krankenkassen und deren Rabattverträge sowie die von allzu heftigen Liberalisierungs- und Wettbewerbsgedanken beflügelten Politiker machen dem deutschen Apothekenwesen zu schaffen. Jetzt droht uns auch noch Gefahr von einer Front, die bisher eher für Recht und Ordnung in der Apotheke eintrat: die Gesetzgebung. Konkret: Die Überarbeitung unserer Apothekenbetriebsordnung steht an. Galt sie bisher eher als traditionell, konservativ und restriktiv, so soll sie nun gelockert werden. Doch das hätte fatale Folgen für unser System. Wie aus Insiderkreisen zu hören ist, schrauben die dafür zuständigen Beamten im Gesundheitsministerium vor allem an drei Punkten:

Abschaffung des Labors. Nicht mehr jede Apotheke soll ein Labor einrichten müssen, nur noch Schwerpunkt-Apotheken. Die sollen dann auch die Rezepturen für die anderen übernehmen. Vielleicht mag jetzt der eine oder andere insgeheim jubeln (endlich kein Glasmuseum mehr, weg mit den lästigen und zeitraubenden Rezepturen), doch Vorsicht! Mit einer solchen Regelung würden Apotheken unterschiedlicher Klassen geschaffen: Vollapotheken und Schmalspur-Apotheken. Und Celesio, Schlecker, dm & Co freuen sich, sollte der Fremdbesitz möglich sein. Denn für die bedeutet ein Labor nur lästige Kosten.

Abschaffung der Mindestquadratmeterzahl (110 m2). "Na, und?" mögen da einige sagen. Dem einen oder anderen käme dies zum Aufbau einer kleinen Filiale gerade recht. Doch auch hier: Vorsicht! Keine vorgeschriebene Mindestfläche bedeutet auch, dass Apotheken beispielsweise in Supermärkten als "Apotheken-Ecke" eingerichtet werden könnten, wie es sie heute in den USA-Supermärkten gibt. Auch hier reiben sich die üblichen Verdächtigen (siehe oben) bereits die Hände: Das ist genau das, was sie sich erträumen. In Verbindung mit neuen Technologien wie den vollautomatischen Kommissionierautomaten, die dann roboterähnlich elektronische Rezepte lesen können, sind sogar Arzneimittelausgabestellen ohne Personal vorstellbar. Damit schaffen wir uns selbst ab.

Zulassung eines offenen Sortiments. Wenn eine Apotheke alles, was nur im Entferntesten mit Gesundheit zu tun hat (letztlich auch Johanniskraut-Joghurt und Angora-Unterhosen) führen darf, dann scheint mir auch diese Intention gesteuert zu sein von denjenigen, die Drugstores und Ketten wollen.

Welche Kräfte hier dem Ministerium etwas flüstern wollen, liegt auf der Hand. Wir sollten uns mit aller Kraft gegen solche Bestrebungen wehren. Denn das ist dann das endgültige Aus für die deutsche Apotheke.

Peter Ditzel

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