Rabatte: "98 Prozent der Arzneimittel lieferbar"

BERLIN (ks). Die seit Beginn des Jahres gültigen AOK-Rabattverträge sind aus Sicht der AOK und ihrer Partner ein Erfolgsmodell: "Bereits im April haben die Apotheken über 80%Rabattprodukte an AOK-Versicherte abgegeben", sagte der stellvertretende Vorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Christopher Hermann am 18. Juli in Berlin.

Halbjahresbilanz: AOK und Partner preisen Rabattverträge

Hermann zufolge wurden die AOK-Versicherten durch die Rabattverträge im 2. Quartal 2007 deutlich entlastet: Direkt um 4 Mio. Euro durch den Wegfall von Zuzahlungen, indirekt durch sinkende Arzneimittelausgaben – allein von April bis Ende Juni hätten die 16 AOKs rund 30 Mio. Euro gespart, so Hermann. Erfreut ist er aber auch, dass der Generikamarkt in Bewegung gekommen ist. Die Rabattpartner der AOK seien mittlerweile bei den meisten der kontrahierten 43 Wirkstoffe unter den ersten fünf im Markt oder Marktführer. Hielten die elf Hersteller im Januar noch einen durchschnittlichen Marktanteil von 2,9% an den rabattierten Wirkstoffen, so lag dieser im Juni bereits bei 12,6%. Eine solche Entwicklung hätte nicht stattfinden können, wenn die Hersteller nicht auch eine "marktübliche Lieferfähigkeit" böten, betonte der AOK-Vize. Er verwies darauf, dass am 18. Juli von 579 rabattierten Arzneimitteln rund 98% lieferbar gewesen seien. Auch die mit der AOK verbundenen Hersteller freuen sich über diese Marktverschiebungen. "Wir haben es geschafft gegen die Etablierten!", frohlockte Michael Ewers, Geschäftsführer von Teva Deutschland. Er lobte, dass die AOK Wirkstoffe und nicht gesamte Produktpaletten ausschreibe. So eröffneten sich auch für kleinere Hersteller Chancen im Markt. Zugleich betonte Ewers, dass man nun am Ball bleiben müsse. Sonst würden Apotheker und Ärzte nur allzu schnell wieder in die "Routine von gestern" verfallen.

Hermann ergänzte, dass die Umsetzung der Rabattverträge auch aus Sicht der Patienten gut funktioniere. Eine Umfrage unter Versicherten der AOK Baden-Württemberg habe ergeben, dass bereits im April immerhin 68,5% der Patienten ihre Rabatt-Arznei sofort in der Apotheke erhielten, 20,4% nach kurzer Wartezeit. Insgesamt hatten 11,6% der Versicherten ein rabattiertes Arzneimittel erhalten.

Loben ließ sich die AOK auch von Franz Knieps – einst bei der AOK für Politik zuständig, heute Abteilungsleiter GKV im Bundesgesundheitsministerium. Er bekundete "Sympathie für den Mut der AOK" ganz auf den Preiswettbewerb zu setzen und sich mit den Marktführern anzulegen. Knieps betonte, dass das BMG kein spezielles Rabattmodell präferiere. Der Gesetzgeber könne durch alle derzeit erprobten Varianten Erfahrungen gewinnen. Auch für Apotheker ist es aus seiner Sicht vertretbar, mit fünf bis acht verschiedenen Rabattmodellen gleichzeitig zu arbeiten. Letztlich erhofft sich Knieps die Antwort auf die Frage, ob Rabattverträge eine sinnvolle Ergänzung zum Festbetragssystem sein können, oder dieses gar ersetzen können.

Indessen ist bereits die zweite Runde der AOK-Verträge eingeläutet. Bis Ende Juli werden alle Generikahersteller zur Teilnahme an der neuen Ausschreibung von 82 Wirkstoffen aufgefordert. Im September sollen die Verträge abgeschlossen sein, sodass allen Beteiligten genügend Vorlaufzeit bleibt, sich auf die ab Januar 2008 gültigen Verträge einzustellen, erklärte Hermann. Für besonders häufig verordnete Arzneien will sich die AOK diesmal vier Rabattpartner an Land ziehen – ansonsten bleibt es bei drei Anbietern. Hermann betonte, dass die Auswahl der Vertragspartner nach "umfänglicher Prüfung" erfolgen werde. Neben dem Preis werde auch die Lieferfähigkeit und das Angebot unterschiedlicher Packungsgrößen und Darreichungsformen eine Rolle spielen. Der AOK-Vize glaubt an deutliche Einsparungen durch die neuen – diesmal auf zwei Jahre angelegten – Rabattverträge. Das Bruttoeinsparvolumen könnte an die 1-Milliarden-Euro-Grenze gehen, bei den Zuzahlungen könnten bis zu 100 Mio. Euro gespart werden. Ist die nächste Rabattrunde unter Dach und Fach, will Hermann auch über Preisnachlässe für Biosimilars wie Erythropoietin verhandeln.

Den Apothekern gegenüber gibt sich Hermann versöhnlich: "Ich kann mich nur bedanken, was die Apotheken in den letzten Monaten geleistet haben". Eine erneute Verlängerung der bis zum 30. September ausgedehnten Friedenspflicht schließt er jedoch aus: "Ein halbes Jahr Umstellungszeit ist für Akademiker allemal ausreichend". .

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