Rabattverträge laufen nicht rund

ESCHBORN (diz). Der stellvertretende Vorsitzende des Hessischen Apothekervereins (HAV), Dr. Hans-Rudolf Diefenbach, bekannte sich zwar zu den Rabattverträgen zwischen Krankenkassen und Arzneimittelherstellern – wenn sie denn erfüllbar sind. Aber die zwischen der AOK und den elf meist kleinen Herstellern geschlossenen Verträge laufen auch nach über zwei Monaten noch nicht rund. Diefenbach kann sich gut vorstellen, dass die Friedenspflicht erneut verlängert werden muss.

Friedenspflicht bis Juli verlängert?

Auf einem Pressegespräch des Hessischen Apothekerbands am 14. Juni in Eschborn machte Diefenbach deutlich, dass die Apotheker vor allem noch damit kämpfen, dass einige Krankenkassen Verträge mit Herstellern abgeschlossen haben, die der Nachfrage nicht gewachsen sind. Diefenbach: "Wenn die Firmen, mit denen die Verträge geschlossen wurden, bisher nur einen Marktanteil von etwa 2 Prozent hatten, dann können diese Firmen nicht von heute auf morgen die Versorgung aller AOK-Patienten übernehmen."

Mittlerweile hat die AOK – endlich – erste Konsequenzen gezogen und zwei Wirkstoffe, bei denen es zu eklatanten Lieferschwierigkeiten gekommen ist (Molsidomin von Actavis und Terazosin von Basics), gekündigt (siehe Beitrag auf S. 8 dieser Ausgabe).

Diefenbach stellte heraus, dass die Apotheker auf eine perfekt funktionierende EDV angewiesen sind. Denn von der Rabattregelung sind seit 1. Juni mehr als 16.000 Präparate betroffen, die 7,55 Millionen zusätzliche Datensätze in der Apotheken-EDV nach sich ziehen.

Im Sinne und zum Wohl der Patienten fordert der HAV daher von den Krankenkassen, dass

die Versorgung der Versicherten auch weiterhin Vorfahrt haben muss,

Rabattverträge nur mit Herstellern geschlossen werden, die den Bedarf decken können,

die Apotheker rechtzeitig über Beginn und Ende der Rabatterträge informiert werden und

Alternativen in Betracht gezogen werden, wie zum Beispiel Zielpreisvereinbarungen. .

Das könnte Sie auch interessieren

HAV-Vize Diefenbach im Austausch mit dem Bundesgesundheitsministerium

Mehr Aufmerksamkeit für Lieferengpässe

HAV-Vize Diefenbach bleibt bei Kritik an Rabattverträgen

Dauerbrenner Lieferengpässe

Folgen des Studien-Skandals in Indien

Diefenbach: Apotheker baden die Probleme aus

Was kommt nach den Apotheken-Exklusiv-Verträgen zu Zyto-Zubereitungen?

Kassen laufen sich warm für neue Zytoverträge

Diefenbachs Defektlisten-Auswertung

Engpässe bleiben akutes Problem

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.