Angriff der Drogisten?

Der Markt der Arzneimittel und Apotheken, der Einzelhandel mit Arzneimitteln weckt Begehrlichkeiten. Nicht nur beim Großhändler Celesio, der sich mit seiner Entscheidung, selbst eine Apothekenkette aufzubauen, sobald dies rechtlich möglich ist, gegen seine bisherigen Kunden stellt und in deren Geschäft eindringen will. Die Margen, die im Arzneimittelmarkt erzielt werden, erscheinen verlockend – jedenfalls für die, die das Arzneimittel als eine Handelsware sehen wie Gummibärchen, Deosprays oder Waschpulver. Zum Beispiel die Drogeriemärkte wie dm, Rossmann oder Schlecker. Sie scheinen Umsätze zu wittern und könnten auf den trendigen Glauben setzen, dass schon bald das Fremdbesitzverbot fällt und der Startschuss für Apothekenketten gegeben wird.

Doch bei genauem Hinsehen muss man sich die Frage stellen, ob sie wirklich eigene Apotheken eröffnen wollen. Denn die Voraussetzungen für die Eröffnung einer Apotheke schmeckt den Drogeriemärkten so gar nicht. Apothekengesetz und Apothekenbetriebsordnung haben so "unschöne" Hürden eingebaut wie qualifiziertes (teures) Personal, eine bestimmte Ladengröße, Rezeptur und Labor mit aufwendiger Einrichtung, Pflichtliteratur, Nachtdienst und die Pflicht, jedes Rezept zu beliefern – das verträgt sich nicht mit den hart kalkulierten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen eines Discounters. Da stellt sich doch die Frage, wie partizipiert man am Arzneimittelmarkt ohne eigene Apotheken?

Schlecker beispielsweise scheint den Aufbau einer eigenen Apothekenkette derzeit nicht zu verfolgen. Wie unlängst bekannt wurde, will dieser Drogeriediscount in den Niederlanden dicht an der deutschen Grenze eine Versandapotheke aufbauen und von dort nach Deutschland versenden. Wenn Schlecker dann auf seinen Onlineseiten die eigene Versandapotheke (mit Sitz in den Niederlanden) groß bewirbt – was wird dann aus der "Apotheke im Schleckerland", über die heute auf den Schlecker-Onlineseiten z. B. die apothekentreuen Kosmetikprodukte beworben werden und so den Anschein erwecken, als führe Schlecker diese Kosmetika?

Von Rossmann sickerte bisher wenig durch und in welche Richtung der dm-Drogeriemarkt geht, erscheint noch unklar. Das Konzept mit der Arzneimittel-Abholstelle jedenfalls floppte. Wie gesagt, eigene Apotheken erscheinen den Discountern aufgrund der Hürden unattraktiv. Denkbar ist dagegen, dass man daran arbeitet, das OTC-Sortiment aus der Apothekenpflicht zu holen. In Italien dürfen seit 2006 OTCs in Supermärkten und in OTC-Ecken von Drogeriemärkten verkauft werden, ebenso in Portugal und in den Niederlanden. Diese Entwicklung muss in Deutschland verhindert werden. Wir sollten wachsam sein!

Peter Ditzel

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