Logistik-Chaos bei Pfizer

KARLSRUHE (diz). Patienten leiden, Apotheker sind verzweifelt – der Weltkonzern Pfizer quält sich mit massiven Lieferproblemen und bekommt seine Logistikabteilung nicht in den Griff.

Dringende Arzneimittel werden gar nicht, falsch oder doppelt geliefert

In den letzten Wochen mehren sich die Anrufe verzweifelter Apotheker in der DAZ-Redaktion. Die Weltfirma Pfizer, Karlsruhe, die sich bereits im vergangenen Jahr einen schlechten Namen unter Apothekern durch künstliche Verknappung bestimmter Produkte machte, scheint ihre Spielchen weiter zu treiben. Dabei kann von außen nicht beurteilt werden, inwieweit die Lieferschwierigkeiten tatsächlich auftreten, hausgemacht sind oder künstlich provoziert werden, um den Markt unter Druck zu setzen und mürbe zu machen.

Bekannt ist, dass Pfizer sich vehement für ein Arzneimittel-Distributionsmodell einsetzt, bei dem der Großhandel ausgeschaltet oder auf eine reine Logistikerfunktion reduziert werden soll. Pfizer möchte im Markt durchsetzen, die vollständige Kontrolle über den Warenfluss, vom Werkstor bis in die Apotheke hinein, zu behalten. Hintergrund ist: Exporte deutscher Apotheken (zum Teil über Zwischenhändler) in Hochpreisländer wie England sollen unterbunden werden.

Erst kommt nichts, dann das Doppelte

Um den deutschen Markt keinesfalls mit mehr Ware als unbedingt notwendig zu beliefern und dadurch Abverkäufe ins Ausland zu unterbinden, scheint Pfizer seine Ware für Deutschland zu kontingentieren. Doch dies geht wie die Liefersituation beweist, hoffnungslos daneben: Deutschland ist nicht ausreichend mit Pfizer-Arzneimitteln versorgt.

Verordnet nun ein Arzt beispielsweise Lyrica, das zur Behandlung von Epilepsie und neuropathischen Schmerzen eingesetzt wird, können Apotheken nicht liefern, Patienten leiden tagelang Schmerzen oder müssen zur Zwischenbehandlung an den Arzt zurückgeschickt werden.

Wie uns beispielsweise eine Apotheke mitteilt, sind Bestellungen bei Pfizer nicht auffindbar, die Abteilungen wissen nicht, ob Ware das Haus verlassen hat, selbst nach acht Tagen trifft die Ware in der Apotheke nicht ein und eine Vorhersage, wann denn geliefert wird, können die zuständigen Abteilungen bei Pfizer nicht treffen. Ein anderer Fall: ein Apotheker bestellt ein hochpreisiges Arzneimittel (Wert rund 6000 Euro), das ebenfalls tagelang auf sich warten lässt. Nach Reklamation treffen dann zwei(!) Packungen ein. Die Apotheke wünscht Rücknahme und Abholung der zu viel gelieferten Packung, doch Pfizer stellt sich stur. Auch hier also: Chaos in der Pfizer-Logistik.

Und das sind keine Einzelfälle. Klagen über Lieferschwierigkeiten auch bei Sortis häufen sich. Sieht so die neue Distributionsschiene der Weltfirma aus? .

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