Apothekenmarkt: Der Druck wächst

(diz). Nie zuvor war der Apothekenmarkt so stark unter Druck: Dafür sorgen mögliche Veränderungen bei Gehe-Apotheken, unvorhersehbare Entwicklungen bei den Kooperationen wie der Parmapharm und das Eindringen von Drogeriemärkten in die Pharmalandschaft. Oft gehen solchen Veränderungen Gerüchte voraus, die nicht immer sofort verifizierbar sind, aber durchaus plausibel erscheinen (und sich erst später in der einen oder anderen Form bewahrheiten). Nach dem Kauf von DocMorris durch Celesio brodelt die Gerüchtesuppe. Wir haben vor Pfingsten davon gekostet.

Aus der Gerüchteküche zu Pfingsten über Bewegungen im Markt

Die erste Frage, die den Markt bewegt: Wie verhalten sich die Apothekerinnen und Apotheker, die bei Gehe Kunde sind? Werden sie ihrem Großhändler, der sie mit diesem Coup vor den Kopf gestoßen und verraten hat, die Treue halten? Oder werden sie in großen Scharen Alternativen im Markt suchen? Werden die verbesserten Rabattkonditionen (zwischen 0,25 und 2%, so hört man), mit denen der Gehe-Außendienst versucht, die Gehe-Abtrünnigen zu binden, ausreichen, um ein denkbares Ausbluten zu verhindern? Von den anderen Großhandlungen erfährt man, dass sie einen guten Zulauf spüren, deutliche Zahlen aber ließen sich erst in etwa zwei bis drei Monaten nennen. Wir haken nach.

Unruhe gibt es bereits seit einiger Zeit bei der Apothekenkooperation Parmapharm. Schon vor einem Jahr war die verpflichtende Teilnahme der Mitgliedsapotheken am Kundenbindungssystem "HappyDigits" unter den Mitgliedern umstritten. Bis heute beteiligt sich nur etwa die Hälfte der Parmapharm-Apotheken daran. Schon kurz vor der Spaltung stand Parmapharm, als man das Software-System ProMedisoft für alle Parmapharm-Apotheken verbindlich einführen wollte. Mittlerweile legt man den Parmapharm-Apothekern nur nahe, auf das einheitliche System zu wechseln. Doch die Unruhe unter den Parmapharmlern hält an. Fürchtet die Geschäftsleitung Unzufriedenheiten und Abwanderungstendenzen? Davon muss man wohl ausgehen – Anzeichen dafür könnte eine unlängst verschickte Selbstverpflichtungserklärung sein, die Parmapharm-Gesellschafter unterzeichnen sollen. Mit ihrer Unterschrift sollen sie zum Beispiel verbindlich Beschlüsse der jeweiligen Gesellschafter-Versammlungen umsetzen, Parmapharm-Eigenmarken-Produkte ins Sortiment übernehmen, verbindlich an zentral vereinbarten Krankenkassenabschlüssen teilnehmen und dort getroffene Vereinbarungen umsetzen, sich als "Gesund-ist-bunt"-Apotheken outen und "verbindlich den derzeitigen Monatsbeitrag von 300 Euro an die parmapharm entrichten".

Solche bindenden Erklärungen lassen tief blicken. Ähnlich tief wie das jüngste Parmapharm-Rundschreiben, in dem darüber nachgedacht wird, mit welchem Großhändler man in Zukunft wohl enger zusammenarbeiten kann. Während "Linda" an Phoenix gebunden ist, "Vivesco" an Anzag und "meine Apotheke" an die Sanacorp, ist die Parmapharm bisher noch nicht "großhandelsgestützt". Da wirft sich die Frage auf, ob man als Kooperation in Zukunft überhaupt noch ohne Großhandel agieren kann. Und: Käme die Gehe überhaupt noch für eine engere Zusammenarbeit in Frage? Die Parmapharm scheint in dieser Frage zu rudern. Die Geschäftsführung spricht von einem "komplizierten Radarbild", das sich zurzeit bietet, und dass man vor einem mehrdimensionalen Entscheidungsprozess stehe. In der Tat – er muss wohl überlegt sein, auch im Hinblick auf die Großhandelsszene. Würde man die Zusammenarbeit mit Gehe verstärken, könnte dies womöglich ein Erdbeben auslösen und Parmapharm begraben.

Drogerie-Gerüchte

Neues auch von dieser Front: Schlecker scheint in etwa vier Wochen einen Coup vorzubereiten, der Auswirkungen auf den Apothekenmarkt haben dürfte, so hört man. Die Suche Schleckers nach Apothekern im Aachener Raum deutete bereits auf solche Unternehmungen hin. Kolportiert wird, dass der Drogeriemarkt ins Versandgeschäft mit Arzneimitteln einsteigen möchte. Ob er dies mit einer eigenen neu zu gründenden Apotheke tut, etwa in den Niederlanden an der deutschen Grenze, und dem DocMorris-Modell folgt oder ob er die Zusammenarbeit mit einer bestehenden Apotheke sucht, oder ob er vielleicht eine Art dm-Modell anstrebt – darüber konnte man bis jetzt nichts in Erfahrung bringen.

Apropos dm-Drogeriemarkt: Der vor Gericht erstrittene Arzneimittel-Abholdienst (in Zusammenarbeit mit der niederländischen Europa-Apotheek, Venlo), der in einigen wenigen Filialen praktiziert wird, scheint nicht der große Umsatzbringer zu sein. Auf einer Tagung war von der dm-Geschäftsführerin Petra Schäfer unlängst nichts über diesen Geschäftszweig zu hören. Wäre es ein Volltreffer geworden, hätte man es sicher deutlich herausgestellt. Arzneimittel-Abholstellen in Drogeriemärkten – vermutlich doch ein Flop? Uns soll’s freuen..

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