Kranke Karte

Eigentlich sollte sie schon seit 2006 jeder GKV-Versicherte in der Tasche haben, die elektronische Gesundheitskarte. Eigentlich. Doch Ulla Schmidts liebstes Kind kommt nicht so recht aus den Puschen. Kein Wunder. Das weltweit wohl größte IT-Projekt muss mit vielen Akteuren kämpfen, von denen jeder seine eigenen Interessen hat und so gut wie möglich durchsetzen will. Hinzu kommen die technischen Schwierigkeiten, praktikable Lösungen zu finden, um Krankenkassen, Krankenhäuser, Arztpraxen und Apotheken so zu vernetzen, dass alles reibungslos funktioniert. Nach jüngster Planung soll sie nun 2008 eingeführt werden. Insider winken auch bei diesem Datum ab und glauben, dass vor 2010 nicht mit einer elektronischen Gesundheitskarte für alle zu rechnen ist. Zwar laufen gerade einige Testversuche, doch das ist nur ein bescheidener Anfang – bis zur Gesundheitskarte für jedermann ist das noch ein langer Weg. Die Gesundheitskarte krankt.

Auf dem Ärztetag in Münster ließ Bundesärztekammerpräsident Hoppe deutlich spüren, dass die Ärzte noch einiges an der Karte auszusetzen haben. Man sei zwar für eine Modernisierung der Kommunikation im Gesundheitswesen, man sehe die Chancen der Telematik, aber so wie die Karte jetzt angelegt sei, gebe es noch Risiken. In der Tat, derzeit scheint die Frage der Datensicherheit noch nicht hinreichend geklärt zu sein. Niemand wisse, wo die Patientendaten landen. Außerdem kritisieren die Ärzte die praktische Handhabung in der Arztpraxis. Es dauert zu lange, ein elektronisches Rezept auszustellen, das auf der Karte gespeichert wird. Und unmissverständlich machen die Ärzte klar, dass sie nicht "die Zahlmeister" der Karte sein wollen und werden. Da die Krankenversicherungen den Nutzen der Gesundheitskarte haben, ist es ihre Aufgabe, sie zu bezahlen.

Da sollten wir Apotheker auf der Hut sein. Denn auch für die Offizin werden Kosten entstehen: neue Hard- und Software, Installationskosten, schnelle Leitungen. Wer bezahlt uns das? Mit Minivergütungen können wir uns nicht zufrieden geben.

Worüber wir uns auch bewusst sein müssen: Das eRezept wird die Konkurrenz der Versandapotheken verstärken. Es wird Terminals geben – wo auch immer die stehen (dm-Markt? Aldi? Tchibo? Krankenkasse?) –, über die der Patient mit seiner eKarte Kontakt mit einer Versandapotheke aufnehmen und dort seine Arzneimittel ordern kann. Ich denke, die Karte wird auch uns noch beschäftigen.

Peter Ditzel

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