Celesio: Apotheken fordern Datenschutz

HAMBURG (pa/az). Nach der Übernahme von DocMorris durch die Celesio befürchten Apotheker, die Kunde bei der Celesio-Tochter Gehe sind, dass ihre Kundendaten von Celesio dazu verwendet werden könnten, neue Standorte für eigene Filialen zu finden. Sie verlangen von Gehe und Celesio die Unterschrift unter eine Datenschutzerklärung.
Hamburger Apotheker befürchten Missbrauch ihrer Kundendaten für DocMorris-Standorte

Viele Apotheker setzen für den (möglichen) Fall des Fremdbesitzverbotes darauf, ihre Apotheke immer noch teuer verkaufen zu können. Dem setzte Celesio-Chef Oesterle jüngst entgegen: "In Deutschland werden viele Apotheken de facto unverkäuflich sein, wenn die Liberalisierung bei völliger Niederlassungsfreiheit kommt. Warum sollte eine Kette für viel Geld Apotheken kaufen, wenn sie einfach eigene eröffnen kann?" DocMorris-Vorstand Däinghaus bestätigte: Celesio wird "mit DocMorris in die Fläche gehen, um dann eine Kette zu betreiben."

Eine Entwicklung, die viele Apotheker in höchste Alarmbereitschaft versetzt, befindet sich doch mit Gehe auch einer der wichtigsten Großhändler in den Händen von Celesio. "Ich befürchte, dass Celesio meine Bestelldaten bei der Gehe dazu benutzen könnte, sich Standortinformationen für die Eröffnung eigener Filialen zu verschaffen. Das ist natürlich ein unhaltbarer Zustand", sagt Christian Bartz, Inhaber der Erika Apotheke in Hamburg und Mitglied der Partner-Apotheken. Auch andere Apotheker sind empört. "Wir sägen uns doch nicht den Ast ab, auf dem wir sitzen. Gehe ist ein leistungsfähiger Großhandelsbetrieb, aber solange ich davon ausgehen muss, dass mein Lieferant meine Daten nutzt, um neben mir eine eigene Apotheke zu eröffnen, kann ich die Geschäftsbeziehung nicht mehr aufrechterhalten", sagt beispielsweise Partner-Apotheker Michael Schmager, Inhaber der Bille-Apotheke in Hamburg.

Diesen Worten lassen die Apotheken Taten folgen: Zusammen mit anderen Kollegen fordern sie Celesio zur Abgabe einer Datenschutz-Erklärung auf. Bis Celesio sich nicht schriftlich verpflichtet, die bei der Gehe entstandenen Daten nicht für die Gründung eigener Apotheken zu nutzen, wollen sich die Apotheken lieber von anderen Großhändlern beliefern lassen. Peter Menk, Geschäftsführer der Partner-Apotheken, sagt dazu: "Aufgrund der umfangreichen Lieferbeziehungen hat der Pharmagroßhandel üblicherweise detaillierten Einblick in die Geschäfte der Apotheke und kann entsprechende Rückschlüsse auf den Standort ziehen. Das kann dann zum Problem werden, wenn der Lieferant zum Wettbewerber wird. Um hier Sicherheit für die Apotheke zu schaffen, kann ich die Forderung nach einer Datenschutz-Erklärung nur unterstützen."

Die Datenschutzerklärung

Celesio soll nach dem Willen der Partner-Apotheken folgende Datenschutzerklärung unterzeichnen:

"Die XY-Apotheke, im Folgenden als ‚Apotheke‘ bezeichnet, und die Gehe Pharmahandel GmbH unterhalten eine regelmäßige Geschäftsbeziehung. Im Rahmen dieser Geschäftsbeziehung ist es möglich, dass die Gehe Pharmahandel GmbH durch die Warenbelieferung Einblicke in Umsatz- und Sortimentsstruktur der Apotheke erlangt.

Die Gehe Pharmahandel GmbH ist Teil der Celesio-Gruppe. Die Celesio-Gruppe betreibt im deutschen Markt zukünftig über ihre Tochter DocMorris Einzel- und Versandhandel mit Arzneimitteln und wird damit möglicherweise zum Wettbewerber der Apotheke.

Um eine Verwendung der aus der Geschäftsbeziehung mit der Apotheke gewonnenen Erkenntnisse für Zwecke von Apotheken-Neugründungen und/oder gezielten anderweitigen Wettbewerbsaktivitäten zu Lasten der Apotheke auszuschließen, versichert Celesio der Apotheke, bei der Gehe generierte Daten der Apotheke und die daraus gewonnenen Erkenntnisse nicht dazu zu nutzen, um im Umkreis von 3 km um den Standort der Apotheke selbst oder durch verbundene Unternehmen eigene Einzelhandelsaktivitäten zu betreiben. Ferner versichert die Celesio, keine Personen, die Zugriff zu den Daten der Apotheke haben oder gehabt haben können in solche Aktivitäten einzubinden. Diese Versicherung gilt für den Zeitraum der Geschäftsbeziehung zwischen der Apotheke und einer Gesellschaft der Celesio-Gruppe und für einen Zeitraum von 24 Monaten nach Beendigung einer solchen Geschäftsbeziehung.

Für jeden Fall einer Zuwiderhandlung verpflichtet sich Celesio zur Zahlung einer Vertragsstrafe in Höhe von Euro 200.000,-. Die Geltendmachung eines darüber hinausgehenden Schadens bleibt der Apotheke vorbehalten." .

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