Oesterle umwirbt Abgeordnete

STUTTART (diz). Celesio-Chef Fritz Oesterle versucht, auch bei den Abgeordneten des Deutschen Bundestags für seinen Deal zu werben und seine Beweggründe für den Kauf von DocMorris darzustellen. Mit wohlgeformten Worten umschmeichelt er die Politiker, den ordnungspolitischen Rahmen nicht den Gerichten zu überlassen, sondern "die Gestaltungskraft muss von der Politik wahrgenommen werden." Hier der Brief im Wortlaut – in den folgenden Ausgaben der DAZ werden wir Sie über die Reaktionen der Politiker informieren. .
Politiker sollen pro Fremdbesitz entscheiden, bevor es die Gerichte tun

An das Mitglied des Deutschen Bundestages
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Platz der Republik 1
11011 Berlin
Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
die Celesio AG hat heute eine wichtige Entscheidung getroffen, die den deutschen Gesundheitsmarkt betrifft und auch mit Blick auf die europäischen Herausforderungen im Gesundheitswesen ein wichtiger und konsequenter Schritt ist. Auf ihrer Hauptversammlung hat die Celesio AG die Übernahme von DocMorris bekannt gegeben. Aus diesem Grund ist es uns wichtig, Sie sofort und persönlich darüber zu informieren.
Warum haben wir diesen unternehmerischen Schritt vollzogen? Erstens wollen wir ein klares Zeichen gegen Discountanbieter und apothekenferne in- und ausländische Interessenten setzen. Zweitens wollen wir damit in Deutschland das hohe Niveau der Arzneimittelversorgung sichern und den vor uns liegenden Prozess der Liberalisierung im Apothekenwesen aktiv gestalten. Drittens wollen wir in diesem Prozess mit der Übernahme der einzigen beim Endverbraucher in Deutschland bekannten Apothekenmarke die Position der Kunden unserer deutschen Großhandels-Tochter Gehe im Wettbewerb stärken.
Sie wissen, dass das Thema der Liberalisierung des Apothekenmarktes sowohl in Deutschland als auch auf europäischer Ebene heftig diskutiert wird. Eindeutige Signale aus der Europäischen Union weisen unmissverständlich darauf hin, dass der Prozess der Liberalisierung nicht mehr aufzuhalten sein wird. Die Tatsache, dass seitens der Europäischen Kommission und des Gerichtshofes zurzeit wettbewerbsrechtliche Untersuchungen gegen Italien, Spanien, Österreich und Frankreich veranlasst sind, wird auch in Deutschland Veränderungen mit sich bringen.
Darüber hinaus hat die Politik in Deutschland bereits mit der Zulassung der Apotheke einer ausländischen Kapitalgesellschaft im Saarland Fakten geschaffen und damit das deutsche Fremdbesitzverbot in Frage gestellt. Viele Sachverständige gehen davon aus, dass der Europäische Gerichtshof diese Fakten bestätigen wird.
Wir sind der Überzeugung, dass die Herausforderungen im deutschen und europäischen Gesundheitswesen in einem kreativen Miteinander von Politik und Wirtschaft, von Parlament und Gesellschaft bewältigt werden können. Dabei sollte der Primat der Politik gelten, das heißt, dass wir den ordnungspolitischen Rahmen nicht den Gerichten überlassen dürfen, sondern die Gestaltungskraft von der Politik wahrgenommen werden muss. Die Wirtschaft muss dabei ihre Kompetenz und ihren Willen zur Kooperation einbringen. Dazu sind wir von der Celesio AG bereit.

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