Ritter des grünen Kreuzes

Es war keine Katze mehr, die Celesio-Chef Oesterle auf der Hauptversammlung aus dem Sack gelassen hat, es war ein ausgewachsener Tiger. Mit dem Schachzug, die Mehrheit an DocMorris, dem Erzfeind der deutschen Apotheken, zu erwerben, hat er Fakten geschaffen, die sich mit Sicherheit auf die Entwicklung unserer Apothekenlandschaft auswirken werden. Für Oesterle war es eine logische Konsequenz: Er war und ist schon immer überzeugt, dass für seinen Konzern Wachstum nur noch im Einzelhandel möglich ist, nicht mehr im Großhandel. Der Apothekenmarkt in Großbritannien und in anderen europäischen Ländern, an denen Celesio kräftig mit Apothekenketten partizipiert, hat es gezeigt. Zudem ist DocMorris mit einem Bekanntheitsgrad von 40% die populärste Apothekenmarke in Deutschland. Das DocMorris-Franchise-Konzept stellt sich für Oesterle als erfolgreich dar: schon im ersten Quartal gibt es rund 20 DocMorris-Apotheken, etwa 80 sollen in diesem Jahr noch dazu kommen, das Interesse an der Franchise-Kooperation sei riesig. Und nicht zuletzt ist für Oesterle auch das Versandhandelsgeschäft des niederländischen Unternehmens von Interesse: es ist die mit Abstand größte Versandapotheke Europas. Was kann es da Schöneres geben, als alles in einer Hand zu halten: den Großhandel, eine Versand-apotheke und tausende von Apotheken in Europa als Vertriebsstätten?

Seine rasche Entscheidung für die Mehrheitsübernahme wusste der gelernte Jurist zu rechtfertigen: Man habe so verhindert, dass sich apothekenfremde Unternehmen in den deutschen Apothekenmarkt einkaufen. Das sei doch sicher auch im Interesse der Celesio- und Gehe-Kunden, oder etwa nicht? Oesterle sieht sich damit wohl als Retter des deutschen Apothekenwesens.

Der nächste logische Schritt, auf den Oesterle nun zusteuert und für den er die noch notwendigen Strippen auf europäischer Ebene ziehen muss, ist die geordnete Liberalisierung des deutschen Marktes. Die will er nicht den Zufällen irgendwelcher Rechtsprechungen überlassen. Vielmehr sollte sich die Berufspolitik der Apotheker bewegen und zusammen mit der Politik Weichen stellen für Ordnung im Markt. Wenn es nach Oesterle ginge, dann sollte das Fremd- und Mehrbesitzverbot fallen, es sollten Ketten erlaubt werden, möglichst in Apothekerhand oder unter Beteiligung von apothekernahen Unternehmen (wie Celesio oder Gehe beispielsweise), und natürlich müsste die Niederlassungsfreiheit eingeschränkt werden, damit es nicht zu einem Hauen und Stechen käme. Eine Tageszeitung nannte Oesterle schon mal einen "Apotheker h. c.". Jetzt erscheint er uns auch noch als Ritter des grünen DocMorris-Kreuzes. Aus seiner Sicht clever gemacht, aber manchmal kommt es vielleicht doch anders …

Peter Ditzel

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