Es klemmt noch gewaltig

Die Klagen aus Apotheken über lieferunfähige Generikafirmen reißen nicht ab. Zwar hatten anfangs alle elf Arzneimittelhersteller, die mit der AOK Rabattverträge geschlossen haben, vollmundig erklärt, dass die neuen Anforderungen kein Thema für sie seien. Doch seit dem 1. April sieht die Generika-Welt in der Tat anders aus. Wo der Apotheker dem Patienten früher ohne Probleme sein bewährtes Generikum aushändigen konnte, so greift er nun oft ins Leere: defekt, nicht lieferbar. Die AOK, die sich täglich über die Lieferfähigkeit von den Herstellern informieren lässt, räumt mittlerweile ein, dass es zu Lieferschwierigkeiten kommt. Kein Wunder. Eine Marktabdeckung, um die AOK-Patienten reibungslos beliefern zu können, ist eben nicht von jetzt auf nachher zu erreichen. Das musste selbst der weltgrößte Generikahersteller Teva einsehen. Trotz Mobilisierung aller Reserven ist es ihm nur partiell gelungen, innerhalb von wenigen Wochen die Lieferfähigkeit ohne Wenn und Aber zu erfüllen. Auch das kein Wunder – wusste er bei Abschluss des Vertrags doch nicht, welche Nachfrage auf ihn zukommt, wie viele Ärzte ihre Patienten umstellen. Wie müssen da erst die noch kleineren Nachahmerhersteller kämpfen.

Neben der Suche nach lieferfähigen Präparaten für die AOK-Patienten muss der Apotheker zusätzlich deutlich viel Zeit in Aufklärungsarbeit der AOK-Patienten stecken: Warum bekommen sie nicht mehr ihr gewohntes Präparat? – Wieso sieht die Packung jetzt anders aus? – Wirkt es noch genauso gut? Auch hier räumt die AOK nun Versäumnisse ein. Wie auf einer Pressekonferenz in Frankfurt zu erfahren war, haben sich Deutscher Apothekerverband und AOK zusammengesetzt und einen neuen Flyer zur Information der Patienten entwickelt, der in dieser Woche über Apotheken verteilt werden soll.

Da drängt sich doch die Frage auf: War der AOK-Rabattvertrag von der Kasse und den Herstellern, die den Zuschlag bekommen haben, stümperhaft vorbereitet? Der baden-württembergische AOK-Vize kann sich zwar rühmen, den Markt kräftig aufgemischt zu haben. Das ging aber auf jeden Fall zu Lasten der Patienten und der Apotheker. Möglicherweise kommt der Schnellschuss als Bumerang auf die AOK zurück: Laut amtlicher Statistik hat die Gesundheitskasse seit Januar bereits 180.000 Versicherte verloren.

Nur die Ärzte klagen kaum. Sie erhalten für die "Umstellungsgespräche" ein Honorar, in Hessen beispielsweise zehn Euro pro Wirkstoff und Patient im Quartal. Wer klärt da nicht gerne auf?

Peter Ditzel

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