Oesterle: Fremdbesitz kommt bald

BERLIN (ks). Fritz Oesterle, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Celesio AG, geht davon aus, dass das deutsche Fremd- und Mehrbesitzverbot für Apotheken schon in Kürze fallen wird. Da die Apotheker-Funktionäre diese Entwicklung nicht wahrhaben wollten, sei auf dem Apothekenmarkt mit einem "Wildwest-Szenario" zu rechnen, sagte er in einem Interview mit dem "Handelsblatt" (Ausgabe vom 18. April).

Celesio-Chef warnt vor unregulierter Liberalisierung des Apothekenmarktes

Oesterle ist überzeugt, dass die griechische Optiker-Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs "eins zu eins" auf den deutschen Apothekenmarkt übertragbar ist: "Es gibt keinen Grund, weshalb ein angestellter Apotheker seinen Beruf nicht genauso pflichtbewusst ausüben sollte, wie einer, dem sein Geschäft gehört". Daher sieht der Celesio-Chef das Fremd-und Mehrbesitzverbot in seiner jetzigen Form binnen eines Jahres fallen. Aus seiner Sicht ist es für die Apotheken "bereits fünf nach zwölf". Doch statt den Liberalisierungsbemühungen offen zu begegnen und sich so einen Teil ihrer Privilegien zu sichern, übten sich die deutschen Apotheker in einer "Wagenburg-Mentalität", erklärte Oesterle. In Frankreich und Italien seien die Apotheker in einer ähnlichen Situation – doch dort werde verhandelt. Auch in Großbritannien – wo Celesio bereits über 1500 Apotheken hält – habe die Politik klare Spielregeln aufgestellt, bevor Ketten zugelassen wurden. Hierzulande sehe es jedoch so aus, als werde es "zu einem Wildwest-Szenario, einer völlig unregulierten Liberalisierung kommen". Angesichts der in Deutschland bestehenden Niederlassungsfreiheit werde jeder, der es will, eine Apotheke eröffnen können. Vor allem die großen Drogerieketten sieht Oesterle bereits in den Startlöchern sitzen. Bestehende Apotheken zu kaufen mache für sie keinen Sinn, wenn sie eigene eröffnen können. Die Folge werde ein "gnadenloser Verdrängungswettbewerb" sein, bei dem die unabhängigen Apotheker alleine keine Chance mehr hätten und viele Apotheken "de facto unverkäuflich" würden. Komme es dann auch noch zu einem harten Preiswettbewerb, sei zu befürchten, dass die Versorgung im Land zusammenbricht. Da in einem von Drogeriemärkten dominierten Markt die Margen ins Bodenlose sinken würden, sei auch für Celesio ein Einstieg ins deutsche Apothekenketten-Geschäft betriebswirtschaftlich wenig attraktiv. Oesterle hält es daher nicht für ausgemacht, dass sein Unternehmen deutsche Apotheken kaufen werde. .

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.