Gerüchteküche kocht Übernahmen

(lk). Angetrieben von Übernahmephantasien in mehreren Sektoren sowie Aussagen der amerikanischen Notenbank Fed, konnte der Euro Stoxx 50 in der vergangenen Woche wieder die psychologisch wichtige Marke von 4000 Punkten überwinden. Bis Donnerstagabend ging es für den europäischen Leitindex um 4,7% auf 4170 Zähler nach oben.
b Euro Stoxx 50-Kurzbericht (12. Kalenderwoche)

Insbesondere die Aussage der Fed, die nicht mehr von möglichen Zinserhöhungen sondern von Zinsanpassungen in der Zukunft spricht, sorgte für Interpretationsmöglichkeiten. Allerdings konzentrierten sich die Finanzexperten darauf, diese Aussage positiv zu deuten, was den Märkten zu einem deutlichen Aufschwung verhalf. Dass die Notenbank die Leitzinssätze zunächst wie erwartet unangetastet ließ, spielt nur eine Nebenrolle. Einen positiven Einfluss auf das Marktgeschehen hatten auch die jüngsten Daten zum amerikanischen Immobilienmarkt, die besser ausfielen als erwartet. Ansonsten waren es maßgeblich die bereits erwähnten Übernahmephantasien, die bei den betroffenen Werten zu deutlichen Kursgewinnen führten und somit auch den Gesamtmarkt nach oben trieben. Die Experten gehen davon aus, dass der Euro Stoxx 50 auch in den kommenden Tagen noch Potenzial nach oben hat. Einzige Voraussetzung: Die Marke von 4000 Punkten darf nicht wieder unterschritten werden.

Übernahmegerüchte beeinflussten in der vergangenen Woche insbesondere die Kursentwicklung der europäischen Finanztitel. Im Mittelpunkt des Interesses standen dabei die niederländische Großbank ABN Amro sowie das englische Kreditinstitut Barclays Bank Britische Zeitungen hatten berichtet, dass Barclays der ABN ein Angebot gemacht habe, gemeinsam einen 80 Mrd. Pfund schweren, global aufgestellten Konzern zu gründen. Wie von Händlern zu hören war, wäre eine Fusion für beide Seiten von Vorteil. Zudem soll es erste Gespräche gegeben haben, in denen bereits festgelegt wurde, dass im Falle eines Zusammenschlusses der Holding-Sitz in Großbritannien und das operative Hauptquartier in Amsterdam wäre. Außerdem würde offenbar der Unternehmenschef von Barclays gestellt, während der Aufsichtsratschef aus dem Hause ABN Amro kommen würde.

Im Zeichen von möglichen Übernahmen stand auch der britische Tabakkonzern Imperial Zum einen befürchten die Börsianer, der Konzern könne sein Angebot für den französisch-spanischen Konkurrenten Altadis erhöhen. Zum anderen besteht die Gefahr, dass Tobacco selbst zum Ziel einer Übernahme wird. Dies könnte passieren, wenn sich Altadis mit dem amerikanischen Unternehmen Altria verbündet.

Während die Gerüchte um ABN und Barclays die Hauptrolle im Finanzsektor spielten, hatte der britische Versicherer Prudential eine nicht unbedeutende Nebenrolle inne. Einem Bericht des "The Observer" zufolge plant der Hedge-Fonds Tosca den Aufbau einer Beteiligung an Prudential. Für die Experten ist das ein Zeichen dafür, dass die Anleger auf eine Aufspaltung des Unternehmens drängen könnten. Zudem machten Gerüchte die Runde, dass der amerikanische Versicherungskonzern American International Group angeblich ein Angebot von 850 Pence je Prudential-Aktie abgeben möchte.

Auch vor dem Luftfahrtsektor machten die Übernahmegerüchte keinen Halt. Demnach besteht bei der Deutschen Lufthansa gesteigertes Interesse an einer Übernahme des spanischen Konkurrenten Iberia In diesem Fall könnte sie sich eventuell mit British Airways streiten, die auch immer mal wieder als potenzieller Käufer von Iberia genannt werden. Weder die Lufthansa noch Iberia selbst wollten die Gerüchte kommentieren. Während die Deutschen jeglichen Kommentar ablehnten, teilte Iberia mit, dass man kein neues Übernahmeangebot erhalten habe.

Erfreut zeigten sich die Börsenhändler über die Geschäftszahlen des niederländischen Einzelhandelskonzerns Ahold für das Geschäftsjahr 2006. Besonders positiv bewerteten sie zudem den Margenausblick für das laufende Geschäftsjahr sowie die Anhebung des Aktienrückkaufprogramms von 2 auf 3 Mrd. Euro. Ein wenig enttäuscht zeigte sich der Markt lediglich in Bezug auf die Entwicklung im vierten Quartal. Allerdings ist hier noch nicht ganz klar, welche Faktoren sich als besonders belastend herausgestellt haben..

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.