Das Ende der nächsten Blase?

(hps). Nach kurzer Verschnaufpause wurde an den Weltbörsen wieder scharf geschossen. Zunächst konnte sich der Dax nach dem ersten rasanten Kursverfall wieder leicht stabilisieren. Doch die Erholung stand auf tönernen Füßen und als die Immobilienkrise in den USA immer weitere Kreise zog, ließen sich die Bären nicht lange bitten. Das Vertrauen der Anleger dürfte nun auf absehbare Zeit gründlich erschüttert sein.

Der US-Immobilienmarkt könnte einbrechen und die Börsen mit sich ziehen

Der Dax war an unserem ersten Kursziel von 6500 Punkten angekommen und setzte dann erwartungsgemäß zu einem Erholungsversuch an, der allerdings schon bei 6700 Punkten auf Grund lief. Ein wesentlicher Grund hierfür liegt in der Immobilienkrise in den USA. Die sinkenden Grundstückspreise haben nun die New Century, eines der größten Unternehmen für zweitklassige Hypothekenkredite in den USA, in den Ruin geführt. Weitere Unternehmen der Branche stellen ebenfalls ihre Zahlungen ein. Es ist davon auszugehen, dass dies erst der Anfang einer großangelegten Pleitewelle ist. Einer Schätzung zur Folge dürften rund 20% dieser zweitklassigen Kredite ausfallen, das entspräche ca. 1,1 Millionen Eigenheime, die unter den Hammer kämen.

Regelmäßig wurde an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die exzessive Kreditvergabe auf Eigenheime zu Problemen bei den Gläubigerbanken führen muss. Das Geld ist zumeist im Konsum versickert, während die beliehenen Immobilien inzwischen oft nicht mehr die erforderliche Kreditdeckung aufweisen. Nun droht eine große Angebotswelle an Notverkäufen. Viele Konsumenten werden jetzt auf die Bremse treten müssen, und schlimmer noch: Die Kreditrichtlinien der Banken dürften jetzt wesentlich verschärft werden – nicht nur bei den zweitklassigen Kreditnehmern – was den Häusermarkt und damit eine ganz wesentliche Stütze der US-Ökonomie massiv unter Druck setzen könnte. Die Spur der Gläubigerbanken reicht unterdessen bis zur UBS in der Schweiz. Der Niedergang der New Century und anderer Institute könnte so leicht eine Krise in der Verbraucherstimmung auslösen, die traditionell eng mit dem Wohl und Wehe des Aktienmarktes verbunden ist.

Zusätzlich auf der Agenda: Die so genannten "Carry Trades", bei denen niedrig verzinste Yen aufgenommen und in hochverzinslichen Festgeldanlagen – vorzugsweise US-Staatsanleihen – angelegt werden. Ein ganz wesentlicher Teil der US-Staatsver-schuldung wird auf diesem Weg finanziert. Nun gewinnt der Yen an Stärke und es entstehen Kursverluste beim Rücktausch der Währungsgelder, die an einem gewissen Punkt den Zinsvorsprung vollkommen aufzehren. Die Anleger trennen sich nun massenhaft von Ihren US-Geldanlagen, was den Dollar zusätzlich unter Druck setzt.

Unter diesen Umständen nur von einer "Korrektur" an der Börse zu sprechen, wäre sicher leichtsinnig. Denn im Gegensatz zu den Optimisten, die außer der Hoffnung auf ein "Soft Landing" der US-Konjunktur wenig zu bieten haben, sind die Argumente der Bären leider ziemlich stichhaltig.

Was haben Anleger noch vor wenigen Wochen alles aus Analystenkreisen zu hören bekommen, um die Standhaftigkeit des Aufschwungs zu beschwören. Großer Beliebtheit erfreute sich die These, der Kursaufschwung werde von so viel Skepsis begleitet, dass genügend frisches Geld zur Verfügung stünde, um die Indices immer weiter zu treiben. Dann haben ein paar Skeptiker verkauft und der Rest der Gurus wurde offensichtlich derart skeptisch, dass sie ihre Aktien gleich massenweise hinterher geworfen haben.

Seitdem herrscht Skepsis allerorten. "Aggressiv verkaufen" lautet die Aktienstrategie aus dem Hause Dresdner Kleinwort, der Ausverkauf sei noch nicht vorbei. Plötzlich taucht auch das Fossil und Orakel der US-Notenbank Alan Greenspan wieder auf und gibt eine Rezessionswarnung im Stile einer Wetterprognose ab. Es gäbe eine 33%ige Wahrscheinlichkeit für eine Rezession, so seine volkswirtschaftliche Regenprognose. Danke, Alan. Nachfolger Bernanke räumte unterdessen vor gut einer Woche anlässlich eines Vortrags an der Stanford University ein, dass der Anstieg bei den Energie- und Rohstoffpreisen den Kostensenkungseffekt durch Auslandsverlagerungen überkompensieren und somit die US-Inflation weiter anheizen könnte. Bislang hatte der Notenbankchef immer wieder die Aktienmärkte mit dem Hinweis beruhigt, dass der Inflationsdruck im Zuge der schwächeren Wirtschaft eher abnehmen werde und damit Hoffnungen auf eine Zinssenkung entfacht.

Fazit: Als Investor muss man sich einfach darüber im Klaren sein, dass Kaufempfehlungen und Markteinschätzungen gerne von heute auf morgen revidiert und ganz locker als Geschwätz von gestern abgetan werden. Für die Einschätzung der Lage lautet unser Credo von je her ganz banal: Wenn Gewinnschätzungen nach unten revidiert werden und sich volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen verschlechtern, muss das eine Korrektur an den Aktienmärkten nach sich ziehen. Selbst eine Zinssenkung hätte dies mittelfristig wohl kaum verhindern können.

Die weiteren Aussichten

Derart massive Kursrückschläge lassen sich erfahrungsgemäß nur durch einen regelrechten Ausverkauf umkehren. Die Anleger wissen jetzt, dass der Verkaufsdruck keiner kurzfristigen Laune entsprang. Als nächste Korrekturmarke bietet sich die Region um 6100-6200 Punkte im Dax an. Bis dahin sollte man nicht ins fallende Messer greifen. Etwas zurückhaltender ist dagegen die Frage zu beurteilen, ob an diesem Punkt tatsächlich schon die nachhaltige Kehrtwende gelingen wird. Bei ca. 6100 Punkten liegt zwar die untere Begrenzung des langfristigen Aufwärtstrends. Diese Linie könnte halten, sieht man sich das positive weltwirtschaftliche Umfeld an. Selbst bei der US-Immobilienkrise wird am Ende vielleicht nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Störend wirkt einzig, dass sehr viele Analysten unisono diesen Bereich bereits als Wendemarke ausgegeben haben. Und die haben sich bereits schon bei dem Ausmaß der gegenwärtigen Korrektur vertan – ebenfalls unisono. Dax vom 14.3. (15:00h): 6509 Punkte. .

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