Schwerpunkt Darmkrebs

Im Gespräch: "Darmkrebs ist ein Lifestyle-Problem"

Experimentelle und auch klinische Studien hatten die Hoffnung geweckt, dass mit Statinen und Acetylsalicylsäure nicht nur das Herzinfarktrisiko, sondern gleichzeitig auch noch das Darmkrebsrisiko reduziert werden könnte. Doch neuere Studienergebnisse lassen Zweifel aufkommen, ob mit diesen Strategien eine praktikable und wirkungsvolle Chemoprävention von Darmkrebs überhaupt möglich ist. Prof. Dr. Roland Schmid, Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der TU München, Klinikum rechts der Isar, sieht keinen Nutzen einer Statintherapie in der Chemoprävention von Darmkrebs. Im Gespräch mit der DAZ wies er darauf hin, dass die 2005 im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie von Poynter et al. bislang die einzige Studie sei, die einen positiven Effekt einer Statinbehandlung im Rahmen der Darmkrebsprävention zeigen konnte. Doch um ein Karzinom zu verhindern, müssten nach diesen Ergebnissen 4815 Patienten über fünf Jahre mit einem Statin behandelt werden.

Selbst bei einem zweifach erhöhten Darmkrebsrisiko der Patienten läge die number needed to treat immer noch bei 2400 und sei damit deutlich zu hoch. Auch nicht-steroidale Antirheumatika kommen nach Meinung von Professor Schmid wegen ihrer ungünstigen Nutzen/Risiko-Bilanz zur Chemoprävention nicht in Frage. Wenn überhaupt könne man momentan nur Calcium bzw. Calciumcarbonat empfehlen. Die neuesten Ergebnisse der Women's Health Initiative lassen allerdings Zweifel aufkommen. Keinen Einfluss habe die Hormonersatztherapie. Auch mit Vitamin C, Ballaststoffen oder Ursodiolen ließe sich das Darmkrebsrisiko nicht senken. Sein Resümee: "Darmkrebs ist ein Lifestyle-Problem - ein vernünftiger Body-mass-Index, eventuell Calcium und Selen sind die beste Protektion."

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