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GKV-Arzneimittelausgaben: Barmer meldet starken Kostenanstieg

BERLIN (ks). Auch im Januar 2006 sind die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel weiter nach oben geklettert. Eckart Fiedler, Vorstandschef der Barmer Ersatzkasse, erklärte, im ersten Monat des neuen Jahres habe seine Kasse rund 13 Prozent mehr für Arzneimittel ausgegeben als im Januar 2005. Dem "Tagesspiegel" (Ausgabe vom 20. Februar) sagte er, dass auch andere Kassen Steigerungen "im weit zweistelligen Bereich" verzeichneten. Insgesamt müsse die GKV mit einem Anstieg von 13 bis 14 Prozent rechnen.

Im gesamten letzten Jahr lag die Steigerungsrate im Arzneimittelbereich bei 16 Prozent bzw. rund 3,3 Milliarden Euro. Dass die neuerlichen Ausgabenzuwächse auf einer solch hohen Ausgangsbasis fußen, ist für Fiedler besonders alarmierend: Es wäre "ein Irrsinn, wenn wir uns das noch einmal erlauben würden". 2005 habe man den Anstieg noch mit dem Wegfall des zehnprozentigen Rabatts erklärt, den die Pharmaindustrie den Kassen bis dahin gewährt hatte. Nun sei damit nichts mehr zu entschuldigen, so der Barmer-Chef. Den Hauptgrund für die steigenden Arzneiausgaben sehen die Kassen bei den Ärzten. Sie müssten "sehr viel kritischer verordnen", forderte Fiedler. Problematisch – insbesondere im Zusammenhang mit Scheininnovationen – sei, dass Pharmareferenten für viele Ärzte offenbar die Hauptinformationsquelle seien. "Zwei Millionen Arztbesuche im Jahr hinterlassen ihre Spuren", sagte Fiedler.

Auch im Bundesgesundheitsministerium geht man davon aus, "dass das beschlossene Arzneimittelsparpaket allein nicht ausreicht, um die Ausgaben auf ein vernünftiges Maß zu senken". Ministeriumssprecher Klaus Vater forderte von Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) mehr Information und Kontrolle der Ärzte: "Sie müssen die Instrumente, die ihnen mit der Reform von 2004 an die Hand gegeben wurden, endlich konsequent nutzen." Konkret empfiehlt er eine "stringente Kosten-Nutzen-Berechnung" von Arzneimitteln. Kassen und KVen sollten damit das neu geschaffene Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen beauftragen.

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